Rapperswil blieb bis zum ersten Weltkrieg eine kleine Stadt.
Quelle: Halter, Eugen: Rapperswil im 19. Jahrhundert. Jona 1980. S.224-225.
1869 kaufte Johann Heinrich Bühler ein bescheidenes Haus an der Kempratner Bucht und erweiterte es zu einer Villa mit prächtigem Park. Erst bei dieser Erweiterung zum eigentlichen Haus kam der Turm dazu.
Quelle: Halter, Eugen: Rapperswil im 19. Jahrhundert. Jona 1980. S.224-225.
Johann Heinrich Bühler, der Bauernsohn, ist 1833 in Oberschirmensee bei Feldbach geboren. Nach dem Tod seines Vaters wurde seine technische Begabung vom Gründer der Maschinenfabrik Rüti entdeckt. 1856 schafften Honegger und Bühler in der Fabrik die Herstellung eines mechanischen Webstuhls für Seide. Bühler übernahm das Unternehmen, wurde Nationalrat und führte das Eisenbahnprojekt Seedamm zum guten Ende.
Quelle:
Bild von Johann Heinrich Bühler Honegger:
Roland Fischer (Zürich), Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de, URL: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode
Bühler schätzte die romantische Lage Rapperswil, welche ihn zum Kauf des Hauses bewegte.
Quelle:
Bild Rapperswil, 1919, Flugbild von Walter Mittelholzer: Roland Fischer (Zürich), Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de, URL: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/legalcode
In der Geschichte der Stadt Rapperswil wird Bühler wohlwollend als Ehrenmitglied erwähnt. Dieses Ansehen und auch der so gewonnene Wohlstand spiegelt sich in der Villa Bühler wieder.
Quelle:
Felix Schmid Partner AG: 2000 Wohnhaus
Zürcherstrasse Rapperswil. http://www.schmidpart.ch/images/w-zuercherstr55altGr.jpg (05.10.2016).
Ein Haus mit vier markanten Umbauten, welche das Erscheinungsbild in den einzelnen Zeiten markant prägten. Welchen Einfluss die Änderung von einzelne Elementen auf die Wirkung haben, zeigen die alten Fassadenfotos.
Und nach jedem Umbau verwandelt das Gebäude sein Gesicht auf der Aussenseite, und seine Raumaufteilung in der Innenseite.
Der Grundriss von 1930 zeigt mit seiner Lesbarkeit, die Wichtigkeit der Ausrichtung nach Westen.
Quelle:
Pläne bereitgestellt von: Roskothen Architekten SIA in Rapperswil
Hier sieht man, wie der Innenraum der Villa Bühler-Honegger sich gewandelt hat. In der ersten Umbauphase in den 1960er Jahren veränderte sich im Innenraum hauptsächlich die Lage der Treppe, sowie der Anbau einer Garage im Süden. Daneben fanden kleinere Eingriffe statt, wie das Durchbrechen oder Schliessen von Öffnungen.
Quelle:
Pläne bereitgestellt von: Roskothen Architekten SIA in Rapperswil
In der dritten Umbauphase veränderte sich auch die Eingangssituation, ein Aufzug wurde eingebaut und aus einer Wohnung über das ganze Haus wurden zwei Wohnungen, eine im Erdgeschoss, und eine in den Obergeschossen. Die gestrichelten Linien und die Handeintragungen im Plan belegen dies.
Quelle:
Pläne bereitgestellt von: Roskothen Architekten SIA in Rapperswil
Veranda, Fries, Gaube, liebevolle Detaillierung und Ausgestaltung der Villa.
Obwohl man eindeutig erkennen kann, dass das Haus mit einem ungedämmten Einsteinmauerwerk konstruiert ist, sieht man doch, wie die einzelnen Elemente, sowie Erker und Balkone die Fassade nobilitieren.
Die ausgefallensten Fenster befinden sich im Dachbereich.
Der Architekt hat durch die Aufnahme der Renaissance als Stil eine Villa entworfen, die einerseits Kraft und Wohlhaben ausstrahlt, auf der anderen Seite die Schwere durch die vielen feinen Details, gerade im Bereich Balkon und Veranda auflöst, und so dem Haus Dynamik gibt.
Die Fenster der Geschosse sind fast gleich und unterscheiden sich trotzdem durch kleine wesentliche Nuancen. Die Geschosse sind optisch klar voneinander getrennt.
Das ist doch nicht wirklich ein zugemauertes, nachgemaltes Fenster, oder? Doch ist es! Die Umlegung der Treppe machte es notwendig dieses Fenster zu schliessen. Um die Strukturierung der Fassade durch die Fenster nicht zu unterbrechen, entschloss man sich also zum Hilfsmittel der Malerei. Diese Geste kennt man doch eher aus dem Barock, wo man Architektur und Malerei zu einer „Augmented Reality“ verschmelzen lässt.
