Duale Kodierung
In diesem Beitrag geht es um das duale Kodieren – eine Lernmethode, in der geschriebene und visuelle Inhalte verzahnt werden.
In unseren Köpfen spielt sich dabei Folgendes ab: Für die Verarbeitung von verbalen und nonverbalen (zum Beispiel visuellen) Inhalten sind voneinander unabhängige Systeme zuständig.
Nehmen Sie Informationen nicht nur verbal als Text sondern auch visuell auf, so steigert sich der Lerneffekt, weil Sie diese Informationen über zwei separate Kanäle aufnehmen. Die gleiche Information wird folglich doppelt in zwei Formaten abgespeichert. Entsprechend bleiben bleiben zwei Wege offen fürs Erinnern. Wenn Sie Worte mit Bildern kombinieren, so setzen Sie eine effektive Lerntechnik ein, die zeitgleich auch Ihr Arbeitsgedächtnis entlastet.
Merken Sie sich: Grafische Veranschaulichungen helfen Ihnen beim effektiven Lernen – ganz unabhängig von Ihren Vorlieben. Am besten lernen Sie, in dem Sie verbale (Texte im Buch) und visuelle Inhalte (Grafiken) kombinieren.
Doch beachten Sie: Überfordern Sie hierbei Ihr Arbeitsgedächtnis nicht. Zuviel des Guten kann dem Lernen schaden. Der Schlüssel zum Lernerfolg ist, dass Sie sowohl nur relevante Bilder als auch nur nur relevante Texte einbeziehen. Ansonsten droht ein sogenannter Cognitive Overload.
Schon der Volksmund weiss: «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.»
Weitere Informationen
Brown, P. C, Roedinger Ill, H., & McDaniel, M. A. (2019). Das merk ich mir! Erfolgreich lernen und für immer behalten mit der Make-it-Stick-Methode. München: Goldmann.
Weinstein, Y., Sumeracki, M., & Caviglioli, O. (2018). Understanding how we learn. A visual guide. London: Routledge, S. 93 ff.
Go into action!
Folgend finden Sie einige Beispiele, wie Sie Visualisierungen beim Lernen effektiv einsetzen können. Zu den typische Visualisierungen gehören Infografiken, Zeitstrahle, Diagramme, Mind Maps, Concept Maps oder Zeichnungen – doch der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Zeichnen Sie, was das Zeug hält!
Wenn Sie sich Ihre Unterlagen anschauen, suchen Sie nach Grafiken und vergleichen Sie diese mit dem Text:
- Wie werden die Grafiken beschrieben?
- Inwiefern zeigen die Grafiken auf, was im Text steht?
Decken Sie den Text ab und versuchen Sie, die Grafiken in eigenen Worten zu beschreiben.
Decken Sie nun die Grafiken ab, und versuchen Sie, den Text zu lesen und eigene Grafiken zu kreieren. Diese müssen nicht hübsch aussehen – wichtig ist, dass sie für Sie Sinn ergeben! Zeichnen Sie den Begriff auf so viele verschiedene Arten wie möglich auf ein Papier. Achten Sie darauf, dass die Grafiken die Beziehungen zwischen den verschiedenen Inhalten veranschaulichen.
Jetzt nur noch aktiv werden
Wenn Sie das Thema überschaut haben, so setzen Sie sich hin, ohne Ihre Unterlagen herbeizuziehen. Zeichnen Sie die Informationen, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind, auf verschiedene Weisen auf. Auf diese Weise steigern Sie Ihren Lerneffek. Lesen Sie mehr zum Thema im Studything «Aktiv sein».
Gewisse Darstellungsarten funktionieren für bestimmte Themenbereiche besonders gut. Sicherlich haben Sie in Geschichte mit Zeitstrahlen und in Biologie Diagramme gearbeitet, oder?
