Armando Ruinelli lebt und arbeitet seit über 40 Jahren als Architekt in Soglio im Bergell. Seine Projekte stehen für zeitgemässe Architektur in ursprünglicher Struktur.
Das Bergell ist eines von drei italienischsprachigen Tälern im Kanton Graubünden und liegt zwischen dem Malojapass und dem lombardischen Chiavenna (siehe Abb. 1).
Die Architektur des Dorfes Soglio basiert auf der Erhaltenskultur, was auch durch den Architekten Armando Ruinelli (siehe Abb. 2) geprägt wird. Die ausstrahlende Ruhe fernab vom Wintertourismus zog den gebürtigen Bergeller nach sieben Jahren Ausbildung und Arbeit als Hochbauzeichner in Zürich nach Soglio zurück. [1,2]
Als Autodidakt führt Ruinelli mit seinem Partner Fernando Giaovanoli seit 2000 sein eigenes Architekturbüro «Ruinelli Associati». Aktuell beschäftigt das Büro drei Mitarbeiter. Ruinelli Associati betreut primär Bauprojekte in der Region Bergell, jedoch auch ausserhalb des Kantons Graubünden und im Ausland. [3]
Seine Bauten strahlen nach aussen eine gewisse Ruhe und Selbstverständlichkeit aus. Sie integrieren sich in die traditionelle Architektur und zeigen dennoch neue, subtile Elemente auf. Eine «Neuinterpretation der Tradition», wie Ruinelli seine Umbauprojekte beschreibt. Er plädiert dafür, kleine Ortschaften wie Soglio weiterzuentwickeln, statt die Zeit anzuhalten. Einfach alles Alte erhalten zu wollen sieht er als eine «falsch verstandene Romantik». Viel wichtiger ist ihm zu hinterfragen, warum bestimmte Dinge sind, wie sie sind. Wertvolles Altes soll erhalten und Bestehendes sensibel erneuert werden. Neue Elemente sollen dabei auch als solche erkenntlich gemacht werden und nicht etwas Altes nachbilden (siehe Abb. 3 und 4).
Ein Ziel, das Ruinelli in der Architektur allgemein und speziell in seiner Architektur sieht, ist das Erzeugen einer Stimmung von aussen wie von innen. [4,5]
Die Arbeitsweise von Ruinelli ist intuitiv, er entwickelt seine Projekte aus dem Bauch, aus einem Gefühl heraus. Den Entwurfsprozess beginnt er damit, unvoreingenommen an die Aufgabe heranzugehen und die Bedürfnisse und die Nutzung des Projekts zu evaluieren und definieren.
Die örtliche Setzung und die Beziehung zur Umgebung sind wichtige Aspekte für die Gestaltung der äusseren Hülle. Aus diesem Grund erprobt er das Volumen und die Wirkung oft mit einem grossen Arbeitsmodell direkt vor Ort. Ruinelli verwendet möglichst naturbelassene Materialien aus der Region wie beispielsweise Kastanienholz, Gneis oder Bruchstein (siehe Abb. 5 und 6). Nebst den gestalterischen Aspekten sprechen kurze Transportwege und eine Stärkung der regionalen Wirtschaft für die Wahl der Ressourcen. [6]
Endnoten
[1] Caviezel, 2012, S. 23.
[2] Caruso, 2017, S. 12.
[3] Caviezel, 2012, S. 21.
[4] Seefried, 2020, S. 31.
[5] Ringel, 2018, S. 24.
[4] Seefried, 2020, S. 32.
Literaturverzeichnis
Caruso, Alberto: Archittetura in Val Bregaglia: le opere recenti di Armando Ruinelli. In: Archi, 01/2017, S. 12.
Caviezel, Nott: Armando Ruinelli + Partner. Luzern: Quart Verlag, 2012.
Ringel, Stefanie: Mit Weitsicht gebaut. In: Schöner Wohnen, 11/2018, S. 20-26.
Ruinelli, Armando: Randnotizen. In: Hochparterre, 10/2013, S. 4.
Seefried, Lisa: Armando Ruinelli. In: AIT, 09/2020, S. 30–33.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Süddeutsche Zeitung: Soglio im Bergell. Aufgerufen von https://www.sueddeutsche.de/reise/schweiz-zwielicht-im-bergell-1.3231143 (11.06.2021).
Abb. 2: Mødulor: Porträt Armando Ruinelli. Aufgerufen von https://www.modulor.ch/architekturcategory/im-gespraech-mit-ruinelli-associati/ (11.06.2021).
Abb. 3: Ruinelli Associati: Casa 63 in Soglio. Aufgerufen von: http://www.ruinelli-associati.ch/de/projekte/haus-me-gerra (11.06.2021).
Abb. 4: Ruinelli Associati: Haus RM in Soglio. Aufgerufen von http://www.ruinelli-associati.ch/de/projekte/stallumnutzung-soglio (11.06.2021).
Abb. 5: Ruinelli Associati: Atelier Cahn in Stampa. Aufgerufen von http://www.ruinelli-associati.ch/de/progetti/atelier-cahn (11.06.2021).
Abb. 6: Ruinelli Associati: Studio Cascina Garbald in Castasegna. Aufgerufen von http://www.ruinelli-associati.ch/de/projekte/studio-cascina-garbald (11.06.2021).
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