In diesem StudyThing werden Sie Wissenswertes über Konzentration, Abschweifen und Multitasking lernen. Zum Einstieg beginnen wir mit einer kleinen Aufgabe:
Wenn Sie sich mit Inhalten befassen – wie gerade mit diesem StudyThing –, so wird Ihr Konzentrationsniveau nicht über die gesamte Zeit konstant sein, sondern schwanken. Stellen Sie bei sich fest: Immer wenn Ihnen beim weiteren Lesen des Textes auffällt, dass Ihre Konzentration nachlässt, markieren Sie die entsprechende Stelle und notieren Sie sich einen Begriff zur jeweiligen Stelle. Am Ende des Textes sollten Sie für die kurze Selbstanalyse noch ungefähr wissen, wann die Konzentration jeweils tief gewesen ist.
Aller Anfang ist schwer
Vielleicht fragen Sie sich: Wie soll ich mich konzentrieren können, wenn ich gar nicht motiviert bin…?
Der Anfang ist oft der schwierigste Schritt. Halten Sie sich vor Augen: Häufig kommt die Motivation erst beim Tun auf. Motivation ist häufig nichts, das man bereits von vornherein hat, sondern welche erst beim Erledigen der Aufgabe selbst entsteht. Denn Ihr Gedächtnis muss zuerst stimuliert werden, bevor sich Motivation und damit auch Konzentration entwickeln können. Sich dies zu vergegenwärtigen, hilft in vielen Fällen bereits. Sollte dies Ihnen noch nicht reichen, sich zu motivieren, so, kann Ihnen die 5-Minuten-Regel hilfreich sein. Mit diesem psychologischen Trick kann man sein Gehirn austricksen, indem man mit sich selbst vereinbart, man nähme die Aufgabe nur fünf Minuten mit viel Willenskraft in Angriff und lasse sie danach wieder sein, sollte sie sich im Moment einfach nicht gut anfühlen. Der Clou dabei ist, dass fünf Minuten in der Regel ausreichen, um die entsprechende Motivation und Konzentration für eine Aufgabe entstehen zu lassen.
Mehr dazu:
StudyThing «Mit der Zeit umgehen»
«How to Stop Procrastinating» von Ali Abdal
«The Motivation Myth» von Jeff Haden
Was Sie noch über Konzentration wissen sollten
Stellen Sie sich Ihre Aufmerksamkeit (respektive Ihre Konzentration) als eine begrenzte Ressource vor, wie zum Beispiel die Ladung einer Batterie. Weil die Ladung nicht bis ins Unendliche reicht, müssen Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf verschiedene Aufgaben aufteilen. Nehmen wir an, Sie haben eine äusserst schwere Aufgabe vor sich. Um diese zu erledigen, brauchen Sie besonders viel Aufmerksamkeit. Entsprechend haben Sie nicht mehr viel Aufmerksamkeit für andere Dinge übrig.
Was können Sie tun, um eine kognitive Überlastung (cognitive overload) zu vermeiden?
- Gönnen Sie sich genügend Pausen und planen Sie nicht allzu lange Lernabschnitte ein. Dadurch reduzieren Sie abschweifende Gedanken. Und nicht nur das: Es ist erwiesen, dass man mehr lernt, wenn man zum Beispiel über fünf Tage jeden Tag zehn Minuten – sagen wir Russisch – lernt, als wenn man sich einmal 50 Minuten am Stück dransetzt. (Lesen Sie mehr dazu im StudyThing «Gestaffelt lernen» oder lesen Sie weiter unten den Tipp zum gezielten Pause machen )
- Setzen Sie sich aktiv mit Themen auseinander. So wird es Ihnen leichter fallen, Ihre Aufmerksamkeit beizubehalten. Engagieren Sie sich aktiv im Unterricht und fragen Sie sich beim Lesen eines Textes ständig, was Sie gerade gelesen haben. Sehen Sie für weitere wertvolle Tipps rund ums aktive Lernen die beiden StudyThings «Wissen vertiefen» und «Aktiv sein» an.
- Beseitige, was Sie ablenkt: Wir haben Ihnen hierzu weiter unten unter «Den richtigen Arbeitsort wählen» und «Versuchen Sie es mal offline» einige Tipps zusammengestellt
Wenn Ihre Gedanken bei einer Aufgabe abschweifen…
…nennt man dies auch Mind-Wandering. Das ist ganz natürlich. Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist eben nicht unendlich. Es ist zwar nicht ganz einfach Mind-Wandering zu messen, doch verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass wir zwischen 30 Prozent bis sogar zu 90 Prozent durch Mind-Wandering abgelenkt sind. Solche «Tagträumereien» haben übrigens auch Positive: Sie bescheren uns kreative Einfälle.
Wie können Sie mit Mind-Wandering umgehen?
Versuchen Sie, sich beim Tagträumen zu ertappen, um Ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anstehende Aufgabe zu lenken. Notieren Sie abschweifenden Gedanken auf einen Zettel – so sind sie abgelegt und geistern nicht mehr ständig in deinem Kopf herum.
Apropos Ablenkung: Verzicht auf Multitasking
Nehmen wir einmal an, Sie schauen neben dem Lesen dieses Textes nebenbei Fernsehen. Wenn Sie anschliessend erzählen können, was im Fernsehen lief, so werden Sie diesen Text nicht ebensogut zusammenfassen können. Wenn Sie im Multitasking beherrschen, so sind Sie zwar gut darin, zwischen verschiedenen Aufgaben schnell hin- und herzuwechseln. Gesamthaft werden Sie aber weniger effizient sein, als wenn Sie Ihre Aufgaben separat erledigt hätten. Darüber hinaus führt Multitasking zu mehr Fehlern.
Nehmen Sie an folgendem Experiment tei und lassen Sie sich aufzeigen, wie selektiv unsere Wahrnehmung ist:
Möchten Sie mehr über den Einfluss von Musik auf das Lernen erfahren? Lesen Sie folgenden Tipp weiter unten zum Thema «Lernen und dazu Musik hören?»
Wenn Sie bis hierhin gekommen sind und Sie dabei vorher jene Stellen markiert haben, an denen Sie abgeschweift sind, so können Sie nun mit der Aufgabe zum Text weiterfahren.
Schauen Sie sich die Stellen nochmals an, an denen Sie abgeschweift sind. Fragen Sie sich nun, warum Sie bei den jeweiligen Stellen die Konzentration verloren haben:
- Ist die Textstelle zu langweilig, zu kompliziert oder nicht relevant für Sie gewesen?
- Sind Sie zu müde oder zu aufgeregt gewesen?
- Wurden Sie abgelenkt?
- Oder …?
Das eigene Arbeits- und Lernverhalten und die eigene Konzentration zu beobachten, kann ein hilfreicher Schritt zu mehr Konzentration sein. Achten Sie darauf, was Sie ablenkt und passen Sie Ihre Arbeitsweisen entsprechend an.
Das können Sie auch systematisch über eine ganze Woche machen. Danach schauen Sie sich alle Einträge an und suchen nach Regelmässigkeiten. Dazu können sogenannte Journaling-Apps wie Flexible Journal, Journaly, Custom Journal oder Journalistic hilfreich sein.
Sie möchten mehr Thema Konzentration wissen? Hier finden Sie weitere spannende Informationen!
Baumeister, R. F., & Tierney, J. (2012). Die Macht der Disziplin. Wie wir unseren Willen trainieren können. Frankfurt am Main: Campus.
Weinstein, Y., Sumeracki, M., & Caviglioli, O. (2018). Understanding how we learn. A visual guide. London: Routledge, S. 60 ff.
The Learning Scientist Blog-Post zu Mind-Wandering
The Learning Scientist Blog-Post zu Multi-Tasking
Aktivitäten / Techniken / Tipps
Den richtigen Arbeitsort wählen und den Arbeitsplatz sauber halten
Einen geeigneten Arbeitsplatz wählen: Überlegen Sie sich, wo Sie welche Arbeiten am besten erledigen können. Der heimische Schreibtisch muss nicht immer die beste Wahl sein. Was könnte Sie an unterschiedlichen Orten ablenken? Achten Sie ebenfalls darauf, dass Sie gut sitzen oder stehen können, denn auch Beschwerden durch ungesunde Haltungen lenken ab. Schliesslich sollten die Arbeitsorte auch angenehme Pausen ermöglichen.
Den Arbeitsplatz sauber halten: Ein unaufgeräumter Arbeitsplatz kann Ihre Konzentration immer wieder auf anderes lenken. Zum Beispiel auf die Süssigkeiten, die neben Ihnen liegen, oder auf den Stapel mit weiterer Arbeit. Letzterer können Sie nicht nur ablenken, sondern auch stressen – und Stress hemmt Konzentration.
Gezielt Pausen machen
Pausen sind wichtig, um über eine längere Zeitspanne konzentriert arbeiten zu können.
Wechslen Sie Ihre Körperposition: Sitzen Sie die meiste Zeit beim Arbeiten? Dann heisst es, aufstehen und sich bewegen. Frische Luft und genügend zu trinken sind Ihrer Erholung auch zuträglich. Oder legen Sie sich hin. Zur Sicherheit können Sie sich einen Wecker stellen.
