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Tektonik HS 2017
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Farelhaus Biel

In Allgemein
Geschrieben wird das Jahr 1957. Es beginnt der Bau eines herausragenden Frühwerks des berühmten Bieler Architekten Max Schlup (1917-2013), welcher in den 50er Jahren den Auftrag erhält, das Farelhaus für die reformierte Kirche zu bauen.
Der Standort für dieses neue Kirchgemeindehaus ist in Biel (Bern), direkt am Quai und nur wenige Schritte vom Zentralplatz entfernt.
Die Pläne verdeutlichen das Bauvorhaben: Es soll ein multifunktionales Gebäude erschafft werden: Im linken Vo- lumen befindet sich der Gebäudeteil mit integrierten Beratungs- und Sitzungsräumen, mit Einzelzimmern und Wohnungen, einem Mädchenheim und einem Bistro. Im rechten Gebäudeteil soll der Kirchgemeindesaal untergebracht werden. Dazwischen befindet sich ein Hof.
Geprägt wird dieses multifunktionale Gebäude von einer starken Transparenz im Erdgeschoss, was die Stützenanord- nung im Grundriss widerspiegelt: Die beeindruckende Transparenz des Erdgeschosses verbindet das Gebäude vom Strassenraum über den Innenhof mit dem Kirchgemeindesaal.
Die Idee eines multifunktionalen Gebäudes kann nur durch eine geeignete Konstruktion umgesetzt werden: Die Wahl fällt daher auf ein Betonskelettbau mit vorgehängten Elementen, denn diese Konstruktion ermöglicht unterschiedliche Raumstrukturen in den Geschossen und somit unterschiedliche Nutzungen.
Die Konstruktion mit den vorgehängten Elementen ist für die Bieler Bewohner neuartig und sorgt für grosse Aufmerksamkeit. Es wird sogar ein Film über den Transport und die Montage dieser vorgehängten Elemente gedreht. Sie widerspiegeln damit auch den Beginn der Vorfabrikation in der Schweiz.
Diese vorgefertigten Elemente bestehen aus Aluminium und Eternitplatten.
In ihrer Höhe reichen die ersten Elemente vom 1. Obergeschoss bis in das 3. Obergeschoss, dann wird ein zweites Elemente auf das erste gesteckt und befestigt, welches dann vom 3. Obergeschoss bis an den Dachrand verläuft.
Die Elemente selber werden durch Befestigungshaken an den Betonböden an dem Betonskelettbau befestigt.
Für die Verankerung zweier dieser vorgehängten Elemente wird zuerst ein Leim auf das Steckelement des ersten Elementes aufgetragen.
Das zweite Element wird dann auf das Steckelement des ersten Elementes eingefahren.
Anschliessend werden die Elemente verschraubt.
Das Resultat ist eine klare Trennung zwischen dem tragenden Betonskelettbau und der vorgehängten, verkleidenden, hüllenden, Fassadenhaut.
Im Innenraum werden schliesslich noch die Böden verlegt, dann ist das Farelhaus fertig gebaut.
Städtebaulich handelt es sich um ein Bindeglied eines grösseren, aufgelockerten Blockrandes.
Das Detail zeigt die fertige Konstruktion. Wie man sieht, handelt es sich um eine ungedämmte Fassade.
Das fertige Farelhaus verkörpert die Zeit des Aufbruchs, der Beginn der Vorfabrikation, der Zukunftsstadt und die Absenz kirchlicher Motive sowie die unaufdringliche Modernität machen aus dem Farelhaus ein einzigartiges Bauwerk.
Betrachtet man die fertige, strassenseitige Fassade, vermittelt einem diese das Gefühl eines Schleiers, der sich über das Gebäude, über die wahre Konstruktion hüllt.
Von der Seite betrachtet, verstärken die vertikalen Elemente der Fassade den schleierartigen Charakter zusätzlich.
Bei den vertikalen Elementen handelt es sich nicht um massive Pilaster, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Es handelt sich um die Aluminiumverbindung zwischen den vorfabrizierten Elementen.
Weiter ist die Fassade ein Spiegel, eine Bühne des Alltags, denn die vielen Glaselemente reflektieren den Himmel, die Wolken, den Strassenraum, die Häuser. Nur abends wandelt sich das hüllende Kleid in einen transparenten Schlei- er und jeder sieht in das Innere.
