Armin Meili hat in seiner Heimatstadt
Luzern einige grössere Bauten realisiert. Er war Direktor der Landesausstellung 1939 in Zürich, an welcher sich die BBC am Elektrizitätspavillon beteiligte. Nach dem 2. Weltkrieg suchte Armin Meili Aufträge für sein Architekturbüro. Als Erstes
sprach er 1947 bei der BBC vor. Aus dem Gespräch resultierte gleich eine Reihe von Aufträgen.
(Foto: Der Architekt Armin Meili. http://www.ref-kirchen-ag.ch/kirchen/beinwil/aeusseres.php (19.01.2017).)
Von den zahlreich angesiedelten Industriegebieten entwickelte sich das Unternehmen Brown Boveri & Cie zu einem Weltkonzern. Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts dehnten sich nicht nur deren Fabrikhallen auf dem flachen Haselfeld aus, auch die Zahl der Mitarbeitenden stieg mit der Konjunktur drastisch an. Mit dem Gemeinschaftshaus am Fusse des Martinsbergs setzte der mächtige Industriebetrieb seinen Mitarbeitern ein Denkmal.
(Foto: Hanak, Michael/Ömer, Even: Martinsberg in Baden. vom Gemeinschaftshaus zum Schulhaus. Luzern 2009.)
An erhöhter Lage, eigentlich ein prädestinierter Standort für eine Fabrikantenvilla, sollte der prägnante Baukörper ein Merkpunkt des Industriequartiers bilden.
(Foto: Archiv ABB Schweiz. In: Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen
10/2006, S. 17.)
Das Gebäude schwebt wie ein Gesamtkunstwerk über dem Industriegebiet.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die wesentlichen Entwurfselemente von Armin Meili: ein
Längstrakt mit einem daran anschliessenden kurzen Quertrakt, insgesamt sechs Stockwerke, wovon die unteren drei zurückversetzt sind und ein dem Gebäude vorgelagerter Treppenaufgang.
(Plan: Gemeinschaftshaus der Aktiengesellschaft brown, Boveri & Cie. am Martinsberg in Baden: 1952-1954, Dr. h. c. Armin Meili, Architekt)
In der Vorhalle konnte sich, unabhängig vom übrigen Verkehr, der Nach- und Rückschub des umfangreichen
Wirtschaftsbetriebs BBC abspielen.
(Foto:Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen 10/2006, S. 17.)
Ein auffälliges Merkmal des Gemeinschaftshauses sind die hohen Stützen, hinter denen die drei unteren, massiv wirkenden Sockelgeschosse zurücktreten und so eine Vorhalle bilden. Die Hauptgeschosse liegen darauf wie auf einem
Tisch.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Um die Vorhalle als Empfangsraum vor Wind und Wetter zu schützen, schliesst eine filigran ausgebildete, gefaltete
Glaswand die Schmalseite ab.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Unter der vorkragenden Bodenplatte des vierten Stockwerks münden die Stützen in eine sichtbare Betonskelettkonstruktion. Die in Längs- und Querrichtung verlaufenden
Unterzüge schliessen mit einer Abschrägung an die Stützen an.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Im Kontrast zu den schweren, zurückversetzten Sockelgeschossen wirken die vorkragenden Obergeschosse ganz in Glasscheiben und Fenstersprossen aufgelöst. Die Geschossdecken und Brüstungen treten nicht als solche in Erscheinung, denn sie sind in die
Vorhangfassade integriert. Dadurch ist die Anzahl der Stockwerke nicht ablesbar, sondern lässt sich lediglich erahnen. Die Tragstruktur
der Stützenhalle setzt sich in den Obergeschossen mit innenliegenden Stützen fort. Somit liess sich die Gebäudehülle als nichttragende Vorhangfassade ausbilden.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
An der Aussenfassade der Sockelgeschosse ist der
Sichtbeton mit weisser Farbe überstrichen.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die Südfassade ist sichtbar unterteilt in einen massiven Sockel und schwebend wirkende Obergeschosse.
(Foto: Frei, Roger. In: Hanak, Michael/Ömer, Even: Martinsberg in Baden. vom Gemeinschaftshaus zum Schulhaus. Luzern 2009.)
Die Vorhangfassade ist von der Tragkonstruktion gelöst. Sie ist filigran und dekorativ ausgearbeitet und wirkt wie ein schleierartiges Gitternetz. Durch unterschiedliche Laibungstiefen hebt sich ein Grundraster hervor.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Auf den ersten Blick hat die ursprünglich entworfene Fassade von Armin Meili einen regelmässigen Ausdruck.
(Plan: Burkard Meyer Architekten. Baden 2006.)
Bei der näheren Betrachtung fällt jedoch auf, dass die filigrane Sprossenunterteilung innerhalb des übergeordneten Rasters sehr variiert.
(Plan: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Wenn die filigrane Sprossenunterteilung nicht vorhanden wäre, ginge die textile Wirkung verloren. Der feine Ausdruck und damit der grosse Kontrast zum Sockel verschwinden.
