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Human Workflow Management – mehr als nur eine andere Process-Engine?

Automatisierung ist Computersache. Repetitive und standardisierbare Aufgaben werden immer mehr an Programme abgeschoben. Doch mit dem Human Workflow Management wird der Mensch wieder im Prozess eingegliedert. Ermöglicht dies eine neue Art der Prozessautomatisierung oder ist der Begriff nur gutes Marketing?

Prozessmodelle haben durch eine Art von Softwareapplikation, Process-Engine genannt, einen neuen Zweck erhalten. Indem sie den Ablauf der Modelle liest, versteht und automatisiert, lassen sich einfache, wiederholende und standardisierbare Aufgaben selbstständig durch Programme ausführen. Das entlastet den Menschen und verschafft ihm mehr Zeit für komplexere Aufgaben. Mit dem Human Workflow Management wird nun der Mensch erneut Teil des Prozesses. Erfahre folgend die fünf Hauptgründe dafür, warum das Human Workflow Management die bestehende Art der Prozessautomatisierung auf ein neues Level hebt.

Human Workflow Management als Teil der Prozessautomatisierung (Quelle: Praxishandbuch BPMN 2.0 – Hanser Verlag)

1. Dimension Mensch

Die Option den Menschen in einem automatisierten Prozess zu integrieren, ermöglicht es, auch komplexere Prozesse zu automatisieren. Wo die Technik an ihre Grenzen kommt, kann der Mensch einschreiten. Das ist lukrativ bei Teilschritten die ein Urteil, eine Fähigkeit oder Empathie benötigen. Durch diese Integration wechselt man von der Automatisierung von Aufgaben zur Prozesssteuerung von menschlichen Aktivitäten.

«Mit „Human Workflow“ ändern sich die Spielregeln: Der Mensch und seine gelebten Arbeitsabläufe rücken in den Mittelpunkt.» (Helmut Heptner, 2014)

Daraus entsteht eine Workflow-Automatisierung, die nicht nur die Prozesstreue fördert, sondern auch durch automatisierte Terminierung eine korrekte Priorisierung ermöglicht. Das System sagt dem Menschen, was zu tun ist.

2. Interpretation von Ereignissen

Entscheidungssituationen können aktuell nur begrenzt selbstständig durch die Process-Engine gelöst werden. Zuvor durch den Menschen definierte Entscheidungstabellen ermöglichen dem Programm einfache Fälle mit simplen Kriterien zu beurteilen und den entsprechenden Prozesspfad auszulösen. Doch bei Anwendungsfällen, die sehr individuell, mit viel Vorwissen und Erfahrung beurteilt werden müssen, stossen die Anwendungen an ihre Grenzen. Diese Lücke kann durch die menschliche Anlaufstelle in einem Prozess geschlossen werden. So können variable Ereignisse korrekt interpretiert werden.

3. Informationsbereitstellung

Korrektes Handeln bedingt korrekte Informationen. Mit dem Human Workflow Management spart man sich die Zeit, die richtigen Dokumente in der ewigen Ordnerstruktur der Firma zu suchen. Zusätzlich zur Aufgabenzuweisung werden automatisch Daten und Informationen mitgeliefert. Das erhöht die Effizienz und stellt gleichzeitig die Qualität der Daten sicher durch die Anreicherung und Kontrolle des Menschen.

«Vielfach wird über Daten gesprochen, diese gilt es besser verfügbar zu machen und ggf. qualitativ zu stärken. Diese Stärkung erfolgt i.d.R. durch den Menschen im Prozess.» (Martin Alfs, 2019)

4. Sicherheit

Kritische Abschnitte können durch Mitarbeiter kontrolliert werden. So lassen sich Sicherheitskontrollen einbauen, was das Risiko minimiert. So kann beispielsweise ein Gut zum Druck erst durch den Produktionsleiter begutachtet werden, bevor es vom System verschickt wird.

5. Monitoring

Durch die technische Verarbeitung werden auch aus den menschlichen Interaktionen Daten geschöpft. Daten bieten die Möglichkeit für Analyse und Optimierung. So kann bei Unstimmigkeiten von IST und SOLL interveniert und Kernprobleme identifiziert werden.

https://www.youtube.com/watch?v=Xjyv5jYKG08

Fazit

Das Human Workflow Management leistet einen innovativen Beitrag im Bereich der Prozessautomatisierung und die Technologie steht erst am Anfang ihres Technologielebenszyklus. Die damit verbundenen Möglichkeiten können die Art der Arbeitsverwaltung und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine revolutionieren. Bisher hat der Mensch den Programmen Aufgaben gegeben. Was wenn in Zukunft, auch wenn nur indirekt, die Führung immer mehr an die Maschinen abgegeben wird?

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Samuel Deschwanden

Samuel Deschwanden ist Student bei der Hochschule Luzern – Informatik und bloggt zu den Modulen "Digitale Transformation in der Industrie" und "Geschäftsprozesse digitalisieren und automatisieren" des Studiums Wirtschaftsinformatik.

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