Die außergewöhnliche Familie Giaccometti kommt aus dem Bergdorf Stampa (Abb. 1). Zwei Generationen der Familie wurden berühmt für ihr künstlerisches Talent. Mit dem Zeichnungslehrer Zaccaria Giacometti Sen begannen die künstlerische Tätigkeiten der Familie. Er war Zeichnungslehrer von Giovanni und Augusto. Den Beruf Maler haben sie beide weiterverfolgt und Augusto widmete sich später der Glaskunst. Giovanni Giacometti lebte von 1868 bis 1933 und zählte zu den Postimpressionisten. Die Gemälde sind geprägt von seiner leuchtenden Farbensprache. Er war Vater von Alberto, Diego und Bruno. Während Alberto Zeichner, Maler und Bildhauer wurde, hat sich Diego dem Designen von Einrichtungsgegenständen gewidmet. Bruno studierte Architekt an der ETH Zürich und beeinflusste die Architektur der Nachkriegsmoderne. [1]

Abb. 1: Die Familie Giacometti 1911
von links: Alberto, Bruno, Vater Giovanni und Mutter Annetta, vorne Diego und Ottilia. (Garbald Andrea 1911)

Alberto Giacometti geboren 1901 und war Bildhauer und Maler (Abb. 2). Durch seine Skulpturen von alleinstehenden Figuren wurde er berühmt. In seine Heimat Stampa, kehrte er sein Leben lang immer wieder zurück. [2] Niedergelassen hat er sich in Paris und widmete sich vor allem der Malerei und Plastik. Für den Innenarchitekten Jean-Michel Frank entwarf er Einrichtungsobjekte und für Elisa Schiapelli Schmuck. 1930 schloss er sich den Surrealisten an und studierte die menschliche Figur. Er war sehr erfolgreich, hat verschiedene Preise gewonnen und zählt zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern des 20. Jahrhundert. Seine Kunst befasst sich vor allem mit der Darstellung des Menschen im existentialistischen Stil. [3] Der Existentialismus befasst sich mit dem in die Welt geworfenen Menschen, der seine eigene Werte schaffen muss. Albertos dünne, lange Skulpturen drücken das auf sich alleine gestellt sein aus. (Abb. 3). [4]

Abb. 2: Alberto Giacometti
In seinem Pariser Atelier am Arbeiten. (Scheidegger Ernst 1962)

Abb. 3: Trois Hommes qui Marchent | Grande Femme II
Skulpturen von Alberto Giacometti 1960. (Christie‘s 1960)

„Giacomettis Kunst berührt seine Bewunderer unmittelbar, tiefgründig und unterschiedlich.“ Sein Atelier war sehr klein und vollgestopft. Es war ein Schauplatz, eine Bühne für seine Werke, ein Archiv an Sammlungen von langen dünnen gipsweisser oder bronzener Menschen. Das Atelier war gross genug, um zu arbeiten, aber auch genügend klein, um sich sicher und verwurzelt zu fühlen, so wie er sich als Kind im Bergdorf in einer klitzekleinen Höhle verkroch. [5] Alberto liebte die Dunkelheit. Am liebsten war er in Stampa, wenn die Sonnenstrahlen das Tal nicht erreichte. Ob er diese Höhle in Stampa jemals wieder aufgesucht hat, ist nicht bekannt. [6]

Abb. 4: Das Atelier
Das Atelier von Alberto und Diego Giacometti in Paris. (Ristroph Michel 1972)

Diego ist der mittlere Sohn von Giovanni und ist 1902 geboren. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung bis 1920 in Basel, lebte er in Paris und arbeitete eng mit seinem Bruder Alberto zusammen. Die Traggerüste der Skulpturen, Gipsabgüsse, die Patina für bronzen und Modellstehen für sein Bruder gehörten zu seinen Tätigkeiten. Für Innenarchitekten, Kunstsammler und Galeristen designte er ab 1950 Möbel und Objekte (Abb. 5). Sein letztes grosses Projekt war die Innenausstattung des Picasso-Museums in Paris. [7]

Abb. 5: Diego Giacometti Möbel
Im Nationalmuseum Picasso-Paris. (Maus Burkhard 1985)

 

Endnote:

[1] Ellenberger, 2018.

[2] Hohl, 2015.

[3] Ellenberger, 2018.

[4] Markwardt.

[5]  Peppiatt, 2013, S. 7-8.

[6]  Hauser Pult, 2000, S. 68.

[7]  Ellenberger, 2018.

 

Literaturverzeichnis:

Ellenberger, Elisabeth: Die Giacomettis – eine Künstlerdynstie. 11.01.2018. Aufgerufen von: http://www.centrogiacometti.ch/de/dynastie (10.06.2021).

Hohl, Reinhold D.: Alberto Giacometti. 13.06.2015. Aufgerufen von https://academic.eb.com/levels/collegiate/article/Alberto-Giacometti/36712 (10.06.2021).

Markwardt, Nils: Existentialismus. Aufgerufen von https://www.philomag.de/lexikon/existentialismus (01.07.2021). Peppiatt, Michael: In Giacomettis Atelier. Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2013.

Hauser Pult, Claire & Mauer, Bettina & Simon, Gàbor Robert: Die Familie Giacometti. Zürich: Kunsthaus Zürich, 2000.

 

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: Giacometti Stiftung: Alberto Giacometti Biographie. Aufgerufen von: https://www.giacometti-stiftung.ch/alberto-giacometti/biografie/ (10.06.2021).

Abb. 2: Historisches Lexikon der Schweiz HLS: Alberto Giacometti. Aufgerufen von: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/021881/2020-11-11/ (10.06.2021).

Abb. 3: Barnebys: Alberto Giacometti die Kunst der Leichtigkeit. Aufgerufen von: https://www.barnebys.de/blog/alberto-giacometti-die-kunst-der-leichtigkeit (10.06.2021).

Abb. 4: Fondation Giacometti: The Studio. Aufgerufen von: https://www.fondation-giacometti.fr/en/studio#/en/article/260/photographs (10.06.2021).

Abb. 5: Mensch Maus: Musée national Picasso. Aufgerufen von: http://menschmaus.eu/musee-national-picasso-paris-et-diego-giacometti-bientot/ (10.06.2021).