Livio Vacchini wurde 1933 in Locarno geboren und arbeitete primär in Locarno. Nach dem Abschluss seines Studiums im Jahr 1958 an der ETH Zürich, führte er fünf Jahre im Ausland ein Architekturbüro mit Luigi Snozzi und machte sich 1969 in Locarno selbstständig. Er arbeitete sechs Jahre mit dem Basler Architektin Silvia Gmür zusammen. Livio Vacchini ist für seinen Rationalismus bekannt. [1]

Arbeitsweise

«Livio Vacchini basierte seine Designs auf Ritual, Kadenz, Rhythmus und Ethik.» [2] Jedes Projekt wird im Laufe der Zeit überarbeitet nach ethischen und theoretischen Gestaltungsschritten. Das Ergebnis ist gegenüber seinem vorherigen immer ähnlich, jedoch auch neu und wesentlich verändert. Das Projekt wird durch das Hinzufügen von Regeln und Theorien weitergeführt. «Der kontinuierliche und ständige Dialog mit der Architektur der Vergangenheit ermöglicht es der heutigen Architektur, sich der Perfektion der Schönheit zu nähern.» [3] Für ihn ist es wichtig, Materialien und dessen Eigenschaften zu kennen, nur so kann jedes Material ins beste Licht gerückt werden. «Einen Raum zu bauen, bedeutet für den Menschen, das Licht durch Materialien und Strukturen in einen Raum zu lenken, angetrieben von höchster Technik, im Laufe der Menschheitsgeschichte nach Perfektion, also nach Wahrheit und Schönheit suchen.» [4]

Bauten

Das Case popolari der Gemeinde Locarno ist ein Beispiel der Zusammenarbeit von Livio Vacchini und Luigi Snozzi. Die komplexen Wohnhäuser sind aus dem Jahr 1962 (siehe Abb. 1 und 2). Diese subventionierten Wohnhäuser waren ein Teil des Urbanisierungskonzeptes von Locarno. Die Gebäude habe einen Sockel aus Eisenbeton, und die Tragstruktur aus Backsteinen ist sechs Etagen hoch. Die Fassade ist aus schwarzem Holz und die Fenster sind mit Eternit beschlagen. Die weissen Rolladen bilden einen Kontrast und bringen den Rhythmus der Fassade besonders zur Geltung (siehe Abb. 3). [5]

Abb. 1: Gesamtansicht Abb. 2: Blick vom Essplatz ins Wohnzimmer Abb. 3: Fassadendetail

Ein weiteres Beispiel ihrer Zusammenarbeit, sind die Eigentumswohnungen an der Via Caselle in Orselina. Das unregelmässige Terrain führte zu einer Terassenform, welche die Höhendifferenz optimal zur Separierung der acht Wohnungen ausnützt (siehe Abb. 4 und 5).  Das Backsteinmauerwerk ist tragend und aussen gelb und innen weiss gestrichen. Die Fenster sowie die Sonnenschutzlamellen sind schwarz gestrichen und der Boden ist aus roten Backsteinen gepflastert. [6]

Abb. 4: Grundrisse 1:400 (drittes, zweites, erstes Geschoss und Erdgeschoss)

Abb. 5: Schnitt

 

Abbildungsverzeichnis

[1] Baunetz o.D.

[2] Studiovacchini o.D.

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Das Werk 1967, S. 264–265.

[6] Das Werk 1967, 542–543.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 6: Flammer Alberto: Gesamtansicht

Abb. 7: Flammer Alberto: Blick vom Essplatz ins Wohnzimmer

Abb. 8: Flammer Alberto: Fassadendetail

Abb. 4: Vacchini Livio & Snozzi Luigi: Grundrisse 1:400 (drittes, zweites, erstes Geschoss und Erdgeschoss)

Abb. 5: Vacchini Livio & Snozzi Luigi: Schnitt