Architekten: Jakob Haller und Karl Schindler
Nutzung: Restaurant, Kino, Büro
Baujahr: 1913
Ort: Waisenhausstrasse 2, Zürich
Das Haus du Pont steht nahe des Hauptbahnhofes in Zürich an der Waisenhausstrasse 2. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Restaurant du Pont, eine Bar und ehemals das Kino ABC. Die oberen Geschosse enthalten Büros. Die Südfassade steht in Verbindung mit dem Aussenbereich des Restaurants. Dieser schafft einen kleinen, gemütlichen Platz vor der Hauptfassade des Gebäudes. Die Ost- und Westfassade dagegen befinden sich direkt an der Strasse und nehmen die Flucht der Nachbargebäude auf. Zusammen mit den Nachbargebäuden wird ein Innenhof gebildet.
Die Westfassade unterscheidet sich klar von der Süd- und Ostfassade. Die Ochsenaugen sind ein starkes Wiederkennungszeichen des Gebäudes von der Waisenhausstrasse her, wobei die anderen zwei Fassaden eine andere Gliederung aufweisen und das Ochsenauge nicht mehr als Element aufnehmen. Auch der Sockel der beiden Fassaden wird komplett anders ausgeführt, was die zwei Gesichter des Gebäudes nochmals deutlich untermalt. Alle drei Fassaden werden stark vertikal geprägt und lassen das Gebäude sehr städtisch und dominant wirken. Um eine Kontrastwirkung zu erhalten, wird in der Mitte der Hauptfassade die Vertikale durch drei markante horizontale Elemente gebrochen, diese bilden einen festen Kern im wuchtigen Volumen. Die tief kannelierten Pilaster, welche sich über alle Geschoss erstrecken, verdeutlichen die Vertikale und verleihen dem Gebäude ein klares, übergeordnetes Raster. Die Figuren in den Pilastern lösen die strenge Ordnung nach oben in geschwungenen Linien auf. Zwischen den Pilastern werden die einzelnen Elemente, wie Fenster, Balkone und Türen, angeordnet. Was hier sofort auffällt ist, dass das Raster nicht immer die gleiche Breite aufweist. Dadurch wirkt es etwas willkürlich gewählt. Das Erdgeschoss der Hauptfassade bildet einen dunklen, massiven Gebäudesockel. Dieser wurde in einem schwarz eingefärbten Zementglasgemisch ausgeführt. Im Sockel werden einige Elemente durch die Gestaltung viel wichtiger gemacht, als sie in Wirklichkeit sind. Beispielsweise weisst das linke Portal mit den aufwändigen Steinmetzarbeiten auf einen wichtigen Eingang hin, doch da befindet sich keine Türe sondern ein Fenster. Die oberen Geschosse bilden einen starken Kontrast zum Sockel, da sie in einem hellen Kunststein ausgeführt wurden. Dadurch wird die Teilung noch stärker definiert. Auffallend sind auch die neuen Fenster in der Fassade, welche nicht mehr dieselbe Gliederung aufweisen wie die originalen Fenster aus dem Jahr 1913.
Die Westfassade, welche zugleich die Kinofassade war, entspricht ihrer Bestimmung als Schaufassade. Kannelierte Pilaster nehmen die Vertikale der Hauptfassade auf, jedoch ist die Fassade dazwischen viel flächiger ausgeführt. Der Sockel wird durch einen horizontalen Riegel von den Obergeschossen abgehoben. Das Vordach im Erdgeschoss passt optisch und von der Proportion nicht wirklich zum Erscheinungsbild. Die Fassade wurde in drei Farben ausgeführt. Die Ochsenaugen werden durch Mauerzungen eingefasst, wodurch sie noch mehr akzentuiert werden.
Die unterschiedliche Ausgestaltung der Fassaden wird insbesondere an der Hausecke Waisenhausstrasse – Beatenplatz gut sichtbar. Sie treffen hart aufeinander ohne den Versuch, diese ineinander über zu leiten. Man ist sich zu Beginn nicht sicher, ob die Gebäudeteile dieselbe Geschossigkeit aufweisen. Auch die Thematik des Sockels und wie weit die Pilaster gehen werfen hier Fragen auf. Der Dachabschluss ist das einzige Element, welches die beiden Fassaden miteinander verbindet. Die Traufe schliesst die einzelnen Teile zu einem Gebäude. Bei der Westfassade wird unterhalb der Dachtraufe ein zusätzliches Geschoss separat ausgestaltet wobei die Hauptfassade direkt unter das Dach läuft. Das Haus besitzt ein grosses, massiges Mansardendach mit gross geschwungenen Dachaufbauten, mit vorgesetzten Balustraden und kleinen spitzen Lukarnen. Es bildet einen fliessenden und markanten Gebäudeabschluss, welcher wichtig für das städtische Haus ist.
