Architekt: J. A. Copeland

Ingenieur: Heinz Isler

Ort: Dübendorf – Zürich

Fertigstellung: 1988

NutzungMuseum

(Bilder und Zeichnungen ohne Quellenangabe sind eigene Produktionen)

 

Islerschale – Interaktion von Ästhetik und Statik

Am Flugplatz in Dübendorf gliedert sich das im Jahre 1987 fertiggestellte Flieger-Flab-Museum in eine Reihe von Industrie- und Lagergebäuden ein. Es handelt sich dabei um ein Beton-Schalentragwerk, entworfen vom Ingenieur und Designer Heinz Isler. Seit der Eröffnung dient das Gebäude seiner ursprünglichen Meseumsnutzung. Im Vordergrund des Raumprogramms stand ein möglichst stützenfreier Raum, damit historische Flugzeuge und Flugabwehrwaffen frei bewegt und ausgestellt werden können. Mit ihrer membranartigen Tragkonstruktion ist die Halle eine von vielen Tragwerksentwürfen von Heinz Isler, die auch als „Islerschalen“ bezeichnet werden.

Die statische Formfindung solcher Schalen basiert einem Prinzip, welches schon im späten 17. Jahrhundert für den Kathedralbau verwendet wurde. Isler hängte Gipsbinden an verschiedenen Punkten auf, welche er nach dem Erhärten umdrehte und vermass. Die erhaltene Form entspricht exakt dem Bogenkräfteverlauf des Eigengewichts dieses schalenförmigen Modells.

Das Resultat zeichnet sich in seinen Entwürfen ab. Das Flieger-Flab-Museum besteht aus vier solch ermittelten Teilschalen, gefertigt in Beton. Wie aufgeblasen besticht die Konstruktion in ihrer Materialhomogenität. Die präzis ermittelte Geometrie lässt das Bauwerk von aussen als aufgeblasene Membrane in Erscheinung treten, während die Bausubstanz aus Sicht des Innenraums sehr massiv und ebenso weiträumig wahrgenommen wird. Denn eine Teilschale, aufgelagert auf vier Punkten, überspannt die Fläche von 51.7 Metern Länge, mal 18.6 Metern Breite. Additiv an der Längsseite aneinandergereiht ergibt sich so eine eindrückliche, über 70 Meter lange, stützenfreie Museumshalle. Seitlich der symmetrischen Schalenform erheben sich die Öffnungen der Quertonnen, ausgefacht von nichttragenden Fassaden. Sie sind in der Höhe zweigeteilt in ein bläuliches Metallkleid mit einem Milchglas-Oberteil. Durch den seitlichen Lichteinfall verfällt der Betrachter einem Ortsgefühl, dass an ein mächtiges Kreuzgewölbe erinnert. Dabei steht die seitliche Verkleidung mit der leicht vertikalen Profilierung im Kontrast zu der plastischen Betonschale.

Die enorme Spannweite der Betonschale wird über die zehn seitliche Auflagerpunkte gehalten. Der Kräfteverlauf erfolgt dabei vom dünnwandigen Gewölbe über die vier Sockel der jeweiligen Teilschalen ins Fundament im Untergrund. In diesem wird die Horizontalkraft der Auflager durch Stahlseile im Fundament zusammengehalten.

Der Betonschalenbau wurde nach herkömmlicher Systematik in Ortbeton erstellt. Um die Erstellungskosten niedrig zu halten, verwendete Isler die Lehrgerüste und Schalungen eines früheren Entwurfs der Tennishallen in Solothurn. Der Ortbeton wurde mit dem Minimum an Wasserzuschlag gemischt und mit Betonzusätzen angereichert, um eine schnelle Erhärtung des Betons zu erreichen. Zusammen mit feinmaschigen Armierungsnetzen konnte der Beton an steilen Stellen vom Fliessen gehemmt werden und so in die ideale Form gegossen werden.