von Christoph Niklaus, Teilnehmer CAS Digitalisierung und Soziale Arbeit, Juni 2023
Schlagworte wie «Wohnungsnot», «knapper Wohnraum» und «steigende Mietkosten» prägen momentan Diskurse und Schlagzeilen. Die Angebotslage auf dem Wohnungsmarkt ist zweifellos angespannt: Personen, die eine neue Wohnung suchen, sind daher mit anspruchsvollen Aufgaben und Fragestellungen konfrontiert.
Als Sozialarbeiter beim polyvalenten Sozialdienst Region Jegenstorf, beantwortet der Autor im beruflichen Kontext Fragen zur Wohnungssuche. Die Anfragen ähneln sich, die Anspruchsgruppe ist in diesem Praxisfeld der Sozialen Arbeit jedoch äusserst heterogen. Erschwerend kommt hinzu, dass meist wenig Beratungszeit zur Verfügung steht, und so die verschiedenen Aspekte der Wohnungssuche nicht vertieft erklärt werden können.
Im Praxisalltag ist daher ein Leitfaden gefragt, der einerseits Basisinformationen für die Wohnungssuche vermittelt, und andererseits Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten erreicht. Der Leitfaden soll die Personen befähigen, die Kompetenzen für die Wohnungssuche zu erwerben und die Selbstwirksamkeit zu stärken.
Im Rahmen des CAS «Digitalisierung und Soziale Arbeit», setzte er sein Vorhaben um, indem er ein Erklärvideo erstellte.
In einem ersten Schritt wurde festgelegt, welche grundlegenden Informationen für die Wohnungssuche vermittelt werden sollen. Dabei entstand eine Unterteilung in fünf thematische Blöcke:
Mittels Internetrecherchen sowie dem Austausch mit anderen Sozialarbeiter:innen, wurde definiert, wie die Themenbereiche inhaltlich ausgestaltet werden.
Dabei zeigte sich rasch, dass in den zwei Blocks «Bedürfnisse abklären» und «Unterlagen zusammenstellen» die Kerninformationen aufbereitet und vermittelt werden sollen:
So spielen auch im Bereich der Wohnungssuche die Finanzen eine wichtige Rolle. Gemäss dem Dachverband Budgetberatung Schweiz, sollten die Wohnkosten nicht mehr als 25% der Nettoeinnahmen betragen und für Personen, die wirtschaftliche Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen, gelten Mietzinsrichtlinien. Das heisst, die für die Ausrichtung der Sozialhilfe zuständige Gemeinde resp. das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV) legen die maximalen Mietkosten fest.
Damit die passende Wohnung gefunden wird, müssen Preis und Profil des gesuchten Objekts sowie andere Fragen geklärt sein, bevor die eigentliche Suche beginnt.
Nachdem der Inhalt der Themenblöcke erarbeitet war, stellte sich die Frage nach der Form des Leitfadens und dem Kanal für die Verbreitung, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der potentiellen Nutzer:innen abzudecken, und um möglichst viele Personen zu erreichen.
Gemäss dem Büro für leichte Sprache von Pro Infirmis, haben in der Schweiz 800’000 Menschen Mühe beim Lesen. Nach Einschätzung des Autors sind es oftmals fehlende oder mangelnde sprachliche Fähigkeiten sowie Unkenntnisse über bestimmte Funktionsweisen des schweizerischen Systems, die es Personen verunmöglichen, einfache administrative Vorgänge zu verstehen und zu partizipieren Die Wohnungssuche bündelt verschiedene Aufgaben, erfordert Kenntnisse über spezifische Vorgänge und ist in diesem Sinne ein komplexer Prozess.
Mit Blick auf die beschriebene Ausgangslage, entschied sich der Autor dazu, ein Erklärvideo zu erstellen. In einfacher Sprache, untermalt von Piktogrammen und Schlüsselwörter, soll der Prozess der Wohnungssuche dargestellt und erklärt werden.
Das Erklärvideo wurde zwischenzeitlich auf der Plattform Youtube.com publiziert und lässt sich hier betrachten.
Youtube.com wurde als Kanal und Publikationsort gewählt, weil sich das Erklärvideo so mittels HTML-Weblink in digitaler Form verschicken lässt. In der Alltagspraxis haben die Sozialarbeiter:innen bei entsprechenden Anfragen die Möglichkeit, den Leitfaden unmittelbar und zeitnahe an die entsprechenden Personen weiterzugeben.
Ausserdem eignet sich Youtube.com durchaus, weil die Plattform barrierefrei erreich- und bedienbar ist, und so die Zugänglichkeit für alle Personen gewährleistet ist. Mehr dazu im folgenden Podcast:
Abschliessend stellt sich die Frage, wie sich das Erklärvideo im Praxiseinsatz bewähren wird. Der Autor hat bisher nie mit einer ähnlichen digitalen Methode gearbeitet, und ist daher interessiert, welche Anspruchsgruppe sich auf diese Form der Informationsvermittlung einlässt und ggf. davon profitieren kann. Ausserdem ist er gespannt, welche Rückmeldungen ihn erreichen, und ob sich das Erklärvideo in Zukunft noch entwickelt.
Quellen
BIK für Alle. Barrierefrei informieren und kommunizieren. Gefunden unter:
https://bik-fuer-alle.de/leitfaden-barrierefreie-online-videos.html
Dachverband Budgetberatung Schweiz. Wohnkosten im Gesamtbudget. Gefunden unter:
Bundesamt für Sozialversicherung BSV. Mietkosten in den EL. Gefunden unter:
Pro Infirmis. Büro für Leichte Sprache. Das ist Leichte Sprache: Gefunden unter: