Snozzi war Tessiner Architekt und Professor für Architektur an der ETH Lausanne. Eines seiner Hauptwerke ist das Dorf Monte Carasso, welchem er ein neues Zentrum schenkte. Mit 18 Bauten verlieh er ihm eine neue Identität. Mithilfe von festgelegten Regeln wurde aus der Schlafsiedlung vor Bellinzona ein Dorf mit urbaner Qualität, welches 1993 den Wakkerpreis für strukturbildende Planungsarbeit erhielt. [1]
Der 1932 in Mendrisio geborene Luigi Snozzi studierte Architektur an der ETH Zürich. Neben anfänglichen Praktika und der Arbeit in eigenen Büros arbeitete er als Gastdozent in Zürich und schliesslich erlangte er eine Professur an der ETH Lausanne. [2]
Monte Carasso liegt in der Magadinoebene, drei Kilometer südwestlich von Bellinzona. Es grenzt an den Fluss Tessin und an den Bergbach Sementina, auf dessen anderer Seite sich das gleichnamige Dorf befindet. Das Langzeitprojekt Monte Carasso startete für Luigi Snozzi mit einem Einzelauftrag: dem Entwurf einer Primarschule mit fünf Klassenräumen. Ein in 12 Jahren entwickelter Richtplan sah diese am Rand des Dorfes neben der Autobahn vor. Bürger sowie Architekt hinterfragten diesen Standort. Ein Masterplan wurde entwickelt, die Schule kam schlussendlich im Ortszentrum zu liegen und wurde nach und nach mit weiteren Bauten ergänzt. [3]
Das ehemalige Ortszentrum war das Kloster der Augustinerinnen (siehe Abbildung drei und vier). Die von Snozzi gewünschte Primarschule sollte darin untergebracht werden. So wurde das Zentrum wieder zum «öffentlichen Platz mit seinen diversen religiösen und zivilen Institutionen». Eine Ringstrasse unterstützte diese Idee, weil sie ein verkehrsfreies Zentrum erlaubte. Das Kloster wurde in Teilen wiederhergestellt, so zum Beispiel der Säulengang, und mit der neuen Schulnutzung rücksichtsvoll ergänzt.
Flankiert wird der Platz um die Schule von einer Turnhalle, welche als Erstes realisiert wurde, der Raiffeisenbank (siehe Abbildung fünf und sechs), dem Haus des Bürgermeisters und einer Erweiterung des Friedhofs. Das Zentrum wurde aufgrund einheitlicher Bestimmungen erstellt. Das Baureglement enthielt anfänglich 140 Vorschriften, welche von Snozzi auf sieben reduziert wurden. Das Ziel dabei war, die räumliche Kontrolle über Bebauungen in Monte Carasso zu erreichen. Vorrang hatte immer der öffentliche Raum, also Plätze, Strassen und Gassen. Besonders wichtig waren folgende Änderungen: eine einheitliche Dichte mit Ausnützungsziffer 1 / Erlaubnis, bis zur Parzellengrenze, den Strassen und den Nachbarn zu bauen / drei Vollgeschosse mit einer Maximalhöhe von neun Metern / Begleitung jedes Projektes durch eine Kommission. [4]
Der Stil der Bauten von Luigi Snozzi ist modern – Sichtbeton, Flachdach und einfache Kuben. Auch wenn nicht alle neuen Bauten von ihm sind, gliedern sie sich durch die erarbeiteten Bestimmungen in das Siedlungsbild ein und schaffen ein durchmischtes und abwechslungsreiches Bild im Dorf. [5]
Endnoten
[1] Pedrini-Stanga, 1993, S. 34
[2] Lichtenstein, 1996, S. 75
[3] Snozzi, 1995, S. 8 – 17
[4] Könz, 2010, S. 26 – 32
[5] Fischer & Schindel, 2020, S. 24 – 32
Literaturverzeichnis
Fischer, Danielle & Schindel, Hella: Bemühungen um eine Balance. In: TEC21 Luigi Snozzi: Dichte und Leere, Heft 9/2020
Könz, Jachen: Verdichtung in Monte Carasso. In: Werk, Bauen + Wohnen, Band 97 Heft 12/2010.
Lichtenstein, Claude: Luigi Snozzi – auf den Spuren des Ortes. Zürich: Schule und Museum für Gestaltung, 1996.
Pedrini-Stanga, Lucia: Zu Besuch in Monte Carasso: ein Ort verändert sein Gesicht. In: Heimatschutz = Patrimoine, Band 88 Heft 2/1993.
Snozzi, Luigi: Monte Carasso: die Wiedererfindung des Ortes. Basel: Birkhäuser Verlag, 1995.
Abbildungsverzeichnis
Titelbild: Fischer, Danielle & Schindel, Hella: Bemühungen um eine Balance. In: TEC21 Luigi Snozzi: Dichte und Leere, Heft 9/2020, Seite 1.
Abb. 1: Pedrini-Stanga, Lucia: Zu Besuch in Monte Carasso: ein Ort verändert sein Gesicht. In: Heimatschutz = Patrimoine, Band 88 Heft 2/1993, Seite 35.
Abb. 2: Fischer, Danielle & Schindel, Hella: Bemühungen um eine Balance. In: TEC21 Luigi Snozzi: Dichte und Leere, Heft 9/2020, Seite 26.
Abb. 3: Walther, Anna-Lena: Bemühungen um eine Balance. In: TEC21 Luigi Snozzi: Dichte und Leere, Heft 9/2020, Seite 29.
Abb. 4: Walther, Anna-Lena: Bemühungen um eine Balance. In: TEC21 Luigi Snozzi: Dichte und Leere, Heft 9/2020, Seite 27.
Abb. 5: Snozzi, Luigi: Monte Carasso: die Wiedererfindung des Ortes. Basel: Birkhäuser Verlag, 1995, Seite 119.
Abb. 6: Snozzi, Luigi: Monte Carasso: die Wiedererfindung des Ortes. Basel: Birkhäuser Verlag, 1995, Seite 67.
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