Mario Botta ist einer der bedeutendsten Schweizer Architekten unserer Zeit sowie Professor und Leiter der Accademia di Architettura der Università della Svizzera italiana in Mendrisio.
Mario Botta wurde am 1. April 1943 in Mendrisio im Tessin geboren. Nachdem er in frühen Jahren seine Liebe für das Zeichnen entdeckt hatte, begann er im Alter von 15 Jahren eine Hochbauzeichnerlehre bei Tita Carloni in Lugano, von 1958 – 1961. Im Alter von 19 Jahren baute Botta in Genestrerio das Pfarrhaus, dieses war sein erstes gebautes Werk. (siehe Abb. 2) Mit dem Wunsch weiterzukommen, besuchte er nach seiner Lehre das «Liceo Artistico» in Mailand. «Im Anschluss daran studierte er von 1964-1969 Architektur am IUAV Instituto Universitario d’Architettura di Venezia, wo er 1969 bei Carlo Scarpa und Giuseppe Mazzariol diplomierte.“[1] Während seiner Zeit in Venedig bekam er die Möglichkeit, als Praktikant für Le Corbusier und Louis I. Khan zu arbeiten.[2] An Le Corbusiers letztem Projekt, dem Spital in Venedig, arbeitete Botta sogar mit. Mario Botta gründete im Jahre 1970, kurz nach dem Abschluss seines Studiums in Venedig, sein eigenes Architekturbüro in Mendrisio, welches er daraufhin nach Lugano verschob. Im Jahre 2011 verlegte er das Büro erneut in seinen Heimatort. Er lebt und arbeitet bis heute in Mendrisio. So ist es ihm möglich in der Nähe seiner Architekturakademie zu sein, welche er 1996 gründete und bis heute als Direktor leitet.[3] Botta gehört zu den bekanntesten Schweizer Architekten und hat sich zu seinen Lebzeiten einen Namen gemacht. Gemäss Bottas eigenen Angaben hat er von schätzungsweise 600 Entwürfen 100 umsetzten können. Seine Architektur ist international bekannt und wurde in Belgien, Bolivien, Dänemark, Russland, Polen, Japan, USA und vielen weiter Ländern gebaut. Die meisten Werke befinden sich allerdings in der Schweiz, in Italien und in Deutschland. Er gehört zu den Architekten, denen jede bauliche Herausforderung und jede Bauaufgabe zugemutet wird.
Bauweise und Baustil
Mario Bottas Berufsbild ist so traditionell wie das der italienischen Meister der letzten Jahrhunderte. Das bedeutet, der Architekt bleibt der Herr des Bauprozesses. «Bottas Formvokabular hat nur sieben Worte: Mauer, Körper, Höhle, Schlitz, Symmetrie, Ornament und Licht. Mit diesen sieben Worten macht er ganze Sätze und erzählt einleuchtende Geschichten.» [4] Er arbeitet wie Le Corbusier auch mit «formes primaires», so basieren seine Bauwerke auf den drei Grundformen.
Botta ist ein archaischer Architekt, seine Bauten rufen das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Stärke sowie Ordnung und Verwurzelung hervor. Er schafft es mit modernen Formen römisch zu bauen.[5] Typisch für Mario Bottas Bauwerke sind die massiven Fassaden aus Naturstein, Backstein oder Beton mit verzierten Ornamenten. (siehe Abb. 3) «Aus einer ablesbaren Grundform werden im Subtraktionsverfahren Teile herausgeschnitten.»[6] Die Einzelform ordnet sich der Gesamtform unter.
Bottas Devise lautet Klarheit und Symmetrie. Doppeldeutigkeiten lassen sich in den Werken des Architekten nicht finden. Aussen- und Innenraum werden streng getrennt ebenso der private vom öffentlichen Raum. Für Botta ist die Natur im Aussenraum und die Kultur im Innenraum. Die Symmetrie organisiert den Plan und den Grundriss. Er baut zudem nach dem Prinzip des «piano mobile», dabei findet das Wohnen nie auf der Erdbodenhöhe statt. Die Bauweise ist niemals konventionell, sondern überrascht durch das Originelle. Anstelle von Fenstern setzt Botta Lichtstreifen, die meist zurückgesetzt werden oder verwinkelt sind. So wird die Aussicht bewusst kontrolliert und es wird ein Rahmen für die äussere Umgebung geschaffen. Der Architekt nutzt jede Chance, sich mit seiner Umgebung auseinander zu setzten und diese ins Werk zu integrieren. Das Ornament spielt für Botta eine wichtige Rolle, dies setzt er immer wieder als spielerisches Element ein. «Er führt waagrechte Streifen ein, grau-rosa, hell-dunkel»[7] Das Spiel mit den Fassadenmuster ist ein typisches Erkennungszeichen für seine Bauwerke. Für den Architekten gilt, dass nur natürliches Licht, Licht ist. Das Licht, welches vom Himmel kommt, wird jedem anderen vorgezogen. Viele seiner Bauten sind nach oben hin geöffnet und liegen meist über dem Hauptraum. (siehe Abb. 4)
Endnoten
[1] Baier, 2009, S. 6
[2] Botta, 2016
[3] Baier, 2009, S. 6
[4] Loderer, 1998
[5] Botta & Loderer, 1998, S. 7
[6] Botta & Loderer, 1998, S. 7
[7] Botta & Loderer, 1998, S. 7
Literaturverzeichnis
Baier, Ellen: Mario Botta Der Beton Prinz. In: Brauchtum Magazin, 2009, S.34-35.
Botta, M. & Loderer, B.: Mario Botta Das Gesamtwerk, Band 3 1990-1997. Basel: Birkhäuserverlag-Verlag für Architektur, 1998.
Botta, Mario: Studio. 2016. Aufgerufen von: http://www.botta.ch/en/STUDIO, (20.06.2021).
Meier, Irene: Mario Botta Architekt, In: Neue Zürcher Zeitung, 01.09.1991. Aufgerufen von https://www.nzz.ch/folio/mario-botta-architekt-ld.1615356 (20.06.2021).
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Artemide: Mario Botta. 2021. Aufgerufen von https://www.artemide.com/de/company/designers/25662/mario-botta (20.06.2021).
Abbildung 2: Mario Botta, Casa parrocchiale di Genestrerio. Prima costruzione di Mario Botta (1961-1963) Aufgerufen von https://www.pinterest.it/pin/860398703789251279/ (21.06.2021).
Abbildung 3: Nussbaum, Kevin: Mogno – Bergkirche von Mario Botta. 2019. Aufgerufen von https://diaryofkevin.ch/blog/mogno-bergkirche-von-mario-botta (21.06.2021).
Abbildung 4: Lavizzara-Mogno: kath. Kirche St. Johannes der Täufer (Chiesa di San Giovanni Battista) (1996). 2021. Aufgerufen von https://www.kirchbau.de/300_datenblatt.php?id=8696&name=keiner (20.06.2021).
Abbildung 5: Perro, Luis: Botta-Kirche in Mogno. 2015. Aufgerufen von https://luis.rabe-online.de/2015/06/04/botta-kirche-in-mogno-tipps-furs-valle-maggia/ (20.06.2021).
Abbildung 6: Chiesa di San Giovanni Battista. 2015. Aufgerufen von
https://www.fokusblick.ch/chiesa-di-san-giovanni-battista/ (21.06.2021).
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