Aktiv sein

Hand aufs Herz?
Haben Sie sich auch schon dabei ertappt, dass beim Markieren von Texten nur Ihre Hand arbeitet, nicht aber Ihr Gehirn. Sie sind schon lange beim Ausgang oder bei einem Kaffee mit Freunden. „Markieren von Text“ aber auch wiederholtes Lesen oder Üben funktioniert deshalb oft ganz schlecht, weil Sie nicht bei der Sache sind und ja noch gar nicht wissen, was wichtig sein wird. Weil sie sich immer auf die gleiche Weise mit dem Stoff befassen, erscheint einem der Stoff bald geläufig, und das wird leicht mit Können verwechselt.

Wenn Sie effektiv studieren wollen, müssen Sie zwei Sachen wissen und anschliessend ausprobieren.

1. Forschende schlagen als Mittel gegen das Abschweifen einen Trick vor und nennen es «aktives Abrufen». Effektiv ist dies, weil Sie sofort merken, dass Sie abschweifen. Der Trick ist simpel: Sie lesen einen Abschnitt konzentriert – ohne zu markieren! Wenn Sie die erste Portion gelesen haben, geben Sie diesen wieder, ohne auf die Unterlagen zu schauen. Gelingt das, haben Sie zwei überzeugende Beweise: Sie sind konzentriert und Sie sehen sofort, wie gut Sie die den Abschnitt verstanden haben. Wenn Sie gar nichts abrufen können, haben Sie nur wenig Zeit verschwendet und können sofort wieder auf Konzentration schalten. Im guten Fall identifizieren Sie sofort Ihre Wissenslücken – dort, wo Sie nichts sagen können oder ins Stottern kommen — und Nachlesen können. Sie setzen also Ihre Zeit optimal ein und durch die hohe geistige Aktivität haben Sie gute Chancen, den Inhalt auch in Ihrem Langzeitgedächtnis zu speichern.
   
   Mehr dazu: StudyThing «An einer Hochschule studieren»
   
   
2. Beim ersten ausprobieren dieses Tricks des «aktiven Abrufens» fühlt sich das sehr unangenehm an: Sie werden sich unsicherer fühlen, weil diese Methode ungewohnt ist und Sie dabei auch sofort merken, was Sie vom Inhalte (noch) nicht komplett verstanden zu haben. Aber genau darum geht es! Mogeln Sie sich auf keinen Fall über diese Unannehmlichkeit hinweg. Sonst wirkt dieser Trick genau so wenig wie das unkonzentrierte „markieren von Textpassagen“. Halten Sie diese Unsicherheit aus und geben Sie den Text so wieder, dass Sie sich sicher fühlen. Und klar, Sie werden mehr Zeit brauchen, dafür haben Sie gut verstanden!

Und denken Sie daran: Lernen ist immer anstrengend, sonst wäre es nicht Lernen.

«Der Lernprozess verläuft gründlicher und nachhaltiger, wenn er Mühe macht. Müheloses Lernen ist, wie in den Sand zu schreiben – heute ist es da, morgen verschwunden. Wir können schlecht beurteilen, wann wir gut lernen und wann nicht. Wenn es schwieriger und langsamer wird und wir das Gefühl haben, nicht voranzukommen, fühlen wir uns zu Strategien hingezogen, die uns ergiebiger erscheinen, ohne zu ahnen, dass sie häufig nur vorübergehend von Nutzen sind.» (Brown/Roediger Ill/McDaniel, Make it Stick, S. 15 f.)»