Der Liechtenfelser-Hof aus der Perspektive eines Fussgängers im St.-Alban Graben. Die Einbettung zwischen den grösseren Volumen beidseits und die von der Strasse zurückgesetzte Lage sind gut erkennbar und lassen das doch grosse Gebäude bescheiden erscheinen.
Als Solitär dargestellt kommt die kubische Gesamtwirkung mit dem dominanten Raster kräftig zur Geltung. Es stechen im Fassadenraster die Loggien der Wohnungen im dritten und vierten Obergeschoss heraus. Deutlich zu erkennen ist das Rasterthema im über vier Geschosse reichenden Erker linkerhand an der nördlichen Schmalseite und der filigrane aber weit auskragende Dachabschluss, der durch seinen Schattenwurf das Gebäude kontrastreich krönt.
Aus Richtung Picassoplatz tritt das Gebäude an der Dufourstrasse durch die Rücksetzung von der Baulinie erst spät in Erscheinung, fügt sich aber selbstbewusst zwischen dem neuen Kunstmuseum und dem modern gehaltenen Bürobau ein. Die bewusst von Strasse distanzierte Setzung und die Abstände Nachbarbauten entwickeln einen grossen Freiraum rund um das Gebäude, in dem es sich gut in Szene setzen kann.
Der obere Abschluss der strassenseitigen Fassade wird durch die Natursteinbrüstung des weit zurückgesetzten Attikageschosses markiert. Die Dachauskragung ist so ausladend dimensioniert, dass sie den ganzen Versatz deckt und so das Gebäude aus jedem Blickwinkel sichtbar abschliesst. Die Fassade des Attikageschosses zeigt einen Materialwechsel auf hellgrau gestrichenes Sichtmauerwerk.
Das Erdgeschoss ist in einem dunkleren und stärker gemaserten Naturstein verkleidet. Der Materialwechsel zum Obergeschoss hat kaum einen Versatz und findet strassenseitig auf Höhe des auskragenden Schutzdaches aus Beton über den Schaufenstern statt und zieht sich auf dieser Höhe um das ganze Gebäude. Strassenseitig fällt die Ausgestaltung des Rasters in einem kleinem beige-braunem Mosaik und Zinkblech nobler als an den Schmal- und Hofseiten aus.
Der strassenseitige Gehweg, der durch eine niedrige Begrünung von Trottoir und Fahrbahn abgetrennt wird, ist mit ca. 40×60 cm grossen Natursteinplatten wild belegt. Gut erkennbar ist der Themenwechsel in Ornament und Material auf Höhe der Auskragung oberkant Erdgeschoss.
Das leere Ladenlokal auf der Strassenseite zeigt die überraschend geringe Tiefe des Gebäudes und verdeutlicht mögliche Potentiale der Durchsicht. Die verkleideten kräftigen Stützen deuten die massive Konstruktion des Gebäudes an.
Der Bodenbelag des Fussgänger-Zugangs zwischen den Begrünungen ist mit rohen Natursteinplatten belegt und greift auch hier das Rasterthema auf.
In den beiden Eingangsnischen wird eine zusätzliche Natursteinplatte in einem andern Material in gräulicher Farbe als Ornament verwendet. Die verglaste Anzeigetafel mit Titel „Liechtensteiner-Hof Dufourstrasse 9“ und das ungenutzte Ladenlokal im Hintergrund zeigen durch ihre Leere, dass vermutlich nur noch wenige Nutzungen im Gebäude aktiv sind.
Die Ausgestaltung des Hauseingangs ist in beiden Zugängen an der Dufourstrasse gleich offen mit in Messingrahmen gefassten festen Verglasungen und Glastüren gehalten. Es wiederholt sich auch hier und in den flankierenden muralen Wandelementen den stehenden orthogonalen Raster. Der Zugang bietet hinter einer doppelflügligen Schwenktüre einen geräumigen Windfang, in dem sich Briefkästen, Vitrinen und Abstellkonsolen aus Marmor befinden, ein angenehmes Ankommen ermöglichen und die hohe Wertigkeit des Gebäudes für den Benutzer und Bewohner verdeutlichen. Auch die zweite Türebene ist in messinggefasstem Glas ausgeführt, dahinter finden sich das so tagesbelichtete Treppenhaus und der Lift.
