Wie hast du`s mit der digitalen Kommunikation?

von Dora Bernet, Teilnehmerin CAS Digitalisierung und Soziale Arbeit, Mai 2022

Mit einem eigens entwickelten Fragebogen wurde eine Befragung auf dem Sozialdienst Ebikon zum Einsatz analoger und digitaler Kommunikationsformen in der Beratung durchgeführt. Das Blended Counseling erwies sich dabei als nützliche Grundlage, um Reflexionen über den Beratungsprozess im Zeitalter der Digitalisierung anzustellen. Gerade bei Sozialhilfebeziehenden muss im Hinblick  auf Inklusions- und Exklusionsmechanismen ein besonderes Augenmerk auf die Förderung digitaler Grundkompetenzen gelegt werden.

Die Digitalisierung und Mediatisierung durchdringt unsere Lebenswelt. Sowohl als Privatpersonen als auch in der Rolle der Sozialarbeiter*in ist eine Kommunikation ohne das Internet kaum mehr vorstellbar. Diese Veränderung unserer Kommunikation wirkt auf Professionelle wie auch auf Adressat*innen der Sozialen Arbeit und stellen uns als Berater*innen vor neue Fragen (Engelhart, 2021, S. 35).

Befragung

Mit Hilfe eines Fragebogens* wurde eine Befragung im Team der Sozialarbeitenden des Sozialdienst Ebikons durchgeführt. Es ging darum, die Nutzung von analogen und digitalen Kommunikationsformen in verschiedenen Situationen der Beratung zu erfassen. Weiter sollte die Haltung der Sozialarbeitenden gegenüber der Digitalisierung abgefragt und die Bereitschaft, sich methodisch mit diesen neuen Formen der digitalen Kommunikation auseinanderzusetzen, herausgefunden werden.

Es ging nicht darum eine umfassende Analyse des digitalen Transformationsprozess unserer Organisation zu bestimmen. Dafür gibt es professionelle Angebote wie z.B. den DigitalCheck von sozialinfo.ch. Der Fokus lag klar auf dem Erfassen eines Ist-Zustandes, anhand dem weiterführende Überlegungen innerhalb des Sozialdienstes gemacht werden können.

Einige Ergebnisse der Befragung sind exemplarisch in folgender Grafik festgehalten:

(Abbildung 1: eigene Darstellung)

 

Die Umfrageergebnisse boten eine gute Diskussionsgrundlage und haben einen spannenden Reflexionsprozess im Team ausgelöst. Eine Stellungnahme der Leiterin des Sozialdienstes Ebikon, Susanne Gnekow, zu diesem Prozess hören Sie hier:

Abgeleitet von den Ergebnissen konnten Chancen und Risiken für den spezifischen Sozialdienst Ebikon abgeleitet werden und sind hier nicht weiter ausgeführt.

Blended Counseling als Basiswissen

In der Erarbeitung und Auswertung des Fragebogens, erwiesen sich die methodischen und theoretischen Grundlagen des Blended Counselings als sehr hilfreich.

Unter dem Begriff Blended Counseling lässt sich ein Beratungsprozess beschreiben, der medial über verschiedene Kommunikationskanäle geführt wird (Engelhardt, 2021, S. 141). Analoge Beratungsgespräche werden systematisch mit digitaler Kommunikation via E-Mail, Chat, Messenger oder Videotelefonie erweitert. In der Auseinandersetzung mit dem Konzept des Blended Counselings erfährt man, wie die einzelnen kommunikativen Settings zielführend, lebensweltnah, passgenau und datensicher in der Beratung eingesetzt werden können.

Eine systematische Implementierung des Blended Counselings in einen Sozialdienst ist mit zeitlichen und finanziellen Ressourcen verbunden, die oft nicht vorhanden sind.

Trotzdem scheint es unumgänglich, die eigene Beratungspraxis hinsichtlich der Digitalisierung zu reflektieren, um Inklusions- und Exklusionsmechanismen frühzeitig zu erkennen. Das kann durchaus gelingen, bedingt jedoch die Expertise mindestens einer Sozialarbeiter*in oder Leitungsperson, um die Reflexionsprozesse auszulösen und zu moderieren.

Digitale Grundkompetenz

Um unseren Auftrag als Sozialarbeitende im Kontext der Sozialhilfe zu erfüllen, ist es nebst den Diskussionen innerhalb des Teams ebenso zentral, mit unseren Adressat*innen in den Austausch über die Digitalisierung zu treten.

Aktuell ist wenig Wissen über die digitalen Kompetenzen unserer Adressat*innen vorhanden. Was generell unter digitalen Grundkompetenz zu verstehen ist, findet man hier. Das Risiko, von mangelnden digitalen Kompetenzen betroffen zu sein, ist jedoch gerade für Sozialhilfebeziehende sehr hoch. Armut, Arbeitslosigkeit, tiefes Bildungsniveau und Migrationshintergrund sind Risikofaktoren, um mangelnde digitale Kompetenzen auszuweisen und dadurch Exklusion zu befördern (Mühlemann, 2022).

Deshalb müssen sich Professionelle der Sozialen Arbeit im Bereich der Sozialhilfe mit der Digitalisierung in der Beratung auseinandersetzen, um ihren Auftrag erfüllen zu können. Nebst der Existenzsicherung ist es das Ziel der Sozialhilfe, die berufliche und soziale Integration zu fördern und wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Teilhabe zu ermöglichen (SKOS, 2021). Teilhabe ist jedoch nur möglich, wenn nebst technischer Ausstattung auch die entsprechenden digitalen Grundkompetenzen vorhanden sind. Das Merkblatt digitale Grundversorgung der SKOS bietet ein Argumentarium, dass Sozialhilfebeziehende befähigt werden müssen, um ihre Anschlussfähigkeit an die Digitalisierung nicht zu verlieren.

Die Digitalisierungsstrategien von Gemeinden stellen früher oder später gewisse digitale Anforderungen an die Wohnbevölkerung. Der Sozialdienst hat hierbei Personen im Fokus, die bereits mit hoher Exklusionsrisiken vorbelastet sind. In der Beratung können Bedürfnisse und Ausschlussmechanismen aufgrund der Digitalisierung erkannt werden, indem man sie zum Thema macht und nicht stillschweigend akzeptiert. Die Soziale Arbeit kann eine Position in Transformationsprozessen einnehmen und idealerweise dafür sorgen, dass sich Adressat*innen partizipativ einbringen können.

* Die Umfrage beinhaltet 36 Fragen und dauert ca. 15 Minuten. Gerne darf der Fragebogen bei Interesse dupliziert, auf eure Organisation angepasst und weiterentwickelt werden.

 

Literaturverzeichnis

Engelhardt, Emily M. (2021). Lehrbuch Onlineberatung (2. Aufl.). Vandenhoeck + Ruprecht.

Mühlemann, Chris (2022, April). Digitale Kompetenzen sind ungleich verteilt. Dossier Digitalisierung. https://www.sozialinfo.ch/digitalisierung/dossiers/digitale-kompetenzen-sind-ungleich-verteilt

Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (2021). SKOS CSIAS COSAS Richtlinien. https://rl.skos.ch/lexoverview-home/lex-RL_A_1

 

 

 

 

 

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