Schlafen Sie genügend: Letztlich ist auch ausreichender – und vor allem genügend tiefer Schlaf – wichtige Voraussetzung für eine gute Konzentration. Wenn Sie zu gestresst für einen tiefen Schlaf sind, bieten sich Sport und entspannende Tätigkeiten an (Yoga, Mediation, angenehme Gespräche etc.).
Genügend und richtig essen und trinken
Was, wann und wieviel man isst und trinkt, hat auch einen Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit. Nach einer sehr sättigenden Mahlzeit, lernt es sich häufig schwieriger, weil der Körper zum Verdauen zusätzliches Blut in den Magen pumpt, welches dann dem Gehirn nicht zur Verfügung steht.
Essen Sie ausreichend und ballaststoffreich: Sie brauchen Energie, um Ihre Konzentration aufrechtzuerhalten. Übersättigen Sie sich aber nicht und essen Sie während der Lernphasen keine allzu «schweren» Mahlzeiten. Nehmen Sie zwischen dem konzentrieren Arbeiten lieber Obst und Gemüse mit vielen Ballaststoffen zu sich anstatt fettiger Speisen oder Speisen mit einem hohen Kohlehydratanteil. Zudem gibt es Lebensmittel, die für das Gehirn als besonders wertvoll gelten. Informationen und Rezepte zu diesen «Brainfoods» findenSie hier.
Trinken SIe genügend, d.h. zwei bis drei Liter pro Tag. Mit zu wenig Wasser im Körper nimmt Ihre Konzentration ab. Um über einen längeren Zeitraum konzentriert zu bleiben, sollten Sie zucker- und koffeinhaltige Getränke nur in beschränkten Mengen zu sich nehmen. Deshalb lieber Wasser oder Tee als eine Cola.
Wollen Sie mehr wissen? Wissenschaftliche Informationen zum Thema finden Sie hier.
Lernen und dazu Musik hören – funktioniert das?
Sie erinnern sich, dass Menschen nicht fähig zum Multitasking sind? Es gibt allerdings eine Ausnahme: Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen kann Musikhören in gewissen Fällen helfen, uns besser zu konzentrieren. Musik macht uns zwar nicht intelligenter, aber sie kann uns besser gelaunt stimmen, wenn wir lernen. Und gute Laune hat wiederum einen positiven Effekt auf die Konzentration und das Lernen.
Wann soll ich zum Lernen Musik hören?
Musik hilft nur in gewissen Fällen. Bei Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, empfiehlt es sich, auf Musik zu verzichten. Bei Aufgaben, bei denen vor allem Kreativität gefordert ist, kann es sich lohnen, nebenbei Musik zu hören.
Welche Musik soll ich hören?
Musik ohne Worte kann einen positiven Einfluss auf deine Konzentration haben. Obwohl die Forschung zu Musik ohne Worte rät, ist es gemäss Forschenden noch wichtiger, dass wir Musik wählen, die wir mögen. Am besten probieren Sie es gleich selbst aus! Lesen Sie hier mehr zum Forschungsstand.
Versuchen Sie es mal offline
Ablenkungsfreie Zeit ist für das Lernen unabdingbar. Ihr Smartphone oder Laptop stehen Ihnen hierbei womöglich im Weg: Ständig aufpoppenden Push-Meldungen oder die interessanten Tabs in Ihren Browser erschweren es Ihnen, konzentriert zu bleiben.
Was können Sie dagegen tun? Setzen Sie sich ein Ziel: Nehmen Sie sich vor während der Lernzeit vor – zum Beispiel die nächsten 90 Minuten –, kein Internetzu benutzen (sofern dies für die anstehende Aufgabe überhaupt möglich ist). Erst wenn diese Zeit vorüber ist, erlauben Sie sich wieder, die Messenger-Nachrichten und Mails anschauen. Lesen Sie mehr über kurze Lernabschnitte voller Konzentration (Pomodoro-Technik) im StudyThing «Mit der Zeit umgehen».
- Für das Smartphone gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn: Studien zeigen, dass Menschen 62 Prozent mehr aufnehmen, wenn das Smartphone in einen anderen Raum liegt.
- Ablenkungen am Laptop nicht vergessen! Offene Anwendungen stören Ihre Konzentration. Schliessen Sie alle Fenster, die Sie im Moment nicht benötigen! Sie werden Ihre Arbeit schneller erledigen und können sich später wieder anderem zuwenden.
Ihnen ist das noch nicht radikal genug? Dann lesen Sie den Bestseller zu Deep Work:
Newport Cal. Konzentriert Arbeiten. Regeln für eine Welt voller Ablenkungen. München 2017.