Die grosszügige Gestaltung der Bewohner-Eingänge und die verwendeten Materialien wie geschliffener Marmor und Messing lassen auf eine ursprünglich hochpreisige Nutzung und eine grosse Zahl Bewohner schliessen.
Der innere Erschliessungsbereich hinter dem linken Zugang ist geometrisch einfach gehalten aber bemerkenswert hochwertig mit Marmor ausgelegt. Das Treppenhaus ist durch die mit Betonornamenten vergitterten Fenster von der Hoffassade her natürlich beleuchtet. Am Boden wiederholt sich das in der Fassade und auf dem Vorplatz thematisierte Raster.
Die beiden Zugänge zum Gebäude an der Dufourstrasse sind zwar gleich dimensioniert, die ausserordentlich grosszügige Auskragung mit den eingelassenen runden Lampen über dem rechten Zugang vermittelt trotzdem einen Unterschied in den zwei Adressen.
Aus Sicht Südost ist die Gesamtwirkung durch der nur noch reliefartigen Wiederholung und grosszügigen Rahmung des Fassadenrasters durch Natursteinplatten ruhiger ausgestaltet. An der Gebäudeecke des Hauptgebäudes nimmt der fensterlose Flächenanteil im Verhältnis zur gerasterten Fassade zu. Die Fenster haben nun alle eine massive Brüstung und die Ausfachungen sind hellgelb, der Betonraster hellgrau gestrichen.
Bei tiefem Sonnenstand gewinnt das Relief der Rasterung in den Regelgeschossen – hier an der kurzen Südfassade – an Ausdruckskraft und zeigt die zahlreichen Gestaltungsebenen..
Die schmale Südfassade des Hauptgebäudes wiederholt die Themen der Nordfassade, verzichtet aber auf eine Auskragung und zeigt horizontal neun Fensterelemente. Das Erdgeschoss – resp. durch die Hanglage das Sous-Sol – ist mit dunklerem Naturstein verkleidet und die Fenster sind mit einer feingliedrigen betonierten Vergitterung bedeckt. Es besteht direkt entlang dem Gebäude eine Fussgängererschliessung über Aussentreppen zum Seiteneingang des rechterhand folgenden Flügelbaus.
Durch das neue Fassadenthema der dezent gestrichenen Backsteinmauer fügt sich der Übergangsbereich an der Südfassade unauffällig in das Ensemble der grossen Baukörper ein und lässt die starke Abwinkelung des Flügelbaus unangestrengt wirken. Der Versprung der Attikas um ein Stockwerk wird über unterschiedliche Auskragungsmasse des Betondaches und einem nur hier verwendeten Gesims gelöst.
Der östlich des Hauptgebäudes liegende Flügelbau greift die Dreiteiligkeit der Fassade in Sockel, Regelgeschosse und Attika erneut auf und das Rasterthema findet wieder seine Anwendung. Aufgrund der geringeren Breite des Anbaus und den daraus neuen Gesamtproportionen und des durch eine Mauer und Bäume verdeckten Erdgeschosses wirkt der Gebäudeteil aus dieser Perspektive erheblich kompakter als die Strassenfront.
