Das Haus Citron wurde 1961-64 im Tessiner Dorf Carona von dem Architekturbüro Atelier 5 geplant und gebaut. Atelier 5 wurde 1955 von fünf jungen Architekten in Bern gegründet. Heute wird es in der vierten und fünften Generation geführt.[1]

Der Bau befindet sich an einer Hanglage, umgeben von viel Grün, oberhalb des Luganersees. Sein monumentales Erscheinungsbild ist durch drei markant gesetzte Arkaden aus Backsteinen geprägt, welche sich vom Aussenraum ins Innere ziehen. Diese Bögen markieren den Haupttrakt des Baus, welcher aus zwei ineinandergreifenden Kuben besteht (siehe Abb.1).

Betrachtet man den Grundriss, so fällt auf, dass die Organisation des Gebäudes eine klare Aufteilung von Tages- und Nachträumlichkeiten zeigt (Siehe Abb.2). So befinden sich die Schlafzimmer im linken, die Wohnräume, Küche und Terrasse im rechten Teil. Zur Ostseite hin richten sich die Schlafzimmer sowie die Wohnräume.[2] Das milchige Glas der Fensterfronten ist stellenweise nicht etwa mit einer Folie belegt, sondern den Scheiben ist eine weisser Seidenstoff eingelegt, welcher ausreichend Privatsphäre erzeugt, den Raum jedoch genügend erhellt (siehe Abb. 3). Dieses Detail verleiht eine gewisse Eleganz, baut Spannung auf, denn der Blick kann nicht überall in die Ferne schweifen. Sie erinnern an die japanischen Teehäuser mit ihren Schiebetüren aus Pergamentpapier. 

Abb. 2: Grundriss

Abb. 3: Wohnzimmer

Das Haus Citron, ein Typushaus des Atelier 5, welches stark von der Architektur von Le Corbusier inspiriert und geprägt ist zeigt sich in seiner Materiailsierung stark von rohen, harten und echten Baustoffen.[3] Man trifft auf grob verputzten Beton an den Aussenwänden und Stützen, auf Unterzüge in Beton oder auf aufwändig gestaltete Rundbogendecken aus Backsteinen. Diese erinnern an die Tessiner Architektur. Im Innenraum ist auf der gesamten Wohnfläche ein graubrauner Terrazzo verlegt, dessen Pendant im Aussenbereich in Form von Waschbeton anzutreffen ist (siehe Abb. 4). Das Zusammenspiel von aussen und innen zeigt sich auch auf eine eindrückliche Art im Wohnbereich. Die Rundbogendecke und die Unterzüge erstrecken sich vom Balkon aussen über das Wohnzimmer. Dabei erwecken sie im Innern den Eindruck, als würden sie sich auf den Fensterrähmen abstützen, da die Aussenstützen hinter den Seidenflächen der Fenster verschwinden. 

Abb. 4: Blick Eingangsbeireich zu Wohnzimmer

Das Gebäude, auf den ersten Blick ein mächtiges, schweres Gebäude, welches bei gernauerem Betrachten durch seine präzise Anordnungen von Räumen und Kombinationen von rohen, groben Oberflächen zu weichen, edlen Materialien übergeht, überzeugt.  Die vermeintliche Schwere löst sich im Innern in Leichtigkeit auf.  

 

Literaturverzeichnis:

[1] Atelier 5: Geschichte. Bern 2021. Verfügbar unter: https://atelier5.ch/atelier/geschichte (26.06.2021).

[2] Burkhard, Balthasar: Atelier 5. 26 ausgewählte Bauten. Berlin 1986. S. 86-89.

[3] Kohler Nizamuddin, Marianne: Wo Minimalismus auf Grandezza trifft. In Tagesanzeiger , 07.07.2019. Verfügbar unter: https://www.tagesanzeiger.ch/wo-minimalismus-auf-grandezza-trifft-991534087096 (26.06.2021).

 

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: Palanikumar, Rita: Sweethome

https://blog.tagesanzeiger.ch/sweethome/index.php/103467/schweizer-minimalismus-trifft-auf-italienische-grandezza/ (26.06.2021).

Abb. 2: Palanikumar, Rita: Sweethome

https://blog.tagesanzeiger.ch/sweethome/index.php/103467/schweizer-minimalismus-trifft-auf-italienische-grandezza/ (26.06.2021).

Abb. 3: Burkhard, Balthasar: Atelier 5. 26 ausgewählte Bauten. Berlin 1986. S. 88.

Abb. 4: Palanikumar, Rita: Sweethome

https://blog.tagesanzeiger.ch/sweethome/index.php/103467/schweizer-minimalismus-trifft-auf-italienische-grandezza/ (26.06.2021).