Charakteristisch für die Fassade des Farelhauses ist auch die starke Rasterung, welche dem Gebäude eine gewisse Stränge verleiht. Hinter einer solchen Fassade ist alles möglich, jegliche Nutzung. Ausserdem verleiht die klare Rasterung dem Gebäude Ruhe und gibt dem hektischen Strassenraum einen klaren, ruhigen Rhythmus vor. Bei genauerer Betrachtung bemerkt man, dass die Fenster des 1. Obergeschosses leicht grösser sind, es entsteht eine Dynamik.
Die strenge Fassade wird durch drehbare Fenster aufgelockert, denn sie bringen eine leichte Unruhe hinein und beleben dadurch die Fassade.
Die Fassade auf der Hofseite besitzt einen komplementären Ausdruck. Sie sagt durch die Balkone und die Markisen deutlich aus, dass hier gewohnt wird und erzeugt keine hüllende, reflektierende Wirkung auf den Betrachter, sondern wirkt massiv und erinnert durch das Material Beton an den tragenden Betonskelettbau.
Auch auf der Hofseite sind die Fenster drehbar.
Nicht nur die Hülle, die Aussenhaut des Farelhauses ist interessanter Betrachtungsstoff, sondern auch der Innenraum. Wie zu Beginn erwähnt, zeichnet sich das Erdgeschoss durch eine starke Transparenz aus. Dafür sorgt nicht nur der hohe Glasanteil, sondern auch die Ausbildung der Details: Die Fenster zum Innenhof sind rahmenlos angeschlagen und erzeugen einen fliessenden Übergang von Aussen- und Innenraum.
Backsteinwände durchbrechen die Hülle und verbinden das Innen und Aussen erneut.
Jene Wände, welche die Hülle durchbrechen, sind in Backstein ausgebildet und setzen durch ihre intensive Farbe Akzente.
Die Fenster, welche von einer Backsteinwand durchbrochen werden, sind an der Seite rahmenlos angeschlagen, um den Effekt des Durchstosses zu unterstreichen.
Über einen Verbindungskorridor gelangt man von der Strassenseite her vorbei am Innenhof in den Kirchgemeindesaal.
Markantes Kennzeichen hier ist die aussergewöhnliche Dachform und die Öffnung bzw. Ausrichtung zum Innenhof.
Die tragenden Stahlstützen sind kunstvoll inszeniert und zeigen, dass es sich hier um eine Stahlkonstruktion handelt.
Vom Kirchgemeindesaal aus gelangt man in den Innenhof. Er ist eine Aufenthaltszone mit einem Wasserbecken und abwechslungsreicher Bepflanzung. Es ist das Zentrum des gesamten Komplexes und als kleine Oase zu verstehen.
Die Bodenbeläge des Innenhofs verursachen einen Kontrast zum harten Strassenraum.
Die Materialisierung und Bepflanzung verleihen dem Innenhof einen mediterranen Hauch. Sie erzeugen das Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
Über das Treppenhaus gelangt man vom Erdgeschoss in die verschiedenen Obergeschosse. Es ist um einige Zentimeter von der Fassade zurückversetzt und durch diesen Versatz sowie die vorgehängten Elemente entsteht im Treppenhaus eine abwechslungsreiche Licht- und Schattensituation.
Die Innenräume sind offen gestaltet und lassen eine hohe Flexibilität zu. Durch die Kombination von Aluminium, Eternit und Backstein erhalten die Innenräume einen industriellen Charakter.
Von Innen ist die Tragstruktur teilweise fast skulptural inszeniert. Es wird deutlich, wie die Lastabtragung des Gebäudes funktioniert.
Wie bereits erwähnt, sind die Fenster auf der Strassenseite aber auch auf der Hofseite drehbar. Damit das Wasser beim Öffnen des Fensters nicht in den Innenraum tropft, befindet sich hier eine innenliegende Regenrinne, in welche das Wasser abtropfen kann.
Die drehbaren Fenster verleihen den Innenräumen auch eine ganz besondere Qualität: Sie verbinden den Innen – und Aussenraum viel mehr, als es normale Drehfenster zu verbinden vermögen.
Geht man die ganze Treppe hinauf, erreicht man zuoberst das Dachgeschoss. Die Dachterrasse wird von einem Stahl- und Betongerüst überdacht. Dieses spendet Schatten und rahmt den Blick in den Himmel durch Ausspa- rungen in der Decke.
Des Weiteren lässt die Dachterrasse einen Blick über die Dächer Biels zu und es können Blicke auf weitere Bauten Max Schlups erhascht werden, wie etwa der hohe Turm, das schweizweit bekannte Kongresshaus und es entstehen Bezüge des Farelhauses über dessen räumliche Grenzen hinaus.

30. November 2017

Hochhaus Werd, Zürich von Sauter und Dirler

Rotach-Häuser, Zürich

Maschinenlaboratorium ETH Zürich

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