Zürich um 1850
Zürich um 1880
Zürich um 1930
Zürich um 1956. Anhand der Karten sieht man, wie sich die Stadt um den Bahnhof entwickelt hat.
Das Haus „Du Pont“ steht an der Limmat und an einem Punkt, wo sich 5 Strassen treffen. Somit ist auch klar, warum die beiden Hauptfassaden so aufwändig ausgearbeitet wurden.
Das Haus „Du Pont“ basiert auf einem L – förmigen Grundriss, im Westen liegen die Räume des Kinobetriebes und im Süden das Restaurant „Du Pont“. In den oberen Geschossen sind Büros vorgesehen. Später wurde ein Teil der Büros durch Kinosäle ersetzt.
Im Dachgeschoss gibt es Wohnungen für den Hauswart und den Wirt des Restaurant sowie kleinere Räume für das Personal. Durch die Gestaltung des Grundrisses konnten die diversen Nutzungen sinnvoll angeordnet werden und lassen sich auch in der Fassade des Gebäudes klar voneinander unterscheiden.
Historisches Foto aus dem Jahr 1939 mit Sicht zur Waisenhausstrasse und auf den Beatenplatz. Gut erkennbar ist der aufwändig gestaltete Kinoeingang im Westen, welcher später entfernt und durch das heutige Vordach ersetzt wurde. Auch der Beatenplatz sieht anders aus als heute. Es gibt noch keine Bäume und auch von Aussensitzplätzen für das Restaurant ist noch nichts zu sehen.
Foto aus dem Jahr 1972 von der Seite des Bahnhofquais. Man sieht die ähnliche ausgestaltung der Nachbargebäude.
Historisches Innenfoto aus dem Jahr 1942, es zeigt das Restaurant „Du Pont“, wie es ursprünglich gedacht war. Der Innenraum des Restaurant wurde in den folgenden Jahren zweimal umgebaut und der Originalzustand ist heute kaum noch wahrnehmbar.
Innenfoto aus dem Jahr 2014, es zeigt einen Raum aus dem 1. Obergeschoss im Südwesten des Hauses.
Innenfoto aus dem Jahr 2014, es zeigt einen Raum aus dem 5. Obergeschoss im Nordosten des Hauses. Man sieht die alte Fensterteilung und die originale Brüstungshöhe.
Die Hauptfassade wirkt durch die Pilaster mit den tiefen Kanneluren städtisch und imposant. Der Mittelteil hält das Gebäude als Gesamtes zusammen. Das Gebäude wirkt höher und nicht so massiv. Der Sockel wird als solcher wargenommen. Die Proportionierung der Fassade erscheint stimmig.
Entfernt man die Pilastern aus der Fassade, erhält diese ein komplett anderes Erscheinungsbild. Die Fassade verliert an Dominanz. Es macht den Anschein, als der Sockel und die Obergeschosse nicht zusammen gehören. Es wirkt zudem gedrungener und massiger.
Dies ist ein alter Plan einer Variante der Westfassade. Die Ochsenaugen sind schon vorhanden, jedoch in einer anderen Dimension. Die Fassade war viel üppiger und künstlerischer angedacht, als sie am Ende ausgeführt wurde.
Das Ziegfeld Theatre war ein Broadway-Theater in New York City. Die Architekten waren Joseph Urban und Thomas W. Lamb. Es wurde 1927 erbaut und 1966 abgebrochen. Es besitzt eine Hauptfassade, welche ebenfalls Pilaster mit tiefen Kanneluren besitzt und weitere organische Gestaltungselemente und Skulpturen. Das Erdgeschoss wird mit einem breiten Kranzgesims vom oberen Teil abgehoben. Die Öffnungen im Sockel sind ähnlich wie beim „Du Pont“. Die Fassade wurde mit Natur- oder Kunststeinplatten verkleidet.
Ein Überrest des abgebrochenen Hauses am Broadway.
