Architekt: Otto Streicher
Nutzung: Büro- und Geschäftshaus
Baujahr: 1929
Sanierung: Tilla Theus & Partner AG, Zürich, 2011 – 2013
Ort: Sihlporte 3, Zürich

Das Büro- und Geschäftshaus Sihlporte 3 steht als Eckgebäude an der Kreuzung von der Sihl- und Talstrasse. Städtebaulich sehr wertvoll, markiert es einen wichtigen Fixpunkt auf dem Weg aus der Stadt nach Aussersihl. Das von Otto Streicher geplante Büro- und Geschäftshaus wurde nach zwei Jahren Bauzeit, 1929 fertiggestellt. Bis zur Auflösung der EPA im Jahre 2005 diente es als Warenhaus. Mit einer Totalsanie-rung zwischen 2011-2013 wurde das Gebäude von der Architektin Til-la Theus von seinem geschossübergreifenden Kaufhauseinbau befreit und in eine künftige Büro- und Geschäftsnutzung gebracht.
Das Gebäude ist klar eingeteilt in ein Sockelgeschoss mit Mezzanin, einem Mittelteil und ein Attikageschoss. Im leicht überhöhten Sockelgeschoss mit den grosszügigen Schaufenstern befinden sich die Ge-schäfte. Hier wurde bei der Sanierung die Erdgeschossdecke wieder an ihre ursprüngliche Lage gesetzt, die wegen der Nutzungsansprüche der EPA zwischenzeitlich entfernt wurde. Im Mittelteil befinden sich Büroräume und im Attikageschoss wo sich früher die Wohnung von Architekt Otto Streicher befand, sind jetzt neu repräsentative Geschäftsräume untergebracht.
Unter Denkmalschutz wurde das Gebäude erdbebensicher konstruiert und gebäudetechnisch modernisiert. Die Lastabtragung erfolgt über Stützen die von oben nach unten immer dicker werden und somit auf die zunehmenden Kräfte nach unten eingehen. Um die Erdbebensicherheit zu gewährleisten wurde der Innenraum teilentkernt und mit einer temporären Abfangskonstruktion gesichert, um nachträglich die zu schwach ausgebildeten Betonstützen zu verstärken. Diese sind von aussen nicht sichtbar, werden jedoch anhand der Anordnung der Fenster nachgezeichnet. Dies assoziiert den Ausdruck, dass das massive Gebäude von beinahe zu dünnen Stützen getragen wird. An den aus Ortsbeton erstellten Stützen und Brüstungen wurden Dolomitmarmor-platten vorgehängt und teilweise mit Mörtel hinterfüllt. Rund ein Drittel der Platten wurde bei der Sanierung durch neue ersetzt, die aus dem selben Tessiner Steinbruch stammten wie die ursprünglich verwendeten. Die Isolation wurde an der Aussenseite vernachlässigt und somit ist ein geringer Wandaufbau möglich. Durch die geringe Anschlagstiefe der Fenster, wird ein flaches Fassadenbild erzeugt. Die Fenster werden durch die Anordnung und durchlaufenden Fenstergesimsen als Bandfenster wahrgenommen. Der Architekt suggeriert eine Wahrnehmung an ein Hochhaus, welches er ursprünglich an dieser Stelle vorgesehen hatte. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Vorsprung in der Fassade gegen die Talstrasse. Dank der Polygonalität des Gebäudevolumens wirkt die schlichte Fassade, welche ein monotones Erscheinungsbild erzeugt, sehr lebendig. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Anordnung der Dolomitmarmorplatten. An der Seitenfassade und am Treppenhaus wurden stärker texturierte Platten als an den Strassenfassaden verwendet. Durch die präzise Behandlung der schlichten und ornamentlosen Fassade, welche auf wenige Elemente reduziert ist, schafft es Otto Streicher eine gewisse Eleganz und Wertigkeit zu erzeugen. Das vom Städtebau bis ins Detail geplante Gebäude gliedert sich somit sehr gut in den gegebenen Kontext ein.

 

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