Architekt: Raffaele Cavadini
Nutzung: Gemeindehaus
Baujahr: 1994 – 1995
Ort: Iragna, Tessin
1950 war Iragna ein Bauerndorf im Val d`Iragna. Die damals erbauten Gebäude bilden den heutigen Dorfkern. (Plan: map.geo)
Im Jahre 2000 hatte Iragna bereits 491 Einwohner und breitete sich immer weiter aus. Der Dorfkern wurde verdichtet und durch den Platzmangel war man gezwungen, auf die umliegenden Weiden auszuweichen. (Plan: map.geo)
Heutzutage mussten die zum Teil bestehenden Gebäude, welche den früheren Dorfkern bildeten, neueren Gebäuden weichen. (Plan: Tim Schmid, 2019)
Cavadini gliedert die städtebauliche Struktur von Iragna mit 3 Plätzen. Sie sind alle an der Hauptstrasse angelegt. (Skizze: Tim Schmid, 2019)
Ähnlich gestaltete Sockel und Steinfassaden verbinden die Gebäude. Ein runder Brunnen dominiert den Platz. Er wirkt fremd in dieser kubischen und kantigen Umgebung. Es ist kein Ort zum Verweilen. Der Platz wird zu einem Durchgangsort. Die Stützmauern führen zwischen den Gebäuden hindurch, hinauf zur Kirche. Alles ist aus Stein. Teilweise ist der Granit mit Moos überwachsen. Man spürt die Zeit. (Plan: Gianna Erb/ Nadja Zurkinden, 2019)
Der nördlichste Platz wird vom Gemeindehaus, dem Mehrzweckgebäude, der Kirche, dem Friedhof, der Aufbahrungshalle und dem Schulhaus gesäumt. (Bild: Tim Schmid, 2019)
Von der Strasse her trennt eine Mauer die Gebäude von der Strasse. Der Granit findet sich in allen drei Elementen wieder und verbindet sie. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Vor dem städtebaulichen Eingriff durch Cavadini gab es neben der Kirche keinen Platz. Eine befahrbare Strasse führte hindurch und es gab eine grüne Fläche, die durch eine Mauer aus Naturstein gerahmt wurde. Das Thema der Mauer hat Cavadini übernommen. (Bild: attention:ch)
Am Gemeindehaus wird der Granit entgegen der traditionellen Verarbeitungsart nur als Gestaltungselement der Fassade verwendet. (Plan: Tim Schmid, 2019)
Die Westfassade zur Kirche hin scheint mit dem Berg im Hintergrund zu verschmelzen. Die Symmetrie des EGs wird durch das nach links verschobene Fenster im OG gebrochen. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Die Hauptfassade des Gemeindehauses wird durch den geschlossenen Eingang dominiert. Man spürt die Horizontalität durch die Sockel und den umlaufenden Betonstreifen. Der runde Brunnen wirkt fremd und unpassend in dieser kantigen Umgebung. (Bild: Tim Schmid, 2019)
Die bestehende Eingangssituation wirkt geschlossen gegen den Platz und verschliesst sich gegen den Platz. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Detail des quadratischen, gerasterten Fensters an der Hauptfassade mit dem umlaufenden Betonstreifen, welcher den Naturstein im EG und OG trennt. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Detail eines Fensters mit der Umrandung aus Beton. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Detail der Treppe und der Vermischung des Natursteins und des Betons. Die Zeit wird spürbar durch die Patina am Beton. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Detail des Iragnagranits und der traditionellen Verarbeitungsart. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Die Südfassade wirkt zum Platz hin geschlossen, durch die Betonwand, welche die Eingangstür verdeckt und somit vom Platz abgetrennt wird. (Plan: attention:ch)
Der Eingangsbereich wirkt offen und hell durch die vier grossen Oblichter, welche das Tageslicht vom Obergeschoss ins Erdgeschoss bringen. Die Annahme, ein grosser Sitzungsraum sowie diverse Nebenräume befinden sich im Erdgeschoss. (Plan: attention:ch)