Das Haus „Du Pont“ gehört zu den imposanteren Bauwerker im Zürcher Bahnhofsquartier. Es gelang den Architekten, mit einer aufwändig gestalteten Gebäudehülle aus Kunststein einen prägenden städtebaulichen Akzent zu setzen. Die Gebäude in der Umgebung des Haus „du Pont“ sind ähnlich repräsentativ erbaut worden. Die Gebäudeteilung aus Sockel, Mittelteil und Dachabschluss weisen die gleiche Höhe auf wie beim Haus „du Pont“.
Die klare vertikale Gliederung ist sehr gut ersichtlich, sie wird aber durch horizontale Elemente teilweise gebrochen. Die Fenster werden stark zurückgenommen und generieren somit eine tiefe Leibung. Die Fenster hatten früher eine Brüstung, diese wurde bei einem Umbau rausgebrochen. Die vier Figuren aus rötlichem Kunsttein unter dem Dachgesims beleben die Fassade zusätzlich. Sie wurden vom Bildhauer Hans Gysler gefertigt und lösen die strenge Struktur der Fassade nach oben in geschwungenen Linien auf.
Der mittlere Teil bildet den massiven Kern der Fassade. Sie wird durch die drei horzizontalen Bänder bestimmt. Die Brüstungen im obersten Geschoss sind gewölbt und bringen so zusätzlich zu den Figuren Bewegung in die Fassade. Diese nehmen die Sprache der Figuren auf. Die Fenster haben eine kleinere Teilung als die Fenster zwischen den Pilastern. Vom Ausdruck het erkennt man, dass es keine Wohnungen sein können, sondern dass es sich um ein Dienstleistungsgebäude handelt.
Die Figuren aus rötlichem Kunststein unter dem Dachgesims beleben die Fassade zusätzlich. Sie wurden vom Bildhauer Hans Gysel gefertigt.
Der Beatenplatz wird von Ahornbäumen dominiert. Im Sommer wird der Platz vom Restaurant Movie benutzt, wodurch er belebt wird. Zu den kühleren Jahreszeiten wirkt der Platz eher ausgestorben.
Die Westfassade / die Fassade des Kinobetriebes wurde komplett anders gestaltet, als die Süd- und Ostfassade. Sie wurde mit ihrer dreifarbigen Gestaltung zur Schaufassade des Gebäudes. Die schwarzen kannelierten Halbsäulen gliedern die Aussenfassade, somit dominiert auch in dieser Fassade die Vertikalität. Die einzelnen Felder werden mit Ochsenaugen versehen und mit rotem Kunststein verkleidet. Die Nutzungen könnten optisch klarer nicht getrennt werden.
Die Pilaster sind auch mit Kanneluren versehen, haben jedoch eine andere Grundform. Die Vertikale wird nicht so extrem betont wie an der anderen Fassade. Die Fassade wiederspiegelt die Nutzung dahinter. Dies wurde mit der Farbe und den Ochsenaugen speziell betont. Die Fenster in den oberen Geschossen weisen das gleiche Format und Teilung aus wie bei den anderen Fassaden. Die Fassade ist flächiger und die Steinteilung besser erkennbar.
Auffällig ist der harte Übergang zwischen den zwei Fassaden an der Ecke Waisenhausstrasse – Beatenplatz.Der Übergang der zwei Gesichter des Haus „Du Pont“ spaltet das Haus in zwei Teile. Es wurde kein Übergang von der einen Fassade zur anderen gesucht. Bis auf die Traufkante läuft nichts um die Ecke rum. Damit wird die unterschiedliche Nutzung zusätzlich betont und die Eigenständigkeit der einzelnen Fassaden unterstrichen.
Auch der Sockel wirft Fragen auf. Warum wurde der Sockel der Westfassade nicht im selben Material ausgeführt, auch wenn die Höhe nicht übernommen wurde. Auch das Vordach passt nicht zum Erscheinungsbild des Gebäudes. Der Übergang der Fassadenflächen ist sehr speziel, man beginnt sich zu überlegen, wie das anders gemacht hätte werden können.
Die Tragstruktur wurde aus Beton angefertigt. Davor wurde eine selbsttragende Kunststeinfassade erstellt, welche in der Tragstruktur rückverankert ist.
Im Schnitt wird die Geschossigkeit klar ersichtlich. Das Erdgeschoss wurde überhoch ausgeführt und bildet so einen dominanten Sockel für das städtische Haus.
Im Erdgeschoss wurde der Zement schwarz eingefärbt und mit Glassplitter versehen. Sie geben dem Material zusätzliche Stabilität und verleihen der Fassade ein leichtes Schimmern.
Nahaufnahme einer Kunststeinplatte im Erdgeschoss.
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