Zum geschichtlichen Hintergrund der Parzelle an der Färberstrasse ist auf dem Kartenausschnitt vom Lageplan um 1900 zu sehen, dass vor dem Geschäftshaus ein anderes Gebäude an dessen Platz gestanden hat. Aus dem Kartenausschnitt lässt sich herauslesen, dass vis-a-vis des ehemaligen Gebäudes das Rundpanorama am Utoquai seinen Platz hatte.
Der Kartenausschnit um 1970 zeigt, dass heute noch vorhandene Geschäftshaus. Die umliegenden ehemals freien Parzellen wurde alle bebaut.
Der Kartenausschnitt der heutigen Situation zeigt, dass sich seit den 70-er Jahren nicht mehr viel in diesem Quartier verändert hat. Es ist nach wie vor die gleiche Blockrand Struktur mit der Ausnahme von dem Geschäftshaus an der Färberstrasse.
In der Luftaufnahme differenziert sich das Gebäude von der umliegenden Blockrandstruktur. Anstelle eines Innenhofes spannt die Geometrie des Gebäudes einen polygonalen Vorplatz an der Färberstrasse auf. Die grosse, begrünte Terrasse gegen Süden lässt das Volumen kleinteiliger wirken und lässt es aus der Sicht des Passanten trotzdem als Blockrandstruktur wahrnehmen.
Grundriss Erdgeschoss
Schema Volumenverhältnis Hauptfassade
Fassadenansichten
Das Gebäude an der Färberstrasse 6 in Zürich ist wie bereits erwähnt im Gegensatz zum Blockrand auf der gegenüberliegenden Seite etwas zurück versetzt und spannt so einen Vorplatz auf. Das Gebäudevolumen kommt dadurch stärker zum Ausdruck, da es durch den Rückversatz gesamtheitlich ins Blickfeld gerät. Die Komposition des viergeschossigen Körpers im Vordergrund, welcher an das Nachbargebäude anschliesst, wird durch den achtgeschossige Körper im Hintergrund ergänzt. Die Nutzungen sind in den Obergeschossen ausschliesslich Büroräumlichkeiten. Das Sockelgeschoss beinhaltet eine Bar, sowie die Einfahrt in das Parkhaus Utoquai und die Autogarage.
Der niederige Gebäudequader springt vor und erzeugt dadurch eine interessante Fassade, welche aus der Strassenflucht frontal ersichtlich wird.
Aus einigen Perspektiven wirkt das Gebäude wie ein Turm. Die unterschiedliche Materialität von Sockel und der Muschelkalkfassade der Bürogeschosse schafft optisch mehr Distanz und lässt das Gebäude höher erscheinen, als wären es zwei seperate Gebäude.
Durch den Zusammenbau mit dem Gebäude an der Dufourstrasse entsteht ein Hof. Durch die übernommenen Geschosshöhen und Fensterproportionen wirkt das neuere Gebäude zum bestehenden sehr adäquat.
Von der Rückseite aus betrachtet, wirkt das Gebäude unnahbar. Es lässt dem grosszügigen Dachgarten des Sockelgeschosses den Vortritt und hält sich zurück. Auf der anderen Seite trohnt das Volumen auf der Terrasse.
Die grosszügige Terrasse umfasst die ganze Rückseite des Gebäudes gegen die Seegartenstrasse. In der eingeschossigen Volumetrie ist die Autogarage sowie die Garagenstellplätze untergebracht. Der markante Höhenversatz gibt dem Hinterhof Raum und lässt dem Gebäude Luft.
Gegen die Dufourstrasse schliesst das Geschäftshaus an sein Nachbargebäude an. Mit einem Durchgang unter dem angedockten Volumen ist die Vorderseite mit der Rückseite, dem Hinterhof, verbunden.
Die nahezu identischen Fensterproportionen lassen vermuten, dass sich der Architekt stark mit dem bestehenden Gebäude auseinander gesetzt hat. Die Herausforderung, den Bestand neu zu interpretieren ist sehr gut gelungen.
Die Fenster, welche sich auf ein einheitliches, wiederholendes Format beschränken, sind regelmässig in einem Raster gesetzt. Die Gliederung ist unaufgeregt. Die Ausnahme bei höheren Gebäudeteil bringt eine Spannung hervor. Die detaillierte Ausführung der mit der Fassade bündig gesetzten Fenstern lässt die Gebäudehülle filigran erscheinen.