Die Südseite des Hofes wird vom Flügelbau und seiner Verbindung zum Hauptgebäude entlang der Dufourstrasse gefasst und verdeutlicht die drei unterschiedlichen Fassadenkonzepte des Gebäudes. Der Flügelbau selber hat über die Regelgeschosse eine nüchtern regelmässige, hellgelb verputzte Lochfassade mit schmucklosen zweiflügligen Fenstern und sitzt auf dem bräunlich verputzten Sockelgeschoss, das zwei Einzelgaragen beherbergt. Das Äussere des rückgesetzten Übergangsbereichs ist in einem kleinmassstäblichen hellgrau gestrichenen Sichtmauerwerk mit dem gleichen Fenstertyp in schmalerer Ausführung. Die Attika ist im gleichen Thema ausgestaltet und reicht zurückgesetzt über den westlichen Block des Flügelbaus. Zum Übergangsbereich gehört das angewinkelte westliche Treppenhaus, das vom einfach gehaltenen hier ebenerdigen Lieferanteneingang bis in die wegen dem Gefälle ein Stockwerk höher liegende Attika des Hauptgebäudes reicht. Letzteres beginnt das Rasterthema im ersten Obergeschoss über einem wiederum bräunlich verputzten Sockelgeschoss mit Einzelgaragen und einem weiteren, breiter ausgestalteten Zugang in das Treppenhaus der Wohngeschosse im Hauptgebäude. Auf der Flügelbau wird von einer weiten Auskragung in hell gestrichenem Beton abgeschlossen, die sich im Übergangsbereich zurücknimmt. Der Hof ist mit Kopfsteinpflaster belegt und bietet zur östlichen 3 Meter hohen Begrenzungsmauer einige ungedeckte Parkplätze.
In der Hoffassade des Hauptgebäudes kommen alle Themen der Rasterfassade zusammen. Im grau gestrichenen Betonraster zeigen sich die Regelfenster und die klar- und rot/blau verglasten, kleinteilig ornamentalen Öffnungen zum Treppenhaus in beige verputzten Ausfachungen. Dazwischen finden sich im 3. und 4. Obergeschoss vier Loggien mit ihren noch heller grau gestrichenen Brüstungen aus Beton mit feinen Reliefs. Umrahmt wird die dynamische Rasterkomposition von der in ganz hellem beige gestrichenen Verputzfassade. Oben schliesst das Gebäude mit der ausladenden Dachauskragung in hellgrau gestrichenem Beton auf dem gemauerten Attikageschoss ab. Das Mauersteinthema wird links im beide Gebäudeteile erschliessenden Treppenhaus ebenfalls eingesetzt, ergänzt mit einfacheren wiederum in Beton gegossenen Fenstervergitterungen.
Die für den Ausdruck des Gebäudes essentielle Rasterung ist kunstvoll in Ortsbeton ausgeführt und verleiht dem Bauwerk durch ihre Präzision und die durch das Handwerk bedingte Inperfektion einen lebendigen und fein untechnischen Charakter.
Die hofseitige Fassade des Hauptflügels zeigt die Relieftiefe der Rasterung, die hier in grau gestrichenem Beton und beigem Verputz gehalten ist. Die Fenster sind zweiflüglig mit verglaster einkippbarer Brüstungsausfachung, die Rahmen hellgrau gestrichen. In der Bildmitte sind die Betonornamente des nördlichen Treppenhauses erkennbar. Im Hintergrund zeigt sich in grossem Kontrast der Neubau des Kunstmuseums.
Der hofseitige spitze Winkel der Gebäudeteile erlaubt ein Spiel mit dem Spiegelbild der gerasterten Fassade des Hauptgebäudes in den einfach gehaltenen Fenstern in der verputzten Fassade des Flügelbaus.
An der schmalen Nordseite findet sich eine weitere Interpretation des Rasters an einem Erker, der sich über alle vier Regelgeschosse erstreckt und von einer feinen Betonauskragung im Stil des Gebäudedaches abgeschlossen wird.
Der Niveauunterschied des Terrains zwischen Hofseite links und der Dufourstrasse rechts ergibt die Steilheit der Hofzufahrt an der Nordseite. Als Bodenbelag wird ab Trottoir Strassenseite ein im klassichen halbrund gelegten Kopfsteinpflaster verwendet. An der Fassade sind oberhalb des jeweiligen Sockelgeschosses hofseitig links der Auskragung ein Farbwechsel im Verputz und rechts strassenseitig ein Materialwechsel in den Natursteinplatten zu erkennen.
Der Erker an der Nordfassade steht optisch auf fünf betonierten Pilastern im Raster der Fensterumrahmungen. Die Konstruktion wirkt übermässig massiv und kann als ornamentale historistische Referenz verstanden werden.