Im Obergeschoss befinden sich die Büroräume der verschiedenen Gemeindeabteilungen und ein Archiv. (Plan: attention:ch)
Die Ostfassade richtet sich zur Strasse hin und beinhaltet drei verschiedene Fensterformate, sowie ein kleines Vordach. (Plan: attention:ch)
Der Eingangsbereich des Gemeindehauses öffnet sich nach oben und wird durch Oblichter natürlich belichtet. Er wirkt offen und hell. Die Räume sind rund um diesen Eingangsbereich angeordnet. (Bild: Tim Schmid, 2019)
Auch im Innenraum spürt man den Naturstein im Lichteinfall an den Fenstern. Die Struktur des Steines wird in den Schatten spürbar. Der Granit rahmt die Fenster und rahmen die Landschaft und die Berge im Aussenraum. (Bild: Nadja Zurkinden, 2019)
Hier der Test einer einladenden Treppe als Skizze. So würde sich das Gebäude mehr zum Platz öffnen und öffentlicher wirken. (Skizze: Tim Schmid, 2019)
Hier der Test des bestehenden Eingangs ohne das Betondach, hinter welchem die Tür versteckt ist. (Skizze: Tim Schmid, 2019)
Die Eingangssituation des Gemeindehauses passt nicht zur Öffentlichkeit des Gebäudes. Sie wirkt geschlossen und versteckt. Wir haben in verschiedenen Versuchen im Photoshop andere Eingangssituationen getestet. Hier der Versuch mit einem Portal, das sich zum Platz öffnet. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Wie wirkt das Gebäude, wenn die Fassade ganz geschlossen ist zum Platz. Die geschlossene Situation zum Platz wird hier verstärkt und der Eingang ganz weggelassen. Das Gebäude wirkt viel mehr wie eine der Stützmauern, die den Platz begrenzen als ein Gebäude. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Als Analogie zu Monte Carasso, wo Snozzi die bestehenden Gebäude mit Neubauten aus Beton ergänzte ist hier der Versuch des Gemeindehauses komplett aus Beton. Die Verbindung zum Bestand wird kleiner. Die Gebäude werden nicht mehr zusammen gelesen. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Um die Adaptierung der Materialisierung in die heutige Zeit auf die Spitze zu treiben, wird hier auch der Kirchturm in Beton gestaltet. Die Formen wirken verfremdet vom Material und die Gebäude scheinen sich viel weniger gut in die Umgebung und die Landschaft einzugliedern. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Im Dorfkern ergänzt er die bestehende Arkade und die Kirche durch ein Schulhaus, ein archäologisches Museum, eine Bank sowie das Bürgermeisterhaus. Er schafft Plätze und gliedert den Aussenraum durch Stützmauern. (Plan: miesarch.com, 2020)
Monte Carasso wurde durch den Architekten Snozzi geprägt. Wie Cavadini sieht auch Snozzi das Projekt eines Neubaus als städtebauliche Gesamtaufgabe und geht bei der Planung auf den bestehenden Kontext ein. Anders als Cavadini in Iragna will Snozzi seine Neubauten nicht an den Bestand angleichen sondern übersetzt die Themen in eine neue Sprache. Der historische Naturstein wird durch Beton ersetzt. (Bild: Gianna Erb, 2019)
Die Fassade des Wohnhauses von Herzog und de Meuron nimmt die gleichen konstruktiven Themen auf wie das Gemeindehaus von Cavadini Wie beim Gemeindehaus in Irgana ist hier die Betonkonsturktion tragend. Der kantige Naturstein füllt die Zwischenräume aus und dient jediglich der Fassadengestaltung. Die Steine stammen aus abgerissenen Nachbarsgebäuden und der Stein ist somit auch stark mit dem Ort verbunden und geht auf die Traditionen des Ortes ein. Auch die geschichteten Stützmauern leiten über den Vorplatz wie beim Gemeindehaus. (Plan: www.herzogdemeuron.com, 2020)
(www.redhousecanada.tumblr.com, 2020)