Das im Besitz des Modehauses Modissa gehörende Geschäftshaus am Limmatquai 68 befindet sich an der Promenade der Limmat und ist als Eckgebäude in ein Blockrand eingebunden. Das Gebäude, welches von Karl Egender und Wilhelm Müller 1955 gebaut wurde steht heute unter Denkmalschutz und wurde letztmalig 2002 von Zach + Zünd Architekten kernsaniert.
Durch ein Ausknicken der Volumetrie auf der Strassenseite entsteht der Eindruck eines fast freistehenden Gebäudes und es bildet sich eine für ein Eckgebäude atypisch dritte Strassenfassade.
Das Gebäude baut auf einer Skelettbauweise auf, die inneren quadratischen Stützen sind grossteilig angeordnet im Gegensatz zu den feinteiligen Stützen an der Fassade, welche auch kleinere Abmessungen aufweisen. Sie erinnern mit ihren Achsabständen fast schon an eine stabförmige Holzbauweise. Diese Feinteiligkeit des äusseren Stützenrasters bestimmt demnach auch massgeblich die Fassadenwirkung.
Denn im äusseren Erscheinungsbild wird diese Vertikalität der Stützen aufgenommen und in Form von kassettenartig anmutenden hellen Kunststeinelementen aufgelöst. Diese vorgehängte Fassade wirkt mit ihren sehr feinteiligen Gliederungen fast schon wie ein textiles Kleid welches über das Volumen gelegt wird. Durch die Kassettierung der Elemente ist die vertikale Lastabtragung der Skelettbauweise nicht mehr direkt ablesbar, es entsteht eine additive Anordnung an gleichwertiger Horizontalität wie Vertikalität. Die brüstungshohen Fenster ordnen sich diesem Prinzip unter und werden durch ihre äussere Kunststeinverkleidung ebenfalls als Kassetten in der Fassade gelesen. Die Ausgestaltung der Brüstungselemente sind in der Oberfläche sehr aufwändig strukturiert. Die äussere Umrahmung weist eine feine, von weitem fast nicht sichtbare Rillung auf. Im Innern wird die Kassette in Breite und Höhe widerum unterteilt in einem leichten Relief und in der Mitte durch ein Abschlussstein ausgestaltet, welcher heller ist als die Kunststeinelemente. Diese Ausgestaltung der immer gleichen Brüstungselemente muten fast an einen textilen Kleidungsschmuck an, wonach der Abschlussstein auch als Broche oder Kleidungsknopf gelesen werden kann.
In der Gesamtwirkung weist die Fassade eine Dreiteilung von Sockel, Fassade und Dachabschluss auf. Der einseitig zurückversetzte Sockel mit den auf dem Raster aufbauenden Kollonaden vergrössert den Strassenraum und ist in der Funktion als Eingangshalle der Raiffeisen-Bank zu verstehen. Das erste Obergeschoss bricht mit der oberen Fassadengestaltung und wirkt grosszügiger in der Fensterunterteilung. Es wirkt in der Fassade als Piano Nobile.
Der Dachabschluss wird durch ein sehr filigranes Vordach gebildet, welches fast schon eine schwebende Wirkung über der Fassade entfaltet. Aufgrund der Auskragung des Vordaches ist das eigentliche Walmdach aus kurzer Distanz nicht erkennbar und das Gebäude erscheint in der Wirkung mit einem Flachdach. Erst bei weiterer Betrachtung erscheint das hohe Walmdach mit grossem Fenstereinschnitt. Die Fassadenwirkung des Gebäudes überzeugt in beiden Ansichten überraschend gut.
Portrait Limmatquai 68
Das Objekt liegt zwischen der Uraniabrücke und der Rathausbrücke eingebunden am Limmatquai. Gut ersichtlich von der Vogelperspektive ist der Blockrand, in welches das Modissa-Geschäftshaus als Eckgebäude integriert ist. Das hintere Ausknicken des Volumens in der Stüssligasse zeigt die dritte Fassade die dadurch entsteht.
Am Limmatquai ist der Umgang mit dem zurück versetzten Erdgeschoss und dem Kollonadengang an die benachbarten Gebäude im Blockrand angelehnt und zieht sich damit durch.
Aus der Stüssligasse ist das Ausknicken der Fassade gut spürbar. Die Wegführung führt an dem Gebäude vorbei und leitet in die enge Gasse um. Je nach Sonnenstand bietet die dritte Fassade eine zusätzliche Besonnung der Büroräume.
Aus gegenüberliegender Seite der Limmat ist die Fassade zusammen mit dem Walmdach sehr gut abzulesen und vermittelt eine klare Integrität gegenüber den angrenzenden Blockrandbebauungen in Form der Dachgestaltung, der Höhe aber auch der Fassade.
Im Erdgeschoss befindet sich die Kundenhalle der Raffeisen-Bank. Diese wurde in der Raumteilung sehr offen gehalten und soll für den Kunden eine gewisse Grosszügigkeit ausstrahlen. Die Materialität ist hochwertig ausgestaltet, es wurde im Wesentlichen Holz, Glas und Metall verwendet.
Das Piano Nobile mit dem grossen Einschnitt als Galerie zum Erdgeschoss gehört ebenfalls zur Raiffeisenbank mit diskreteren Nischen für Beratungsgespräche. Das Geschoss ist sehr offen und kundennah gehalten und verbindet sich auch stark mit dem Erdgeschoss.
