Architekt: Miroslav Šik
Nutzung: Wohnen, Musizieren
Baujahr: 1995
Ort: Bienenstrasse 11/13, Zürich

 

 

Projekttext

Das Musikerwohnhaus an der Bienenstrasse in Zürich ist Teil der ortsüblichen segmentierten Blockrandbebauung. In seiner Grundform gleicht das Gebäude über seine drei Baukörper und der dazwischenliegenden Erschliessung und Loggien dem Buchstaben E. Die Bienenstrasse liegt quer zur Badenerstrasse und mündet zum Stadion Letzigrund.

Die Fassade zu der Bienenstrasse wurde mit auseinanderliegenden, ruhig verteilten französischen Fenstern rhythmisiert. Zudem gibt es eine deutliche Markierung der Treppenhäuser in der Haus- und Hofachse. Die wohnliche Hoffassade arbeitet mit denselben Ausdrucksmitteln, wenn auch der Anteil der Öffnungen grösser ist und der Putz sich in der Farbigkeit unterscheidet. Zudem verstärken die hierher orientierten Funktionen Wohnen, Essen und Kochen sowie die Loggien die intimere Atmosphäre.

Durch die offen gestalteten Treppenhäuser und Loggien wird nicht nur die Regelmässigkeit der Fenster rhythmisiert, sondern auch die drei Gebäudeteile zusammengebunden sowie der Rücken zu den Höfen gebildet. Erst durch diese besondere Anordnung und differenzierte Ausformulierung der Loggien und des Treppenhauses entstehen zwei spannungsvolle Fassadenseiten.

Beim durchschreiten der Wohnungseingangstür, welche eben von diesem Treppenraum auf die private Loggia mündet, wechselt der etwas karge Ausdruck der rohen Erschliessung auf der Strassenseite, in einen mediterran anmutenden Innenhof. Das warme Beige des Putzes geht nun mit den Fensterläden überein und reduziert die ausbreitende Geste der Fenster auf der Hoffassade, die ansonsten zum Grau kontrastieren.

 

Das viergeschossige Musikerwohnhaus erhält seine Ausdruckskraft nur durch wenige, präzis eingesetzte, Gestaltungsmittel. Das Schöne dabei ist, dass die gewählten Ausdrucksmittel aus ganz unaufdringlichen Bauteilen bestehen. Konstruiert ist das Gebäude aus einem Zweischalenmauerwerk. Dieses ist mit einem durchgefärbten mineralischen Abrieb verputzt. Der Putz ist an den geraden Gebäudeseiten in einem bläulichen Grau gehalten, im Kontrast dazu zeigen sich die Innenhöfe in einem gelblichen Beige.

Die Französischen Fenster mit den Fensterläden sind das Bauteil, welches am meisten zu dem Ausdruck eines wohnlichen Stadthauses beiträgt. Die stehenden Fenster erfahren eine optische Verbreiterung durch die Fensterläden. Dadurch nehmen sie eine grössere Fläche der Fassade ein und verleihen dieser nebst dem Rhythmus eine ausbreitende Geste. Erst durch den erreichten Kontrast zwischen dem Putz und den Fensterläden beginnen die Fenster als Ausdrucksmittel zu wirken.

Das Gestaltungselement der Treppenhäuser ist als offenes Bauteil ausgeführt. Es gliedert sich in stehende und liegende Betonbalken beziehungsweise Stützen. Dazwischen ist es mit einem Fassadengitter ausgefacht. Dieses Gitter wurde durch die Instrumententiere von Roland Fässer künstlerisch verschönert. Die eigentliche Schönheit in den Treppenhäusern liegt aber darin, dass sie als eigenständige Bauteile die drei Gebäudekörper zusammenbinden können.

Dazu trägt auch das stark ausladende Vordach bei, indem es nicht nur die Fassade schützen soll, sondern das Gebäude nach oben gesamtheitlich abschliesst.

Es entstand beim Musikerwohnhaus eine Komposition aus Bauteilen, die eigentlich jedes Haus besitzt. Miroslav Šik vermochte dabei die verschiedenen Bauteile so miteinander zu verschleifen, damit sie dem Haus eine einheitliche Gestalt geben. Dies gelang durch unterschiedliche Ausprägung und Abstimmung der oben erwähnten Gestaltungsmittel aufeinander.

 

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