Gilt «Sharing is Caring» oder «Sharing is Scaring» für die Stadt der Zukunft?
Das Stadtleben der Zukunft wird durch Sharing und Sharing Economy geprägt sein.
So eine der Thesen zur Sharing Economy. Bei Sharing Economy fallen stets als erstes die Namen AirBnB und Uber als Vorreiter dieses Trends. Dabei gibt es viele nationale, regionale oder lokale Sharing-Initiativen, sei es als innovative Geschäftsmodelle oder Initiativen im sozialen Bereich. Und hier gibt es noch viel Entwicklungspotenzial, beispielsweise zum Thema «Food Sharing». Diese Vielfalt von Sharing-Ansätzen geht einher mit sehr diversen möglichen Wirkungen der Sharing Economy.
Sharing Economy – Wohl oder Übel?
Sharing kann positive Nachhaltigkeitswirkungen haben, indem weniger Ressourcen verbraucht werden (ökologische Nachhaltigkeit), mehr soziale Interaktion entsteht (soziale Nachhaltigkeit) und neue Einkommensmöglichkeiten und Geschäftsmodelle realisiert werden (ökonomische Nachhaltigkeit).
Allerdings kann Sharing Economy auch zu gegenteiligen Wirkungen führen. Teilweise werden zusätzliche Ressourcen angeschafft, um sie über Sharing-Plattformen anzubieten, es können auch soziale Nachteile entstehen (es gibt die These, dass gerade Wohlhabendere von der Sharing Economy profitieren) und die örtliche Wirtschaft fürchtet Marktanteilsverluste.
Städte – Verwalter oder Gestalter der Sharing Economy?
Für Städte stellt sich die Frage: Lassen wir «Sharing Economy» einfach geschehen? Und laufen damit Gefahr, dass eben nicht nur die positiven Wirkungen realisiert werden, da sich die Wirkungen so einstellen, wie die Sharing Economy gestaltet wird.
Oder nutzen wir das Potenzial der Sharing Economy? Nutzen wir die hohe Kompatibilität zwischen städtischen Zielen und potenziellen Wirkungen der Sharing Economy?
International gibt es einige Städte, die sich das Thema auf ihre Fahnen geschrieben haben und sich als sog. «Sharing Cities» bezeichnen, beispielsweise Mailand, Singapur, Seoul. Im November hat die europäische Städtevereinigung «Eurocities» Sharing als Kernthema ihrer Jahrestagung gewählt.
Mercator-Forschungsprojekt ShareCity
Den genannten Fragen geht das Forschungsprojekt ShareCity der Hochschule Luzern nach, das von der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt wird und bei dem die Stadt St.Gallen als «Modellstadt» fungiert. Zentrale Fragen im Projekt sind:
- Wie funktioniert Sharing?
- Wie können Städte es gestalten?
Wie funktioniert Sharing? Hier untersuchen wir die Faktoren, die dazu beitragen, dass Menschen beim Sharing mitmachen. Erst einmal haben Menschen von ihrer Persönlichkeit her eher eine Sharing-Neigung oder nicht. Es spielt aber auch das Vertrauen in die Sharing-Institution eine Rolle. Zudem sehen wir, dass – wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch – der Nutzen, der Mehrwert, den ein Sharing dem Nutzer bringt, entscheidend ist. Dieser Nutzen kann finanzieller, funktionaler, sozialer, emotionaler oder ökologischer Natur sein.
Wie können Städte Sharing gestalten? Es gibt ganz konkrete Massnahmen, wie Städte Sharing fördern können. Ein Beispiel sind Extraspuren für Fahrgemeinschaften, die die gemeinsame Autonutzung fördern. Oder im Hinblick auf das Dilemma Sharing versus Wirtschaftsstärke könnte die Wirtschaft sogar profitieren, indem Sharing so gestaltet wird, dass höherwertige Produkte häufiger gekauft werden, wenn sie von Mehreren gemeinsam erworben werden. Mit einem solchen Ansatz werden ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit gleichermassen gefördert. Aus Sicht der Stadt ist es wichtig, bestehende Sharing-Initiativen einzubinden, ShareCity als partizipativen Prozess zu gestalten.
Sharing-Strategie für Städte
Dies sind Einzelbeispiele, wie Sharing durch Städte mitgestaltet werden kann. Im Projekt entwickeln wir einen Sharing-Strategie-Framework und wenden diesen mit der Stadt St.Gallen an. Es wird darin beispielweise definiert, welche Ziele mit Sharing verfolgt werden sollen, wer eingebunden werden soll, welche Sharing-Bereiche für die Stadt relevant sind, und welche Massnahmen in Bezug auf Sharing eingesetzt werden sollen.
Beim IKM Update am 23. März 2017 werden wir diese Themen vertiefen und diskutieren – wir freuen uns auf den gemeinsamen Austausch!
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