In den Regelgeschossen befinden sich Grossraum-, Gruppen- und auch Einzelbüros der Raiffeisenbank. Die Tragstruktur ist mit einem grossteiligen Stützenraster im Innern aufgebaut und bietet daher verschiedene Möglichkeiten für eine Raumtrennung mittels Leichtbauwänden. Das Treppenhaus mit der oval zum Hof ausgerichteten Treppe befindet sich an der Brandmauer des benachbarten Gebäudes. Es enthält zudem ein WC für die Mitarbeiter und Kunden.
Als Abschluss des Geschäftsgebäudes ist im Dachgeschoss eine offen gehaltene Caféteria sowie ein Mehrzweckraum für Schulungen und Kundenanlässe. Die Caféteria hat eine Befensterung zum Hof ausgerichtet und der Mehrzweckraum besitzt ein über die ganze Raumlänge laufendes Dachfenster mit vertikalen verstellbaren Lamellen als Sonnenschutz.
Das Gebäude hat sieben Geschosse, wobei das Erdgeschoss mit dem ersten Obergeschoss durch den grossen zusammenhängenden Luftraum schon fast ineinander verschmelzen und Blickbeziehungen zueinander ermöglichen.
Karl Egender, welcher das Modissa Geschäftshaus 1955 als Ersatz des bestehenden Gebäudes gebaut hatte, war ein schweizer Architekt und einer der Protagonisten des Neuen Bauens in Zürich. Das Gebäude wurde im Landistil erbaut, welcher sich an die Schweizerische Landesausstellung von 1939 richtet und ist charakterisiert durch eine funktionale, leichte und sachliche Gestaltung. Es ist eine Abkehr einer historisierenden Bauweise und zugleich aber auch im klaren Gegensatz zur monumentalen Bauweise im Faschismus.
Skizze Kunststeinelement Fassade
Die Unterbrechung der gleichmässigen Struktur der kassettenartigen Fassade findet im ersten Obergeschoss durch eine grossteilige Befensterung statt. Diese vermittelt den Ausdruck eines Piano Nobile und ist damit offener gehalten als die Bürogeschosse. Dies wiederspiegelt sich in der Nutzung als loungeartige Kundenberatung und grossem Luftraum zum Erdgeschoss.
Die Reliefwirkung der feinen Profilierungen und Oberflächenbehandlungen der hellen Kunststeinfassade ist sehr gut mit dem hoch gerichteten Blick von der Kollonade aus zu erkennen. Die kassettenartigen Umrahmungen berühren einander nicht und vermitteln dadurch nicht einen direkten vertikalen Kräfteverlauf der innen liegenden Stützen. Vielmehr zeigt der äussere tektonische Ausdruck der Fassade ein fast schon textiles Kleid oder ein liebevoll geschreinertes Möbelstück, welches sich an die strukturelle statische Struktur anlehnt und diese dezent in der äusseren Erscheinung zum Ausdruck bringt. Die Fenster sind in der Ausgestaltung vollkommen in diesem Kleid integriert und werden in der Zurückhaltung durch die schwarzen Fensterrahmen verstärkt. Das hervortretende Vordach dient als Abschluss der Fassade und vermittelt fast schon einen Kragen des Kleides.
Mit dem Umbau wurde im Erdgeschoss die seitliche Stützenreihe entfernt, was vor allem in der Nacht bei innerer Beleuchtung stark irritiert, da das Gebäude vom tektonischen Ausdruck nicht auf dem Boden steht und fast schwebend wahrgenommen wird.
Der innere Ausdruck überrascht durch eine auffallende Reduktion auf das Wesentliche gegenüber der sehr aufwändig ausgestalteten Fassade. Die Fenster und Stützen besitzen einen weissen Farbanstrich, die Brüstung mit integriertem Radiator wurde mittels einem Metallgitterrost verkleidet und wirkt fast Transluzent.
Das ovale Treppenhaus mit Bezug zum Innenhof ist sehr fein ausgestaltet. Der Boden wie auch die Tritte sind mit einem hellen Kunststein ausgestaltet, was fast schon an die äussere Fassade erinnert. Das Staketengeländer, welches sich organisch an der Treppe entlang formt, weist in der Mitte eine Ausbuchtung vor, welches wiederum an ein Kleidungsschmuck erinnert.
Das Piano Nobile mit dem grosszügigen Luftraum vermittelt eine Offenheit und fördert den Kundenkontakt. Dies wird sehr schön mit der grösseren Fensterteilung akzentuiert.
Die Frontalansicht auf den Kollonadengang zeigt im Hausanschluss des benachbarten Gebäudes die ursprünglich ausgestaltete ovale Stütze. Im Limmatquai 68 wurde diese durch die Umbaumassnahmen mit einer schwarzen Metallverkleidung ummantelt. Im Abschluss zum Bodenbelag zeigt dies jedoch auch eine wesentliche tektonische Schwäche auf. Durch die Verkleidung vermittelt die Stütze fast eine schwebende Wirkung, welches durch das zurückhaltende schwarz noch verstärkt wird.
Der Kollonadengang lehnt sich an den bestehenden Kontext an und wirkt als Schwelle zum Eingang der Raiffeisenbank. Die grosszügige Kundenhalle der Bank wurde mit den Umbaumassnahmen mit einer umlaufenden Glasfassade ausgestaltet. Dabei wurden auch im innern Stützen entfernt, welches dem tektonischen Austruck des Gebäudes nicht dienlich ist. Durch das Wegfallen der Stützen wirkt das Gebäude nicht mehr vollkommen mit dem Boden verbunden und besitzt eine fast schwebende Wirkung.
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