Der Unterschied zwischen gemaltem und echtem Fenster fällt erst auf den zweiten Blick auf. Trotzdem fragt man sich: war dieser Eingriff nicht vermeidbar?
Die Liebe zum Detail zeigen die Original-Kellerfenster mit vielen kleinen konstruktiven Details, welche den Charme der Villa prägen.
Man sieht wie wichtig der Familie Bühler- Honegger das Betreten ihrer Villa war, dass sie mit einer so einladenden Geste ihre Gäste empfingen. Dieser Original-Eingang von 1870 war bis zum Umbau 1999 der Haupteingang.
Um bis zum Original-Eingang zu gelangen, muss man viele Schwellen passieren.
Ein Guckloch vom Bad zum früheren Haupteingang.
Der aktuelle Haupteingang wirkt, im Vergleich zum alten, sehr kühl. Kein Vordach schützt vor Warten im Regen, die Betonstufen wirken eher wenig einladend. Zwar werden auch heute mehrere Schwellen durchschritten, jedoch bilden diese lange nicht eine so empfangende Geste wie 1870.
Trotz der Vorsicht, mit welcher das neue Treppenhaus und der moderne Lift in das Gebäude eingefügt wurden, bleiben sie kleine Fremdkörper, welche die Atmosphäre irritieren. Die Versetzung der Treppe zeigt eindeutig, wie der Aufstieg in ein anderes Geschoss, beziehungsweise die Treppe an sich an Bedeutung verlor. Von einer einst exponierten Lage direkt bei der Eingangshalle, hinter einem Wiederkehr mit überhohem Fenster und Ausblick direkt auf den Zürchsee, rutschte die Treppe in ein kleines Zimmer an der Ecke der Haupthalle, ohne wirklichen direkten Bezug zu dieser, mit Lage direkt an der im Osten verlaufenden Hauptverkehrsstrasse.
Die von oben zubetonierte Treppe, die nur noch im Keller zu sehen ist, lässt den originalen Zustand 1869 erahnen. Das Treppenhaus scheint damals aus massiven Steinstufen gewesen zu sein. Die Wände waren ganz im Stil der französischen Renaissance mit farbigen Mustern und Elementen bemalt. Bereits während des ersten Umbaus 1960 wurde die Treppe an dieser Stelle in den oberen Stockwerken entfernt und an eine andere Stelle verlegt. Vermutlich wollte man die Hallen in den oberen Geschossen um das Treppenhaus erweitern, um einen grossen zentralen Raum zu bekommen, von dem aus man einen wunderschönen Ausblick zum See hat.
Die alte Eingangshalle widerspiegelt wie detailliert die Wandverkleidungen und Türen aus Holz waren.
Die zusätzlichen Fensterläden innen sind auf die Türen abgestimmt und können Platz sparend versorgt werden.
Ein abrupt endendes Rohr in einem erhöhten Bodenbereich im Zimmer ist ein Zeitzeuge der alten Heizung.
Teilweise wurden die alten Spuren nicht komplett vertuscht und man erhascht zum Beispiel winzige Blicke auf alte Deckenmalereien.
Muster und Dekorationen, welche nicht mehr zeitgemäss sind, wurden diskret versteckt, wie die Blümchentapete der Schlafzimmer.
Diese Bodenplatten sind eines der vielen verschiedenen Blumenmuster, mit denen die Zimmer im Jahr 1870 gefliest waren. Im Zuge des Umbaus 1960 wurden viele dieser Fliesen entfernt oder überklebt.
Während eines weiteren Umbaus im Jahr 1999 wurden viele Elemente wieder in den Originalzustand zurückgeführt, so zum Beispiel auch im aktuellen Eingangsbereich. Hier wurde weitestgehend der Zustand von 1870 wiederhergestellt.
Einen wunderschönen Blick hat man aus dem ehemaligen Speisesaal im Süden. Von hier aus sieht man direkt auf den Zürichsee. Kein Wunder, dass genau an dieser Stelle auch Veranda und Balkon angebracht wurden. Bei einer der letzten Umbauten wurden Fenster in die Veranda eingefügt. Seitdem kann dieser Bereich als Wintergarten benutzt werden. An der rechten Seite sieht man noch, wie die Veranda – obwohl Aussenbereich – von der Ausgestaltung der Fliesen her wie ein Innenraum behandelt wurde.
Die Westfassade ist im Vergleich zu früher privat und der ursprüngliche Bezug zum Park ging verloren.
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