Adolf Steger & Karl Egender
Schule, Museum
1930 – 1933
Ausstellungsstrasse 104, Zürich
Adolf Steger studierte unter anderem in München bei Theoder Fischer. Zusammen mit Karl Egender prägte er die frühe Phase des Neuen Bauens in Zürich.
Karl Egender wuchs in Zürich auf und absolvierte eine Lehre als Hochbauzeichner. weitere bekannte Werke der 1930er Jahre sind die Stahlkonstruktionen der ref. Johanneskirche Basel und das Hallenstadion Oerlikon.
Stadtplan der Stadt Zürich. Die Karte zeigt, dass die Hochschule für Gestaltung und Kunst direkt am Fluss liegt. Diese spezielle Lage, die Umgebung, gestaltet durch den Fluss und den Park ermöglichen eine optimale Ausrichtung nach Süden, wodurch ein Maximum an natürlichem Lichteinfall gewährleistet wird. Die Architekten schafften es, das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Besonders ist die Reduzierung der Materialien. Man konzentrierte sich auf die Qualität der Materialien sowie die Detailausbildung. Auch die Lichtführung und die Auseinandersetzung mit dem Thema Lichteinfall zeigt sich deutlich. Die Hochschule steht in starkem Kontrast mit dem umliegenden Gebäuden.
Entwurf Steger & Egender, Grundriss des Erdgeschosses und Querschnitt durch das Kunstgewerbemuseum (niedriger Bauteil) und durch einen Flügel der Schule
Der Grundriss ist äusserst vielseitig und durchdacht. Nicht nur die Lage sondern auch die Nutzung hatten grossen Einfluss auf die Planung. Die Teilung in die unterschiedlichen Funktionsbereiche ist im Grundriss gut lesbar. Jeder Teil (Museum, Saal und Schule) verfügt über eine eigene Identität. Durch die Aneinandergliederung der Bereiche verzichten die Architekten auf eine Hauptfassade. Es ist vielmehr ein zusammengesetzter Bau.
”ln der Gliederung ist das Projekt bewegt und dynamisch; es entwickelt mit seiner Wechselrede von linearen, rechtwinklig auf einander treffenden, turmartigen Dominanten und liegenden Baumassen einen dynamischen Spin, der durch asymmetrisch platzierte Motive in den einzelnen Bauvolumen noch verstärkt wird.”
Nordfassade
Ostfassade
Südfassade
Westfassade
Ansicht gegen Ausstellungsstrasse und Baumgasse, Frühling 1933, vor der Beschriftung des Saaltrakts als Kunstgewerbemuseum
Der Bau kurz nach seiner Fertigstellung. Ansicht gegen den Platzspitz (Zusammenfluss von Limmat und Sihl). Attikageschoss und Treppe links sind grau verputzt, die übrigen Mauerflächen gebrochen weiss.
Die Fassade ist grossflächig, ohne Ornamente, verputzt und stützt sich auf den Baustil der Moderne. Die Fassade weist im Niveau vom Kellergeschoss einen Materialwechsel auf. Granitnatursteinplatten sind auf der Fassadenflucht vom den oberen Geschossen an die Kellerwand appliziert. Der absatzlose Materialübergang lässt eine einheitliche Fassadenerscheinung entstehen.
Grosse, raumhohe Fenster schaffen einen starken Kontrast zum sonst eher detaillosen Gebäude. Durch die grosse Anzahl und dichte Aneinanderreihung ermöglichen die Fenster einen hohen Lichteinlass und geben dem Gebäude teilweise einen fast transparent wirkenden Ausdruck.
Ausstellungshalle (ursprünglicher Zustand), Bl ick von der Galerie im 1.0bergeschoss in die Ausstellung. Zwischen den Pfeilern waren Faltwände als variable Ausstellungsträger aufgehängt. Auf nahme stammt aus 1933.
Der Saalbau ist als einziger Teil vom Achsmass befreit. Er ist gegenüber der Hallenachse des Museums um neunzig Grad abgedreht und Bildet den Kopf, unter dem man den Komplex betritt.
Ein Eingang, der sich unter dem Gebäude be findet und nicht in seiner Fassade, war für Zürich neu.
Die Faszination des Baus liegt in der Umsicht, mit der die Architekten es verstanden, das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden.
Der Verzicht von Ornamenten, besonders in Kombination mit der schlichten Farbgebung und der Reduktion von Leibungen, erzeugt eine äusserst flächige Wirkung. Dennoch ist es Steger und Egender gelungen, das das Gebäude nicht zu sehr an einen Sicherheitsbau erinnert.
Die adaptierten Fenster weisen gegen Aussen eine schmale Leibung auf und lassen die Fassade weniger Tiefe in der Fläche spüren. In allen Fensterpositionen sind Stoffrollmarkisen integriert und dienen als außenliegender Sonnenschutz. Die Fenster sind aus Holz und weiss gestrichen.
Alles ist geradlinig, in der Länge gestreckt, vieles aus der Wiederholung von Elementen entstanden, rechtwinklig. Der Schultrakt ist 29 Fensterachsen lang, das Museum 14 Achsen. Als besonders wurde jedoch damals der Eingang empfunden. Er war einer der ersten in Zürich, der sich nicht in der Fassade sondern unter dem Gebäude und somit rückversetzt befand.
“Das Hauptgebäude der Hochschule für Gestaltung und Kunst mit dem Museum für Gestaltung Zürich gilt wegen seiner architektonischen Qualität und seiner geschichtlichen Bedeutung als Baudenkmal. Es handelt sich dabei um den ersten öffentlichen Bau in Zürich, der entsprechend den Ideen, Interessen und überzeugungen des «Neuen Bauens» ausgeführt wurde.”
Steger und Egender haben bewusst auf Ornamente verzichtet, was in Kombination mit der schlichten Farbgebung und der Reduktion von Leibungen eine flächige Wirkung erzeugt.
Die Dachterrasse wächst ungegliedert zu einer Länge von fast 100m an.
Blick an die Decke.
Der lange, fast endlos wirkende Korridor, an welchen die Schulräume gegliedert sind.