Die Hochschule Luzern verfolgt mit ihrem Feedback- und Evaluationskonzept die Strategie, einen stärkeren Fokus auf die kontinuierliche Unterrichtsentwicklung zu legen: Durch Lehrende selbstverantwortete und -gesteuerte Unterrichtsfeedbacks ergänzen die standardisierte Lehrevaluation mit quantitativem Fokus.
Absicht der Evaluationsstrategie ist, neben der standardisierten Lehrevaluation eine gelebte und dialogorientierte Qualitäts- und Feedbackkultur zu etablieren. Diese kontinuierliche und systematische Reflexion der eigenen Lehre nimmt somit einen zentralen Gedanken der Scholarship of Teaching and Learning auf (vgl. Felten 2013).
Diese Seite stellt sowohl Feedbackinstrumente für die kontinuierliche Unterrichtsentwicklung vor, wie auch Feedbackinstrumente für die Lernprozessbegleitung. Im Folgenden lernen Sie die Systematik von Feedback im Lehr-/Lernkontext kennen, um zielgerichtet die für Sie passenden Instrumente für ihre Lehre auszuwählen .
Zur Systematik von Feedback
Im Lehr-/Lernkontext lassen sich verschiedene Dimensionen von Feedback unterscheiden. Die erste Dimension der Unterscheidung betrifft den Gegenstand des Feedbacks: Lernfeedback hat das studentische Lernen zum Gegenstand, während Unterrichtsfeedback die Lehre zum Gegenstand hat. Lernfeedbacks lassen sich weiter unterscheiden, wie weiter unten dargelegt wird.
Eine zweite Dimension der Unterscheidung lässt sich anhand der Adressat:in des Feedbacks treffen: Feedback kann einerseits an die einzelnen Student:innen adressiert sein und gibt diesen Informationen zu ihrem individuellen Lernstand und zum Lernprozess. Andererseits kann Feedback an die Lehrenden adressiert sein. Es gibt diesen Informationen zum Lernstand der Lerngruppe.
Eine dritte Dimension der Unterscheidung lässt sich anhand der Absicht des Feedbacks machen. Feedback kann entweder darauf abzielen, Lernprozesse zu steuern und zu beeinflussen. Oder aber Feedback zielt auf die Unterrichtsentwicklung ab.
In allen drei Dimensionen ist die Unterscheidung nie ganz trennscharf: So gibt beispielsweise Feedback, welches darauf abzielt, Lernprozess zu steuern, in der Regel gleichzeitig auch Hinweise für mögliche Unterrichtsentwicklungen.
Ausgehend von diesen drei Dimensionen der Unterscheidung von Feedback ergeben sich drei verschiedene Arten von Feedback im Kontext von Lehr-/Lernszenarien: Unterrichtsfeedbacks, Lernstandfeedbacks und Lernfeedbacks.
Unterrichtsfeedback
Unterrichtsfeedbacks haben die Lehre zum Gegenstand. Sie haben das primäre Ziel, eine Rückmeldung zum aktuellen Unterrichtsgeschehen einzuholen, um den weiteren Verlauf gegebenenfalls anzupassen. Adressat:innen von Unterrichtsfeedback sind stets die Lehrenden. Feedbackgeber:innen können entweder Student:innen oder Kolleg:innen sein. Im Unterschied zu. nachfolgend beschriebenen Lernfeedback sind Unterrichtsfeedbacks weit gefasst und können jegliche Aspekte der Lehre umfassen.
Lernstandfeedback
Das Lernstandfeedback gibt Dozierenen Rückmeldungen zum Lernstand oder dem Lernprozess der Student:innengruppe. Diese Feedbackinstrumente werden oft auch unter dem Begriff der Classroom Assessment Techniques (vgl. Angelo und Cross 1993) gefasst. Bei Lernstandfeedbacks steht nicht das individuelle Lernen bzw. der individuelle Lernprozess der einzelnen Student:in im Fokus, sondern das Lernen der Lerngruppe als Ganzes. Aus diesem Grund sind Lernstandfeedbacks in der Regel anonymisiert. Lernstandfeedback sind vielfältige Produkte des studentischen Lernprozesses. Adressat:innen von Lernstandfeedback sind die Lehrenden. Die Ergebnisse dienen wie im Fall von Unterrichtsfeedbacks der Unterrichtsentwicklung, haben aber im Unterschied zu ersteren einen engeren Fokus auf studentisches Lernen an sich.
Lernfeedback
Das Lernfeedback nimmt den individuellen studentischen Lernprozess in den Fokus. Die Dozent:innen geben Feedback zum Lernprozess der Student:innen. Das Lernfeedback ist individualisiert und gibt der Lerner:in eine Rückmeldung zur Aufgabe, zum Lösungsprozess und zur Selbstregulation. Es vermeidet jedoch Rückmeldungen zur Person.
Dabei kommt das Feedback-Framework von John Hattie (2007) zum Einsatz, welches drei Aspekte von Feedback unterscheidet: „feed back“, „feed forward“ und „feed up“.
Zur Entwicklung einer umfassenden Feedback Literacy der Studierenden ist Feedback Uptake einer der entscheidenden Faktoren, wie Carless und Boud (2017) betonen: Es ist die Fähigkeit, nicht nur Feedback zu formulieren und entgegenzunehmen, sondern daraus Handlungen abzuleiten.
Bibliografie
Angelo, Thomas A., and K. Patricia Cross. 1993. Classroom Assessment Techniques: A Handbook for College Teachers. 2nd ed. The Jossey-Bass Higher and Adult Education Series. San Francisco: Jossey-Bass Publishers.
Hattie, John. 2015. ‘The Applicability of Visible Learning to Higher Education’. American Psychological Association 1 (1): 79–91. https://doi.org/10.1037/stl0000021.
Carless, David, and David Boud. 2018. ‘The Development of Student Feedback Literacy: Enabling Uptake of Feedback’. Assessment & Evaluation in Higher Education 43 (8): 1315–25. https://doi.org/10/gf5fmn.
Felten, Peter. 2013. ‘Principles of Good Practice in SoTL’. Teaching and Learning Inquiry 1 (1): 121–25. https://doi.org/10.20343/teachlearninqu.1.1.121.
Hattie, John und Helen Timperley. 2007. ‘The Power of Feedback’. Review of Educational Research 77 (1): 81–112. https://doi.org/10.3102/003465430298487.