8. – 9. Juni 2021, Online-Workshop
Wenn sie ihre Gültigkeit und ihren Anteil an der gesellschaftlichen Erkenntnisproduktion nachweisen soll, wird die künstlerische Forschung gemeinhin nach ihren Methoden gefragt. Während es nicht nur angesichts der methodischen Vielfalt in etabliert(er)en wissenschaftlichen Disziplinen vermessen scheint, methodische Standardsets für so unterschiedliche Praktiken wie jene der künstlerischen Forschung zu veranschlagen, so muss doch jeder erkenntnissuchende Zugriff auf die Welt um als forschend im wissenschaftlichen Sinne zu gelten seine Vorgehensweisen erklären und überprüfbar machen können.
Das Forschungsprojekt «Moving in Every Direction» (MIED) untersucht räumliche Konfigurationen des Films mit künstlerischen Mitteln. Es schlägt die Diskussion um geeignete Formen von Notation als einen Zugang zu methodischen Fragen der künstlerischen Forschung vor. An diese Notationsformen stellen sich mannigfaltige Ansprüche: räumliche Settings filmischer Installationen im realen Raum sollen genauso verfügbar gemacht werden können wie die Durchdringung von realem und medialem Raum im (körperlichen) Erleben der Zuschauer:innen/Besucher:innen. Notationen werden darüber hinaus gleichermassen im Prozess der künstlerischen Formsuche und in der künstlerisch-wissenschaftlichen Analyse eingesetzt. Als Botenstoffe (oder immutable mobiles) übernehmen sie vermittelnde Funktionen: im künstlerischen Prozess gegenüber Kurator:innen und Techniker:innen, im forschenden Prozess gegenüber projektbezogenen Partner:innen und den wissenschaftlichen Peers. Als Mittel künstlerischer Reflexion dienen sie jedoch auch als zentrale Instrumente der (zeitlich und räumlich entrückten) Analyse und der Produktion von Erkenntnis.
Der Kick-off Workshop des Projektes MIED soll die zwei Themen der künstlerischen Forschung und ihrer genuinen Notationsformen miteinander verschränken. Als im Filmbereich angesiedelte Projektgruppe behandeln wir die Notation nicht als Aufschreibesystem sondern als Aufzeichnungssystem und möchten Möglichkeiten diskutieren, wie Künstlerinnen und Künstler sich mit ihren eigenen Mitteln im Forschungsprozess bewegen und innerhalb der Methodenvielfalt wissenschaftlicher Forschung etablieren können.
Der Workshop folgt dabei dem Modell eines Forschungskollegs und stellt geplante Vorgehensweisen von Nachwuchsforschenden im Rahmen bereits etablierter(er) Ansätze zur Diskussion. Neben den im Projekt mitarbeitenden PhD-Kandidat:innen werden weitere junge Forschende aus dem Umfeld der Hochschule Luzern eingeladen, um mit eingeladenen Expert:innen unterschiedlicher Felder in den Austausch zu treten und künstlerische Forschungsmethoden zu diskutieren.