THEMENSCHWERPUNKTE

Materialzusammensetzung und Zuschlagstoffe
Die materielle Zusammensetzung des Verputzes ist von chemisch-physikalischen Abhängigkeiten geprägt. Gezeigt werden traditionell-mineralische Mischungen, sowie das Beimischen von essentiellen Zuschlagstoffen und deren Auswirkung auf die Erscheinung des Endproduktes.

Bernhard und Sebastian Nydegger, Materialtechnologen, Winterthur, führen ihren Dienstleistungsbetrieb BWS Labor und sind tätig auf dem Gebiet der Baustoff- und Schadensbeurteilung, sowie für materialtechnische, bauphysikalische und bauökologische Gesamtkonzepte. Sie verfügen über umfassende Kenntnisse historischer Bauweisen und Arbeitsmaterialien und deren Kompatibiliät mit modernen Baustoffen. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Objekten mit historischer Bausubstanz. Zu ihren Kompetenzen und Anliegen zählen Wissensvermittlung und Lehrtätigkeiten vor unterschiedlichen Gremien. 

Pinar Gönül, Architektin, Luzern, ist praktizierende Architektin. Ihr Büro blgp architekten wurde 2007 gegründet, zusammen mit ihrem Partner Lukas Bucher. Sie unterrichtete als Assistentin an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur und an der ETH Zürich. Während ihrer Forschungsarbeit an der ETH Zürich setzt sie sich vertiefend mit Verputz auseinander und ist Mitherausgeberin der Publikation „Über Putz“. Sie absolvierte den Master Studiengang der Geschichte & Theorie der Architektur an der ETH Zürich. 

Susanne Triller, Architektin, Zürich, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin, Leiterin der Materialbibliothek und in der Forschung an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur tätig. Sie arbeitete als Projektleiterin mit Schwerpunkt auf Bauen im Bestand und auch Neubauten. In ihrer selbständigen Arbeit fokusiert sie Projekte zwischen Architektur, Materialität und Handwerk. Sie besuchte den Lehrgang Handwerker in der Denkmalpflege, mit Fokus Mauerwerk, Verputz und Anstrichstoffe. 

 

 

Profilierungen am Gerüst: Gestaltung und Umsetzung
Die Bedingung von Modellierputz und der tatsächlichen Umsetzung am Gerüst setzen der Gestaltung einer Profilierung  ihren Rahmen. Eine individuelle Schablone kann hier mit einfachen Mitteln, experimentell und mit Inputs aus dem Handwerk gestaltet werden. Nach der Überprüfung im Kleinen wird ein Kammzug auf der grösseren Fläche am Gerüst umgesetzt. Mit einfachen Werkzeugen kann ein mineralischer Modelierputz differenziert und nachhaltig gestaltet werden.

Martin Schumacher, Abteilungsleiter Fassaden, Mitinhaber MVM AG, Emmen. Er begleitet und berät Bauherren, Investoren und Architekten im Bereich Fassadengestaltung mit Verputz und Farbe. Durch grosse praktische Erfahrung zeigt er Gestaltungsmöglichkeiten und Grenzen von Oberflächenstrukturen mit mineralischen und organischen Verputzen und Farben. Das Fassadenteam der MVM AG ist spezialisiert auf das Applizieren traditioneller, mineralischer Edelputze wie Kratzputz, Kellenwurf, Waschputz, Besenstrich, Kammzug und anderen individuellen Verputzstrukturen. Auch die Gestaltung mittels anorganischer oder organischer Farbe, welche die dreidimensionale Wirkung einer Verputzstruktur verstärken kann, ist eine Kernkompetenz der MVM AG.

 

 

 

Kalkglätte und Sumpfkalk
Gerold Ulrich demonstriert die besonderen Techniken, die es braucht, um eine hochverdichtete Oberfläche aus Kalkputz herzustellen. Auch das Arbeiten mit Sumpfkalk wird thematisiert.

Gerold Ulrich, Verputzer und Spezialist für historische Kalkputze, Satteins A stellt am Standort seines Betriebes in Satteins im eigenen Kalkofen Luftkalke nach traditionellen Rezepten her. Die vertiefte Beschäftigung mit historischer Bausubstanz und experimentelles Arbeiten mit dem Material machen es ihm möglich, die beinahe in Vergessenheit geratenen Techniken auch im heutigen Bauen erfolgreich anzuwenden.