Die Fassade wirkt wie aus einem Guss und auf den ersten Blick lassen sich keinerlei Fugen erkennen. Dadurch wirkt die Konstruktion der Fassade als Masivbau mit ausgestanzten Lochfenstern. Die minimalen Abstände zwischen den Fenserleibungen und die grosse Anzahl der Fensteröffnungen lassen auf einen Skelettbau schliessen.
Durch die vielen Fenster spiegelt sich der Himmel sowie die Umgebung darin und lässt den Gebäudekörper auflösen und darin verschwinden. Aus dieser Perspektive lässt sich die überaus glatte Fassade beeindruckenderweise erkennen.
Im oberen Bereich des Fensters ist auf dem Glas aussen eine Verblendung angebracht. Sie verdeckt das auf der Innenseite ursprünglich angebrachte Sonnenschutz-Rollo.
Der filigrane Stahlabschluss unten am Fenster ist Fensterbank und Wetterschenkel in einem. Er steht der Fassade minimal vor, wodurch kaum Schatten entsteht und so nicht zusätzlich in Erscheinung tritt. Die Wende-Fenster sind mit der Fassade bündig gesetzt und nur mit einer feinen Schattenfuge von ihr getrennt. Durch diese Fuge wirkt das Fenster schwebend in seiner Öffnung.
Das Verhältnis von Fensterhöhe zur Brüstunghöhe ist 2:1. Die Fugen sind ausgesandet und verschwinden so in der Materialität des Muschelkalkes.
Schema Öffnungsanteil der Hauptfassade
Der Übergang zu den feinteilig geschalten Betondecken und Wänden wird nicht nur durch die Materialdifferenzierung sondern auch durch die Schattenfuge erzeugt.
Die Stützen des Sockelgeschosses sind in gestocktem Beton ausgeführt. Man kann hier den Übergang der Stütze beim Haupteingang im Zusammenhang mit dem Aluminium Profil der Firmenbeschriftungen sehen. Aufgrund der Schattenfugen kommen die drei Elemente gut zusammen.
Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich an der Färberstrasse und ist durch seinen Rückversatz von der Fassadenflucht akzentuiert. So bildet sich ein Vordach aus, welches einen geschützen Eingangsbereich freispielt. Der Haupteingang ist komplett verglast und mit einer Schiebetüre versetzt. Akzentuiert ist die Eingangstüre mit einem Rahmen aus dem gleichen Material wie die Fassadenverkleidung, Muschelkalk.
Die schlichte Fassade ziert ein Aluminiumband, welches zur Beschriftung der Firmen dient. Dies ist im Bereich des zur Fassaden zurückversetzten Sturzbleches des Sockels angebracht und damit wiederum fassadenbündig, was dieses Element adequat im Fassadenbild integriert.
Eingangsbereich über Eck: Durch den grossen Fensteranteil im Sockelgeschoss, wirken die beiden Muschelkalk-Kuben wie auf Stützen. Aus dieser Sicht sieht man die modern, reduzierte und geradlinige Gestaltung des Haupteinganges.
Der Übergang der Eingangshalle mit dem Muschelkalk zum gestockten Beton des Sockelgeschosses ist in seiner Farbigkeit sehr ähnlich. Die unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheit schafft aber eine interessante Kombination und Zusammenspiel der beiden Materialien. Sie unterscheiden sich nicht nur von ihrer Zusammensetzung sondern auch in ihrer Erscheinung
Die Fassade ist in Muschelkalk ausgeführt. Es sind Platten in einer Stärke von ca. 40mm. Sie sind direkt mit einem Mörtschicht auf die innere Betonbrüstung geklebt und unsichtbar verankert.
Das Sturzelement und die Aussenwände des Sockelgeschosses sind in scharriertem Beton ausgeführt. Die Oberfläche wirkt robuster und haptischer als die glatte Fassade der oberen Geschosse.
Die Einfahrt ins Parking ist durch seine Materialität klar differenziert zu den oberen Gebäudevolumen. Des weiteren Erkennt man den bewussten Umgang mit den Materialien. Auf der Stirnkante dieser Wand wurde der Beton scharriert, da sie sich in der Flucht des Sockels befindet. Die Fläche auf der rechten seite befindet sich in dem Sockelgeschoss einspringendem Volumen, darum ist diese in Sichtbeton mit Bretterschalung ausgeführt.
