Titelbild

 

 

Architekt:    Bruno Witschi Dipl. Arch. Zürich
Nutzung:      Geschäftshaus mit Restaurant
Baujahr:       1956
Ort:                 Beethovenstrasse 32, Zürich

 

Das repräsentative Bürogebäude der EKZ bildet mit seiner stark gerasteten Fassade den Eckanschluss eines nicht komplett geschlossenen Blockrandes im Kreis 1 in Zürich. Dieser Teil der Stadt, auch als Zürcher Altstadt bekannt, beherbergt ein Wohnquartier aber auch eine Ausgeh- und Einkaufsmeile. Das Gebäude wird von den beiden Einbahnstrassen namens Beethovenstrasse und Dreikönigstrasse seitlich tangiert. Der, an der Westseite ausgebildete Kopfbau, ist von beiden Strassen in Fahrtrichtung gut sichtbar und somit ein identitätsstiftendes Merkmal für das Gebäudevolumen. Der Kopfbau wird durch die strukturelle Rastervergrösserung, einem Wechsel der Materialität, wie auch der Farbgebung im Mittelteil akzentuiert.

Das Bürogebäude weist in der Vertikalen eine Zweiteilung auf. Ein leicht erhöhtes Erdgeschoss macht den Auftakt. Darauf folgen fünf identische Bürogeschosse, welche ihren Abschluss in dem auskragenden Flachdach finden. Für Passanten unsichtbar, bildet ein eingeschossiges, zurückversetztes Dachgeschoss, welches früher als Maschinenraum und heute als Kantine genutzt wird, den Abschluss. Das Egalisieren des Dachgeschosses lässt sich aus dem originalen Baubewilligungsbeschluss vom 7. Oktober 1955 ableiten. Es wurde eine vertikale Erweiterungsmöglichkeit verlangt, für den Fall, dass im Baugesetz die Bauzone angepasst werden würde.

Der Kopfbau ist seitlich mit einem Schild gefasst, welches einen klaren Abschluss der Lochfassade bildet und der Fassade die monotone Wirkung entnimmt. Das Schild erlangt durch die Fugen, die die Proportionen des Rasters aufnehmen und weiterführen, eine gewisse Leichtigkeit. Die anschliessende Rasterfassade überzeugt durch ihre Plastizität, welche durch die unterschiedlich, dicken Kunststeinverkleidungen der Primärstruktur entsteht. Die Sturzelemente ragen dabei etwas weiter aus als die mit Kunststein verkleideten Stützen und tragen vor allem dazu bei, dass eine eher horizontal geprägte Fassade entsteht.

Die regelmässige, vertikale Gliederung wird vom direkt anschliessenden Nachbargebäude weitergeführt und findet ihren Abschluss ebenfalls wieder in einem Schild. Dieses Schild beschränkt sich jedoch nur auf den oberen Teil der Fassade. Die vertikale Kraftabtragung der Stützen im Mittelteil wird im Sockelgeschoss auf acht massive Stützen reduziert.

Eine weitere Fuge befindet sich zwischen der Fassade und dem auskragenden Flachdach. Der durch den Schatten entstehende schwarze Strich bringt die plane Fläche über der Fassade optisch zum schweben. Die einzelnen Ausfachungen, zwischen den Kunststeinelementen, lassen sich als Maschen lesen. Das Subsystem besteht aus zwei Fensterflügeln und einem blauen Brüstungsglas. Beide Elemente sind im selben Aluminiumprofil eingespannt. Während von weitem betrachtet, die Ausfachungen seitlich durch die Kunststeinelemente begrenzt sichtbar sind. Teilen sich die Kunststeinelemente, durch eine weitere Fuge, welche erst in geringerer Distanz wahrnehmbar ist, in zwei. Die Leibungsteile lassen sich von dieser Distanz aus zu den Maschen zählen.

Bei genauerem Betrachten werden die Fugen der vertikalen Kunststeinelemente zu einem Grid, welches sich über die Fassade legt. Die Fassade bekommt dadurch einen textilen Charakter und tritt als eine Textur aus mehreren Ebenen auf. Der gestalterische Wille des Architekten, die massive Fassade in wohlproportionierte Teile zu gliedern um eine eher leichte Wirkung erzeugen zu können, macht auch vor der Hoffassade nicht halt. In diesem Fall bediente er sich aus seinem Repertoire, jedoch lediglich an Schalungseinlagen. Analog zu dem Schild beim Kopfbau lässt sich auch hier die Primärstruktur ablesen. Diese kostengünstigere Variante ist jedoch unabdingbar um den tektonischen, graziösen Gesamtausdruck des Gebäudes zu komplettieren.

Abschliessend lässt sich sagen: Obwohl das Gebäude kontextuell als einen Teil des Blockrands gelesen wird, und somit zu einem kohärentem Ganzen in der Altstadt Zürichs verschmilzt, hebt es sich durch seine Reichheit an Details aus den angrenzenden Gebäuden hervor. Obwohl das Gebäude mit seinen Betrachtern kommuniziert, gibt es nicht alle Geheimnise preis. Das innere Raumprogramm lässt sich von der Fassade nicht ablesen. Dies führt zu einer gewissen Spannung, welche den Attraktivitätsgrad des Gebäudes noch verstärkt.

 

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