 

 

Fresko und Zufall
Die alten Techniken verschiedener Verputzritzungen und das Streichen von Kalkputz a fresco werden mit neuartigen Entwurfsstrategien kombiniert.

Gezeigt werden einerseits die Freskotechnik, bei welcher die Farbpigmente ohne Bindemittel auf den noch feuchten Verputz aufgetragen werden. Andererseits werden Verputzritztechniken vorgestellt: Verputzritzung auf einfarbigem Verputz, Sgraffito, mehrfarbiges Putzrelief und Putzintarsie. Nach der theoretischen und praktischen Einführung in diese Techniken können die Workshopteilnehmer/ die Workshopteilnehmerinnnen mit Verputzen und Pigmenten experimentieren und neue Gestaltungansätze für zukünftige Anwendungen in der Architektur in Innenräumen und an Fassaden erproben.

Anita Brigitte Wanner, Dipl. Restauratorin FH, Werkstattleiterin Raum für Farben HSLU – D&K, Leiterin Materialarchiv für Pigmente HSLU – D&K, mit vertiefter Kompetenz zu Pigmenten und Farbstoffen, ihrer Geschichte, Herstellung und Verarbeitungstechnik. 

Isabel Rosa Müggler Zumstein, Designerin, Inhaberin der Firma Tiger Liz Textiles GmbH, Koordinatorin Themenplattform Materialität@hslu, Dozentin und Forscherin mit Schwerpunkt im Bereich Design & Technologie, Farbe und Materialwissen.

 

 

 

Neue Materialien, neue Qualitäten
Epoxidharz wird in vielen technischen und bautechnischen Bereichen verwendet. Als Bindemittel kann es für verschiedenste Techniken verwendet werden, mit einem hohen Grad an funktionalen Eigenschaften. Es lassen sich traditionelle Handwerksmethoden mit dem modernen Werkstoff Epoxidharz neu interpretieren. Es ist im Kontext von kreativen Arbeitstechniken ein nicht häufig thematisierter Binder, der mit bekannten Techniken verarbeitet werden kann, jedoch ganz eigene gestalterische wie auch funktionale Qualitäten mit sich bringt. Diese Qualitäten werden experimentell ausgelotet: Strukturen, Glanz und Transparenz.

David Erismann, Eidg. dipl. Malermeister, MVM AG, Emmen, zuständig für die Abteilung und Marke „meine individuelle Lösung“.Er plant und entwickelt handwerkliche Gestaltungen und begleitet deren Ausführung. Das Team von David Erismann umfasst drei Berufe – Maler, Gipser und Industriebodenleger. Gestaltet werden die Objekte mit traditionellen Materialien wie Lehm, Sumpfkalk, Zement, aber auch mit modernen Reaktionsharzen (EP/PU).

 

Schablonen, Werkzeuge, Profile
Werkzeugspuren können ein starkes Gestaltungsmittel sein. Stuckprofile z.B. bestehen praktisch nur aus der Spur des jeweiligen Werkzeuges – der Schablone. Dieser Schwerpunkt lotet die Möglichkeiten aus, welche durch das Werkzeug am plastischen Material entstehen.

Prof. Luc Merx (Aachen) ist als praktizierender Architekt am Grenzbereich zwischen Architektur, Design und Kunst interessiert. Sein Büro Gagat international wurde 1999 in Rotterdam gegründet. Er hat an verschiedenen Universitäten unterrichtet und ist Initiator des Forschungsprojekts Rokokorelevanz. Mit Architekten, Architekturtheoretikern und Historikern untersucht er hier Parallelen zwischen Architektur, Design und Kunst des 18. Jahrhunderts und dem Einfluss des Computers auf die heutige Gestaltung. 

Uli Matthias Herres, Architekt, Luzern und Salmtal D, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Luzern – T&A. Seine Dissertation an der ETH Zürich und der HSLU erforschte die Bedeutung handwerklicher Fertigung für die zeitgenössische Architektur. Der Schwerpunkt seiner architektonischen Arbeit im Büro Herres & Pape liegt auf dem Bauen im Bestand. 

 

 

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