Küchentisch, Balkon und häusliches Gemeinschaftsbüro – wo und wie arbeiten Menschen im Homeoffice?

Die Arbeitsplätze im Homeoffice mussten im Frühjahr 2020 oft improvisiert werden. Trotzdem haben sich die Beschäftigten mit der Zeit gut zuhause eingerichtet. In Interviews und mit Fotos haben uns Personen aus kaufmännischen Berufen Einblicke in ihre häusliche Arbeitsumgebung gewährt. Dabei durften wir auch Bereiche anschauen, die sonst in keinem Zoom-Video zu sehen sind.

Ein studentischer Beitrag von Noah Blumenthal, Sophie Schnarrenberger, Vincent Bugs, Yannick Jeger und Silvan Schelbert

Beschaffenheiten und Wahl der Räumlichkeiten

Die Mehrheit unserer Befragten verfügt in ihrer aktuellen Wohnsituation über ein separates, ruhiges Arbeitszimmer. Bei einer jüngeren Frau ist der gewählte Raum ihr eigenes Schlafzimmer im elterlichen Haus. Die Nähe zum familiären Umfeld wird zwar geschätzt, kann allerdings auch zu Problemen führen. Gerade wenn sich mehrere Familienmitglieder die Homeoffice Räumlichkeiten teilen, kann es dazu kommen, dass es zu wenig Rückzugsmöglichkeiten für die Betroffenen gibt. Entgegen der Erwartung, dass genau dies in einer Wohngemeinschaft der Fall sein könnte, fällt einer unserer befragten Personen das Arbeiten in ihrer Wohngemeinschaft sehr leicht. Dies deshalb, weil die Person in ihrer Wahl des Arbeitsortes sehr flexibel ist. Dadurch kann sie die Küche, den Balkon, das Wohnzimmer oder ihr eigenes Zimmer zur Arbeit benützen.

Bei der Wahl des Raumes achten unsere Befragten hauptsächlich auf Ruhe sowie gute Licht- und ausreichende Platzverhältnisse. Dadurch, dass die meisten der Befragten über einen separaten Arbeitsraum verfügen, ist auch die räumliche Trennung zwischen Berufs- und Privatleben gewährleistet. Fehlt diese Trennung, wirkt sich dies negativ auf die Leistungsfähigkeit und den Gemütszustand der Personen aus, wie wir bei unseren Befragten feststellen konnten. Ist eine Trennung von Beruflichem und Privatem gewährleistet, hat Arbeiten im Homeoffice durchaus Vorteile. Ein Familienvater bestätigt:

«Also ich konnte privates Leben, Sport und Arbeiten viel besser unter einen Hut bringen».

Die jeweiligen Arbeitsplätze

Vor dem Lockdown lag die Verantwortung für die angemessene Einrichtung des Arbeitsplatzes bei den Arbeitgebenden. Durch den Wechsel liegt diese Verantwortung nun bei den Arbeitnehmenden selbst. Wir wollten daher untersuchen, ob die Infrastruktur unserer Befragten an ihrem Homeoffice-Arbeitsplatz ausreicht, um ihrer Tätigkeit nachzugehen. Weiter wurde untersucht, ob dieser auch die ergonomischen Anforderungen an einen Büroarbeitsplatz erfüllt.

Unsere Untersuchung hat ergeben, dass die Arbeitsplätze sämtlicher Befragten die ergonomischen Anforderungen an einen Bildschirmarbeitsplatz im Grundsatz erfüllen. Dennoch gibt es bei allen Arbeitsplätzen Verbesserungspotential. Konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsplätze sind zum Beispiel bei einigen befragten Personen die Beschaffung eines ergonomisch hochwertigen Bürostuhles. Ein weiteres Defizit, das wir bei der Mehrheit unserer Interviewpartner*innen feststellen konnten, ist die suboptimale Positionierung der Arbeitstische. Diese wurden nämlich stets direkt vor oder neben einem Fenster platziert. Dies mag zwar seine optischen Vorzüge haben, ist aus ergonomischer Sicht jedoch unvorteilhaft. Idealerweise werden Schreibtisch und Bildschirm so positioniert, dass die Blickrichtung der arbeitenden Person parallel zum Fenster verläuft. Dies war nur bei einer unserer Befragten der Fall. Verbesserungsvorschläge für ihren Homeoffice Arbeitsplatz lieferten allerdings auch unsere Interviewpartner*Innen selbst. Bei längerer Fortführung des Covid-19 bedingten Homeoffices, äusserten viele den Wunsch nach einem Stehpult. Aus ergonomischer Sicht würde eine solche Anschaffung Sinn machen, da sich durch ein Stehpult die Sitzzeiten einer arbeitenden Person verkürzen lassen.

Erfahrungen rund um die Ergonomie und die Zukunft im Homeoffice

Bezüglich des Wissenstandes zur Ergonomie liessen sich grosse Unterschiede bei den Interviewpartner*innen feststellen. Spannenderweise schätzten allerdings alle Befragten ihren Arbeitsplatz als ergonomisch gut, teilweise sogar sehr gut eingerichtet ein. Dies, obwohl sich die jeweiligen Personen wenig mit der ergonomischen Gestaltung eines Büroarbeitsplatzes befasst haben. Selbst bei Personen, die sich intensiv mit dem Thema der Ergonomie auseinandergesetzt haben, konnten ergonomische Mankos festgestellt werden, die letztendlich auch zu gesundheitlichen Beschwerden bei den entsprechenden Personen geführt haben.

Positiv überrascht hat die Erkenntnis, dass einige Arbeitgebende unserer Interviewpartner*innen ihre Mitarbeiter im Homeoffice unterstützen. Die Form dieser Unterstützung ist generell recht unterschiedlich und reicht von finanzieller Unterstützung über das Angebot von Online-Meditationskursen bis hin zu Kaufangeboten für Büromobiliar. Beide Seiten, sowohl Arbeitgebende als auch die Befragten selbst, können sich die Fortsetzung von Arbeiten im Homeoffice auch auf längere Frist vorstellen. Dabei sind insbesondere hybride Arbeitsmodelle zwischen Büro und Homeoffice sehr attraktiv.

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