Produktiver dank Homeoffice? Das Experiment in der Corona-Krise

Ein neuer Virus, eine weltweite Pandemie, ein Lockdown. Was nun? Unternehmen schicken ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice, um die Ausbreitung des Virus zu begrenzen. Doch können sie sich darauf verlassen, dass ihre Angestellten zuhause genauso produktiv arbeiten wie vor Ort? Oder gibt es sogar Zuwächse in der Arbeitsproduktivität bei bestimmten Tätigkeiten?

Ein studentischer Beitrag von Jessica Bättig, Laura De Luca, Julian Eichenberger, Marjana Gjoka, Tobias Kost, Jessica Schlatter und Yannick Zai

Insgesamt kann gesagt werden, dass weder die interviewten Arbeitnehmenden noch die Arbeitgebenden dem Homeoffice gegenüber abgeneigt sind. Sie sind der Meinung, dass dies auch ohne Pandemie viel früher hätte geschehen müssen und es dringend an der Zeit war, sich damit zu befassen. Dazu kommt, dass die meisten eine problemlose Umstellung ins Homeoffice genossen und die Arbeit ohne grossen Unterbruch weiterführen konnten.

Wenn die Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden auf die Produktivität angesprochen wurden, mussten sie sich erst einmal Gedanken machen. Die einfachste und meistaussagende Definition wurde wie folgt erklärt:

«Dass ich das erledigen kann, was ich mir pro Tag geplant habe. … Sodass ich mit einem guten Gefühl herausgehen kann und sagen kann, dass ich alles erledigen konnte, was ich mir vorgenommen habe» (Interview M.K., Z. 152-155).

Als fördernder Faktor der Arbeitsproduktivität wurde vor allem die Flexibilität erwähnt. Je mehr Freiheit man in der Tagesgestaltung hat, desto motivierter geht man an die Aufgaben heran. Dazu kommt, dass man sich nach Feierabend sofort anderen Tätigkeiten widmen kann. Eine der interviewten Personen baute beispielsweise neue sportliche Aktivitäten, wie Online-Yoga, in den Alltag ein. Auch gab es Arbeitnehmende, welche sich Zeitpläne mit Zielen erstellt haben. Diese wirken produktivitätsfördernd, da sie einen gewissen Druck verschaffen, die Arbeit tatsächlich zu erledigen. Eine Aussage war, dass man Belohnungssysteme anwenden soll, um die Motivation und den Produktivitätsgewinn zu erhöhen.

Neben den fördernden Faktoren gibt es aber auch Aspekte, welche die Arbeitsproduktivität beeinträchtigen können. Einer davon ist sicherlich die Ablenkung durch die Familie. Wenn sich eine Person nicht in ein ruhiges Zimmer zurückziehen kann, um die Arbeit vom restlichen Alltag zu trennen, führt dies schnell zu Störungen und Unterbrechungen während der Arbeitszeit. Das Mobiltelefon ist ebenfalls produktivitätshemmend. Der Drang, auf den Social-Media-Kanälen immer auf dem neusten Stand zu sein oder passende Musik einzustellen, wird von den interviewten Personen als störend empfunden.

Im Grossen und Ganzen kann aber gesagt werden, dass die Arbeitgebenden nicht den Eindruck hatten, dass ihre Mitarbeitenden weniger produktiv arbeiten. Sie konnten die Arbeitsproduktivität jedoch nicht explizit, sondern nur anhand von erledigten Arbeiten messen. Einige Teamleiter/-innen konnten die Anwesenheit der Angestellten über die Tools Skype oder Microsoft Teams und mit wöchentlichen Sitzungen überprüfen. Das Wichtigste an der ganzen Homeoffice-Situation ist und bleibt aber:

«Man sollte seinen Mitarbeitenden das Vertrauen schenken» (Interview D.P., Z. 258).

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