Giovanni Segantini – Die Entdeckung des Divisionismus

Der Künstler Giovanni Segantini und sein Traum von der grünen Wiese und des Lichtes.

So wie es das Schicksal wollte, hatte Giovanni Segantini eine sehr traumatische Kindheit. Seine Augen öffnete er am 15. Januar 1858 in Arco in Österreich. Als der Sohn von Margarita und Augusto. Doch seine arme Mutter wurde in Folge seiner Entbindung krank und starb noch mit sehr jungen 35 Jahren. Als die Mutter starb, zog der Vater mit Giovanni nach Mailand, wo er bei seinen Kindern aus seiner vorherigen Ehe sich einnistete. In einem Vortrag über Giovannis Leben schrieb Dr. Tomaso Bresciani, dass Giovannis Seele die grünen Wiesen, die durchsichtigen Bächlein mit feinem Sande und sein Gärtchen in Arco ersehnte, dass die ersten Eindrücke seiner Kindheit ihn zu diesem Künstler gemacht haben müssen und ihn ruhmvoll fortschreiten liessen. Der Vater verliess ihn, und obwohl er versprach, wieder zurückzukehren, sah Giovanni ihn nie wieder. Die Schwester sperrte ihn in einer Dachkammer ein, um Tagsüber arbeiten zu gehen. Giovanni träumte in der Dunkelheit vom Licht der Sonne und seiner Heimat Arco. [1]

Als im Jahre 1866 auch noch sein Vater starb, wurde Giovanni Vollwaise. Er wurde in eine Erziehungsanstalt in Mailand in Obhut gegeben, wo er Schuhmacher lernen sollte, was ihm gar nicht passte. Später zog er nach Borgo, östlich von Trient, um dort als Malergehilfe arbeiten zu können. Seine Bilder fanden Anerkennung und sein Talent erregte Aufsehen. Daraufhin konnte er an der Kunstakademie studieren.

Als Segantini 19 Jahre alt war, lernte er die 17-jährige Luigia Bugatti kennen, die Schwester eines Möbelentwerfers, mit dem er gut befreundet war. 1880 zogen die beiden nach Pusiano in der Brianza, einer lieblichen Seenlandschaft nördlich von Mailand, wo ihre vier Kinder auf die Welt kamen. 1886 zogen sie in die Schweiz und lebten bis 1894 in Savognin (GB), anschliessend bis zu Giovannis Tod in Maloja. [2]

Segantini hatte seine Malweise ganz auf die hellen Lichtverhältnisse und die kühle Frische des Hochgebirges ausgerichtet. Sein Stil bewegte sich zwischen in seinen Frühwerken mit Realismus, Symbolismus, Neoimpressionismus und Divisionismus.

Familienfoto Segantinis

Giovanni Segantini war vom Licht in den Bergen fasziniert und suchte es in seinen Abstufungen und seiner Farbigkeit auf der Leinwand wiederzugeben. Dazu schrieb er einem Freund: «Das Mischen der Farben auf der Palette führt dem Dunkeln entgegen; je reiner die Farben sind, die wir auf die Leinwand bringen, umso besser führen wir unser Gemälde dem Licht, der Luft und der Wirklichkeit entgegen…». Damit hatte Segantini das Grundprinzip seiner Malweise, den Divisionismus entdeckt. Er brach das Weisslicht auf in seine Spektralfarben. Mit feinen, auch kräftigen Pinselstrichen setzte er reine Farblinien dicht nebeneinander zu einem Liniengefüge, das mitunter sehr materiell bis zu einem halben Zentimeter dick ist und das Licht erstrahlen und vibrieren lässt. [3]

In einer Maltechnik schuf er unter anderem Hochgebirgslandschaften. Auf der Seniorenweb werden die vor allem bekannten Alpentriptychon „Werden – Sein – Vergehen“ (La mattina – La sera – La notte), das aus den Teilen „Das Leben“, „Die Natur“ und „Der Tod“ besteht abgebildet. Das Tryptichon hängt im Segantini-Museum in St. Moritz. [4]

Werden/ la mattina

Werden/ la mattina

Sein/ la sera

Vergehen/ la notte

[1]       Dr. Bresciani, 1900
[2]       Kunstmarkt-online
[3]       Scheib, 2015
[4]       Vuilleumier, 2020


Quellenverzeichnis

[1] Dr. Bresciani, Tomaso: Vortrag Giovanni Segantini, Arco: Hofbuchdruckerei, S. 17 (1900)

[2] Kunstmarkt-online: Biographie Giovanni Segantini. Giovanni Segantini (1858 – 1899).
https://www.kunstmarkt-online.ch/kunst-und-handel/kuenstler-biographien/biographie-giovanni-segantini/ (07.06.2021)

[3] Scheib, Asta: Das schönste was ich sah, 12. Auflage, München: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & CO. KG, S.339, (2015)

[4] Vuilleumier, Ruth: Mit Gioconda Segantini auf Spurensuche. Die Enkelin des Kunstmalers Giovanni Segantini führte eine Reisegruppe von Savognin bis ins Bergell. 2020.
https://seniorweb.ch/2020/07/31/mit-gioconda-segantini-auf-spurensuche/ (07.06.2021).


Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:
Gioconda Leykauf-Segantini: Centro Segantini Maloja.2021.
https://www.segantini.com/ (07.06.2021)

Abbildungen 2/3/4:
Vuilleumier, Ruth: Mit Gioconda Segantini auf Spurensuche. Die Enkelin des Kunstmalers Giovanni Segantini führte eine Reisegruppe von Savognin bis ins Bergell. 2020.
https://seniorweb.ch/2020/07/31/mit-gioconda-segantini-auf-spurensuche/ (07.06.2021).

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2 Kommentare

  1. habe den Blog gefunden und finde ihn interessant. Eine kleine Anmerkung, die bilder heißen auf italienisch“ la Vita, la natura, la morte.“ gerne komme ich einmal zu Ihnen und halte einen Vortrag über meinen Großvater Giovanni segantini. mit heiteren grüssen gioconda

    • Herzlichen Dank für Ihre Anmerkung. Die studierenden der HSLU Innenarchitektur würden sich sehr freuen. Mit besten Grüssen.

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