Die Materialität der Fassade wird auch im Innern wieder aufgegriffen. Der Eingangsbereich wirkt grosszügig. Die Materialkombination aus Muschelkalk, natureloxiertem Aluminium und den Massivholz-Handläufen wirkt dezent zugleich aber auch edel und lässt den Eingangsbereich mit den Glasfronten offen und einladend wirken. Die Detail und Ausführung der Treppe bestehen in ihrem Ursprung. Durch die neuen Leuchten, Installationen und Beschriftungen wirkt das Treppenhaus modern und zeitnah, vermag jaber trotzdem an eine andere Zeit erinnern.
Die Form des Treppenauges steht in keiner Beziehung zu anderen Elementen des Gebäudes in Ausnahme seiner Materialität. Die massiven Trittelemente stehen im ovalen Treppenauge der betonierten Untersicht vor, was die spielerische Optik aus der Betrachtung von unten ausmacht.
In der selben reduzierten aber präzisen Gestaltungsform sind auch die Details der Treppe ausgeführt. Der dominante Handlauf prägt die geschwungene Treppenform.
Die Eingangshalle ist sehr offen und tageslicht durchflutet. Die filigranen Fensterprofile, die ebenfalls wie die restlichen Fensterprofile aus eloxiertem Aluminium sind vervollständigen das Bild.
Die bestehende Fenstersituation bleibt im Treppenhaus erhalten. Die Brüstung des Fensters bildet die Nische für den Heizkörber aus.
Die Brüstungsverkleidung mit Stauraum auf Arbeitshöhe war eventuell in ihrer Nutzung vor dem Umbau schon vorhanden, ist nun jedoch erneuert worden. Durch die fehlenden Fenstergriffe wird der Einbau einer kontrollierten Lüftung vermutet.
Die bestehende Fensterbrüstung ist sehr reduziert dimensioniert. Die Wendefenster aus dem Jahr 1964 sind sehr gut erhalten und bleiben bestehen. Sie sind in der Wandöffnung seitlich befestigt und rücken bündig an die Fassade vor. Natur eloxierte Aluminium-Teile gehören auch zum inneren Materialkonzept.
Durch die Sanierung wurden auch energetische Massnahmen getroffen. Hinter den bestehenden Wendefenstern wurde eine zweite Fensterschicht ergänzt mit herkömlichen Dreh- und Kippfenstern. Der Sonnenschutz befindet sich nun in der klimatischen Zwischenschicht, was die Überhitzung im Innern verhindert.
Bei dem Blick in den Innenraum bestätigt sich die Annahme, dass die Konstruktion des Gebäudes ein Skelettbau ist. Massive Stützen tragen das Gewicht des Gebäudes. Die inneren Stützen sind in ihrer Dimension grösser als die Stützen an der Fassade, welche aber wiederkehrender sind. Zudem sieht man den aktuellen Stand der Umbauarbeiten. Die Umbaumassnahmen umfassen neben einer neuen Gebäudetechnik auch eine thermische Sanierung. Die äussere Schicht der Fassade bleibt aber unverändert um die Gestaltung und die Konstuktion von Eberhard Eidenbenz vom Jahr 1964 zu bewahren. Der neue Wandquerschnitt wurde mit einer Innendämmung und einer neuen Fensterfront ergänzt.
Auf der Gegenseite sieht man jedoch den Zusammenbau. Durch dieselbe Struktur entsteht eine interessante Verwandschaft der beiden Nachbargebäude, auch wenn die gewählte Materialität unterschiedlich ist.
Im Kontext der Nachbarhäuser stehen ebenso Bürgerhäuser, welche in historischem Kontrast zum untersuchten Gebäude stehen.
Der Blockrand vis-à-vis ist ebenfalls gestalterisch zurückhaltend entworfen, in der Materialität aber weniger elegant ausgeführt.
Die Farbigkeit der Häuser ist aber sehr stringent, was das Quartier sehr harmonisch macht.
Richtung See steht ein Zeilenbau aus etwa der selben Zeit. Durch die markantere Gestaltung ist es aber nicht gleich zeitlos wie das Muschelkalk-Gebäude. Auch sieht man von nahem, dass die gewählten Materlialien weniger langlebig gewählt wurden.
Stirnseitig sucht das Gebäude am Utoquai eine Verwandtschaft mit dem Untersuchungsobjekt zu schaffen. Im Vergleich sieht diese Fassade jedoch verkleidet und aufgedoppelt aus.
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