Tipp: Setzen Sie Karteikarten besonders effektiv ein, indem Sie auf diese zeichnen. Mehr dazu erfahren Sie im Studything «Aktiv sein».
Concept Maps und Mind Maps
Während Sie skizzieren, können Sie auch versuchen Ihren Vorlesungsstoff in eine Concept Map zu übertragen. Diese Form der Visualisierung eignet sich besonders gut, um miteinander verbundene Konzepte darzustellen und deren Beziehungen, Unterschiede und Überlappungen herauszuarbeiten. Hierzu erstellen Sie zunächst Kreise mit Ideen, Konzepten oder Begriffen. Anschliessend schaffen Sie Verknüpfungen zwischen den Kreisen. Beginnen Sie damit, eine Concept Map aus Ihrer blossen Erinnerung zu erstellen, ohne Ihre schriftlichen Unterlagen heranzuziehen. Erst wenn Sie an einem Punkt nicht mehr weiterkommen, so können Sie die betreffenden Stellen in Ihren Unterlagen nachschlagen. Seien Sie kreativ und probiere Sie es aus. Entscheidend ist, dass Sie Ihre eigene Concept Map erstellen. Abschreiben bringt hier nichts.
Hier finden Sie einen kurzen Videoausschnitt über eine Studentin, die mit Mind Maps arbeitet:
Tipp: Ihnen ist bereits bewusst, dass das klassische Zusammenfassen eine unglaublich ineffektive Lerntechnik ist? Effektiver ist es, etwa jede Woche ein eigenes Big Picture zu erstellen, und zwar aus Ihrer Erinnerung. Fügen Sie die Informationen einer Woche zusammen, durchschauen Sie die Zusammenhänge und erkennen Sie die Verbindungen.
Mentale Bilder verbessern Ihr Erinnerungsvermögen
Bisher haben wir von Visualisierungen gesprochen. Die Forschung zeigt, dass auch mentale Bilder unserem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen. Aus diesem Grund stellen wir Ihnen hier einige dieser Merkhilfen vor: Sagt Ihnen die «Loci-Methode» oder der «Gedankenpalast» etwas? Es handelt sich hierbei um zwei der wichtigsten mentalen Merkhilfen.
Im folgenden Video sind diese effektiven Mnemotechniken anschaulich erklärt: Ein Gedächtnis wie Sherlock Holmes (Loci Methode und Gedächtnispalast)
So gehen Sie nun vor: Nachdem Sie Ihr gesamtes Material zusammengesetellt haben, brechen Sie es in Kernpunkte herunter. Vermeiden Sie dabei ganze, vollständige Sätze. Wählen Sie einen Ort für Ihren Gedächtnispalast aus. Am besten eignet sich ein Ort, den Sie gut kennen und den Sie sich jederzeit in Erinnerung rufen können, zum Beispiel dein Wohnzimmer oder dein Lieblingscafé. Nun beginnen Sie damit, die Kernpunkte mit einer Stelle im «Palast» zu verknüpfen. Stellen Sie sich nun an dieser Stelle etwas Verrücktes vor, was Sie an den Kernpunkt erinnert. Das Ganze gleicht einem Sketch oder einer Geschichte. Es geht um mentale Bilder, die an eine Abfolge von physischen Orten geknüpft sind, um einen Hinweis bei Ihnen auszulösen sollen.
Auf der wunderbaren Website des Gedächtnisweltmeisters Alex Mullen finden Sie praktische Tipps, wie Sie Ihren eigenen Gedächtnispalast bauen können: https://mullenmemory.com/memory-palace-study-hacks
Wichtig: Der Gedächtnispalast ist keine Lernmethode, sondern lediglich ein Instrument, um bereits gelernten und verstandenen Stoff so zu organisieren, dass dieser zum Zeitpunkt der Prüfung abrufbar ist. Vorher muss das Thema gründlich verstanden worden sein.
Titelbild: «folders» by Ben Davis from the Noun Project