«Warum sind alle Bilder im Atelier zur Rückseite umgedreht? Sollte eine Künstlerin ihre Werke in der Werkstatt nicht präsentieren wollen? Oder hat Sie bald eine Ausstellung und will deswegen ihre Bilder geheim halten?»
Es waren Fragen, welche sich Gül [1] und ich gestellt haben, als wir in das Atelier der Künstlerin Miriam Cahn eintraten. Neugierig liessen wir unsere Blicke umherschweifen, ohne die Bilder umzudrehen, obwohl der Reiz dazu da war. Den Fokus setzten wir schnell auf die Wohn- und Lebensweise der Künstlerin.
Miriam Cahn ist eine Schweizer Künstlerin, welche international bekannt ist. Ihre Werke sahen wir Tage später ausgestellt im Palazzo Castelmur, in Stampa. Voraussichtlich nächstes Jahr, werden ihre Kunstwerke auch an der Kunstbiennale 2022 in Venedig zusehen sein.
Der Architekt Armando Ruinelli hat ihr Traumatelier in Stampa erschaffen, welches wir besichtigen durften. Von aussen sah der Betonbau sehr roh und monolithisch aus. Er hat zudem eine einfache Geometrie mit präzis gesetzten Fensteröffnungen. Ich denke, dass genau aus diesem Grund der Bau unscheinbar wirkt und sich nicht in den Vordergrund drängt, obwohl er gleich an der Hauptstrasse steht.
Im Inneren befand sich eine riesige Halle, welche als Lagerort für Bilder und Werkzeuge diente, aber auch als Arbeitsstätte für die Erschaffung der Kunstwerke. Durch die Farbreste, Ablage verschiedener Pinsel und ausgedrückter Ölfarbtuben erkennt man schnell, wo der Lieblingsort des Schaffens ist. Zudem fand man auf einer Wand niedergeschriebenen Wörter der Künstlerin, welche als Gedankenstütze dienten oder auch Namen Ihrer Bilder sein konnten.
Auf der anderen Seite des Arbeitsplatzes befand sich ein Archiv, welche die Künstlerin für Ihre Graphitzeichnungen nutzte. Diese wurden zusammengerollt in Holzgestellen aufbewahrt ohne, dass sie das Tageslicht erblicken. In einem weiteren Raum hatte die Künstlerin Ihren Wohnraum mit einer kleinen Küche, Nasszelle, Bett, Schreibtisch und Sammlung an Büchern, schlicht eingerichtet. Ich fand den Einblick in das Wohnverhältnis dieser Künstlerin faszinierend, wie sie genügsam lebt und arbeitet, alles an einem Ort in der ruhigen Umgebung mitten in der Natur von Graubünden[2]
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