Bei der Diskussion um Homeoffice und die Work-Life-Balance stehen oft Familien mit Kindern im Vordergrund. Wie aber sieht es bei Paaren ohne Kinder oder bei Alleinlebenden aus? Welche sozialen Auswirkungen hat die coronabedingte Homeoffice-Situation für sie, speziell in der Generation Y?
Ein studentischer Beitrag von Damian Bürgi, Corinne Michel, Nicole Anne-Maria Krause, Samuel Schürch und Josua Wenger
Work-Life-Balance und Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit
Da sich im Homeoffice der Arbeits- und Wohnort in denselben Räumlichkeiten befinden und der Arbeitsweg wegfällt, ist eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit wichtig. Dabei spielen unter anderem Faktoren wie Wohnsituation und die Art der Arbeitszeitgestaltung eine wichtige Rolle. Um eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erlangen, war für alle Interviewten der Sport und die Bewegung, allgemein das Rausgehen aus den Wohnräumlichkeiten, der wichtigste Faktor. Eine Interviewte sagte:
«Also ich bin jeden Tag draussen gewesen, egal was für Wetter war, weil sonst war es einfach zu eng»
Soziale Innenbeziehungen
Die Auswertung hat gezeigt, dass sich Paare und Wohngemeinschaften untereinander sehr gut organisiert und abgesprochen haben. Entgegen der Erwartungen sind keine grossen Konflikte entstanden, im Gegenteil: Die Interviewten kreierten einen für sich passenden Tagesrhythmus, bei dem sich auch Rituale entwickelten. Diese bestanden aus gemeinsamen Kaffeepausen, Spaziergängen, Mittag- und Abendessen oder Spielabenden. Zu erwähnen ist auch, dass sich die Paar-, aber auch die WG-Beziehungen intensivierten und sich die Personen besser kennenlernten. Ein Interviewpartner erwähnte beispielsweise:
«Wir hatten aber echt tolle Unterhaltungen, die wir ansonsten sicher nicht geführt hätten an unseren Arbeitsplätzen und so war das eigentlich super.»
Auch wenn es bei den interviewten Personen keine Zwischenfälle gab, sehnten sie sich in der Zeit des Lockdowns nach Abwechslung. Bei Alleinlebenden und Singles wurde erwartet, dass die Einsamkeit spürbarer ist. Es zeigte sich jedoch, dass sich die betroffenen Personen nicht mehr und nicht weniger nach einer Beziehung sehnten als vor der Krise.
Soziale Aussenbeziehungen
Aus den Interviews wurde deutlich, wie wichtig der persönliche Austausch ist. Deshalb haben die befragten Personen auch nicht komplett auf soziale Kontakte verzichtet und tauschten sich mehrheitlich via Telefon oder über Videoanrufe aus. Andere trafen sich für Online-Spielabende. Die Befragten sind sich jedoch einig, dass dieser virtuelle Austausch das Persönliche nicht ersetzen kann. Weiter muss erwähnt werden, dass sich einige der Befragten auch während des Lockdowns mit der nötigen Distanz mit ihren Familien oder engsten Freunden trafen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich das Verhältnis zur Familie und zum engsten Freundeskreis nicht wesentlich veränderte.