1949 wurde die Bauherrin, die Liechtenfelser-Hof A.G. in Basel gegründet. 1952 konnte der Konkurs abgewendet werden und Paul Zehntner, der Architekt des Gebäudes, wurde als Verwaltungsratspräsident gewählt. Er schied 1953, unmittelbar nach Vollendung des Baus wieder aus. Die Eigentümerin Liechtenfelser-Hof AG wurde später durch den Reisebürokonzern Esco Reisen AG übernommen, der selber 2005 in der Hotelplan AG als Teil der Migros aufging; die Firma wurde gelöscht und das Gebäude an die Anlagestiftung der SwissCanto verkauft.
Das erste Baubegehren aus 1953 umfasste bereits das heutige Volumen als 2 Geschäfts- & Wohnhausneubauten. Wegen möglicherweise finanziellen Problemen für die Bauinvestition wurde gleichzeitig eine Auftrennung in zwei Parzellen vorgenommen. 1957, 1972 und 1990 wurden kleinere Umbauten im Innern des Gebäudes bewilligt, bei denen marginale Nutzungsänderungen zwischen Wohnungen und Büro-, Laden und Werkstatträumen vorgenommen wurden. Es bestehen Renovationsprojekte des Bauwerkes.
Im Bebauungsplan 33 aus 1947 wurde den Parzellen in den Zwischenzonen nördlich und südlich des Gebäudes ein Bauverbot auferlegt. Der viergeschossige Erker an der Nordseite des Liechtensteiner-Hofes bedingte bei der Baueingabe 1953 bereits eine Ausnahmebeweilligung für die Auskragung von 1.38m.
Die Situation heute mit den zwei Parzellen 1360 und 2260, die beide im Eigentum der Swisscanto Anlagestiftung in Zürich sind. Es fand eine Umnumerierung von vormals Dufourstrasse 19-21 auf heute Dufourstrasse 9-11 statt. Deutlich erkennbar ist der auffällige Rücksprung zur Dufourstrasse westlich des Gebäudes, den die beiden Nachbargebäude nicht wiederholen. Es zeigt sich auch, dass sich Winkel und Grundriss des Flügelbaus an der Südostseite aus der Form der Parzelle ergeben.
Die Fotografie des Baueingabemodells zeigt bereits präzise die deutliche Dreiteilung der Fassade Richtung Dufourstrasse und die gewünschte Ausdruckskraft des Rasters, der über alle Fassaden gelegt wird.
Die Dominanz des Rasters an der West- und Nordfassade des Gebäudes wird durch die schwarz-weiss-Aufnahme des Baueingabemodells gut verdeutlicht. Die im Raster herausstechenden Elemente sind die Loggien mit ihren Brüstungen, deren Platzierung zum gebauten Zustand noch modifiziert wurde. Das Erdgeschoss setzt sich durch seine differenzierte Materialisierung, die Attika durch den Rücksprung vom Hauptbaukörper ab..
Die Perspektivenskizze der Baueingabe stellt den städtebaulichen Kontext um 1950 dar. Das Bauprojekt nimmt die horizontale Orientierung in der Fassade und den Rhythmus der Fenster des Nachbargebäudes links auf; heute steht da das neue Kunstmuseum mit seiner vollständig geschlossenen Natursteinfassade. Die feinteiligen, bersits in dieser Darstellung als Platten materialisierten Bereiche der Fassade des Bauprojektes rund um die kräftigen Rasterungen sind eine Referenz an das alte, heute noch bestehende, Kunstmuseum auf der gegenüberliegenden Strassenseite, in der Skizze rechts erkennbar.
Baueingabe Plan Fassade West
Baueingabe Plan Fassade Süd
Baueingabe Plan Fassade Ost & Schnitt Flügelbau
Baueingabe Plan Fassade Nord
Baueingabe Plan Erdgeschoss
Baueingabe Plan Schnitt Hauptgebäude
Das Gebäude Dufourstrasse 9-11 steht unmittelbar ausserhalb des Stadtteils Grossbasel, drei Häuserzeilen vom südlichen Rheinufer und der Wettsteinbrücke entfernt. Illustration aus Google Earth während dem Neubau des Kunstmuseums.
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