(Plan: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Bei gleicher Sprossenunterteilung wird die Rasterung verstärkt. Die Wiederholungen unterstützen einen monotonen, strengen Ausdruck.
(Plan: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die detailliertere Betrachtung zeigt, dass die Mischung von regel-und unregelmässigen Sprossenunterteilungen, sowie stehenden und liegenden Rechtecken eine spielerische, anregende Wirkung erzeugt.
(Plan: Burkard Meyer Architekten. Baden 2006.)
Das Volumen des Treppenaufganges gliedert sich in die Hanglage ein, setzt sich jedoch durch die Schräge vom Hauptgebäude ab. Durch die Übernahme des vertikalen Rasters der Hauptfassade, wirkt die Gestaltung ruhig und eingebettet.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Spiegel lassen den Vorbereich der
Haupttreppe optisch deutlich vergrössern.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Am Fusse der Haupttreppe betritt man zuerst einen Windfang gefolgt von einem Vorraum. Von hier führen sechs hintereinander folgende, gerade Treppenläufe hinauf. Jeder Lauf zählt elf Stufen, wobei Zwischenpodeste den Aufstieg etappieren und dadurch komfortabel
machen.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Seitlich und in der Mitte angeordnete Handläufe begleiten den Weg
in die Wartehalle. Die Gestaltung der Handläufe und Geländer ist nicht zufällig, sondern lässt eine bewusste, sorgfältig gewählte Gestaltungsabsicht
erkennen.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Über die lange Hauptzugangstreppe gelangten die Mitarbeiter in die Wartehalle, wo vor und nach dem Mittagessen Landi-Stühle zum Entspannen bereit standen.
(Foto: Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen 10/2006, S. 17.)
Der in den Farben Schwarz, Weiss und Grau gemusterte Steinzeugplattenboden
wirkt wie ein netzartiges Mosaik. Als ein typisches Zeitzeugnis blieb er
bis heute unberührt.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Von der Wartehalle führt eine weitere Treppe ins Aulageschoss.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
(Plan: Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen 10/2006, S. 17.)
Insgesamt standen gut 1200 Tischplätze zur Verfügung, an denen die Arbeiter an gedeckten Tischen bedient wurden. Entlang der Glasfassade wurde ihnen ein grandioser
Ausblick durch die sprossenlosen Panoramafenster geboten.
(Foto: Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen 10/2006, S. 17.)
Über eine Wendeltreppe gelangte man vom Aulageschoss hinunter in die Bibliothek, den Essraum für Selbstverpfleger sowie zu den Freizeitwerkstätten: einer Schreinerei, einer Schmiede, Näh-, Mal und Fotoateliers sowie Fotolabors.
(Foto: Gimmi, Karin: Nobilitierung des Arbeiters. In: Werk, bauen+wohnen 10/2006, S. 17.)
Das Mensageschoss nach dem Umbau 2006 durch das Architekturbüro Burkard & Meyer. Die Mensa wurde dabei verkleinert.
(Plan: Das Mensageschoss nach dem Umbau 2006 durch das Architekturbüro Burkard & Meyer. Die Mensa wurde dabei verkleinert.)
Das Architekturbüro Burkard Meyer entschloss sich bei der Sanierung von
2004 bis 2006 die Sperrholzwand im Speisesaal zu entfernen und versetzte stattdessen
die weissen Wände des neu proportionierten Saals mit einem feinen Gipsrelief.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Der Wechsel des Bodenbelags unterstützt den Übergang vom Schulzimmerbereich in die Wartehalle.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Von Aussen her gesehen ist diese Treppe sehr auffällig, da sie im Gesamtbild die einzig runde Form trägt. Die mittig angebrachte Rippe trägt die frei wirkende Konstruktion. Der eindrucksvolle Ausdruck verhilft ihr zu einem Markenzeichen.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Über die Wendeltreppe der Vorhalle erreicht man von aussen her direkt die Obergeschosse.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die von der Konstruktion her zurückhaltende Zickzack-Treppe erlangt durch ihre detaillierte, liebevolle Gestaltung höheren Wert.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die Treppe erhält durch die detaillierte Ausgestaltung der Auftritte und der Geländer eine besondere Wirkung, obschon sie ansonsten als Nebentreppe
eher eine untergeordnete Bedeutung hat.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Die neue, ovale Treppe tritt auf der Gebäuderückseite in Erscheinung. Sie ist vorstehend und dennoch harmonisch mit dem Bestand verschmolzen.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Beim Umbau 2006 kam eine neue ovale Wendeltreppe hinzu, die sämtliche Unterrichtsräume erschliesst.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Das ehemalige Gemeinschaftshaus eingebettet
in den heutigen Kontext.
(Foto: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
Überall im Gebäude sind viele sorgfältig ausgearbeitete Details zu finden. Sie unterstützen den Gesamteindruck des Bauwerks durch die Liebe zum Detail.
(Fotos: Beer, Vanessa/Jansen, Vanessa/Weder, Laura. Baden 2016.)
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