Dimensions of Animation, Hochschule Luzern – Design & Kunst, November 10 – 18, 2022
Die Installation «Deep Anatomy» beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Menschen zu ihrer Umwelt und den darin lebenden, nicht-menschlichen Lebewesen. An fünf Standorten auf dem Viskosi-Areal sind Sensoren-Bündel platziert, die Umweltbedingungen wie beispielsweise Feinstaub- oder CO2-Konzentration in der Luft messen und an einen zentralen Rechner übermitteln. Eine eigens entwickelte Software simuliert die Entwicklung einer fiktiven Lebensform, eines Epizoons. Die Form der Epizoons ist durch die Umweltdaten bestimmt und passt sich durch Mutationen an ihre Umgebung an. Dabei finden je nach Bedingungen am Standort unterschiedlich oft und unterschiedlich starke Mutationen statt, sodass mit der Zeit für jeden Standort eine individuelle Form entsteht.
Die Formen der Sensoren sowie der simulierten Lebensformen orientieren sich an Protozooen, eine der ersten Lebensformen, die einen von einer Membran umschlossenen Zellkern besaßen. Sie entwickelten sich durch Symbiose – verschiedene Bakterien mit unterschiedlichen Fähigkeiten verschmolzen zu einer Lebensform, in der jede von ihnen ihre eigene Aufgabe hatte, um das Gedeihen des gesamten Organismus zu sichern. Nach Lynn Margulis› Theorie der seriellen Endosymbiose erfolgte der größte Teil der Evolution von Bakterien zu menschlichen und nichtmenschlichen Tieren durch solche Symbioseprozesse. Evolution basiert demnach also auf Verbindung statt auf Trennung. Oder, in Donna Haraway’s Worten: “Becoming is always becoming-with.”
Das Projekt zielt darauf ab, Aufmerksamkeit auf unsere Umwelt zu lenken, speziell auf jene subtilen Änderungen, die uns zwar unmittelbar beeinflussen, die wir aber nur schwierig mit dem uns von Geburt an gegebenem Sensorium wahrnehmen können. Gleichzeitig soll es die Aufmerksamkeit heben für den Einfluss, den wir selbst auf diese Messgrössen haben, und was dies für andere Organismen bedeutet, die von diesen Umwelteinflüssen noch stärker beeinflusst werden als wir.