Das Caféhaus Odeon befindet sich am Limmatquai in Zürich und verbindet durch seinen Baukörper Rämistrasse und Torgasse. Als abschliessendes Gebäude am Kopfende einer Blockrandbebauung steht es dem Hotel Bellevue direkt gegenüber. Ausserdem befinden sich zwei Erker an den Gebäudeecken, welche mit ihrer grossen Beschriftung als Aushängeschild in Richtung des Limmatquais sowie des Bellevueplatzes fungieren.
Das Gebäude wurde 1909 als eines von mehreren „Denzler Häusern“ von dem renommierten Züricher Architekturbüro Bischoff & Weideli erbaut. Namensgebend war hierbei der damalige Bauherr David Denzler.
Der Rohbau des gesamten Odeons besteht aus Beton. Diese Bauart lehnt sich an die einfachen Gebäude der Rämistrasse an. Die Fassade und ihre gesamte Gestaltung ist appliziert. Elemente wie die Erker, die in Wellen verlaufende Fassade, oder der Turm spiegeln den Jugendstil und das vornehme Hotel Bellevue wider. Es differenziert sich jedoch in den verwendeten Materialien. Die Architekten liessen eine Sandsteinfassade in den beiden unteren Geschossen vorhängen; ab dem zweiten Obergeschoss wurde einfacherer Tuffstein genutzt. Die Fassadendekoration wurde ausserdem auf ein Minimum reduziert. Anders als jedoch Nachbarhäuser der Blockrandbebauung weist das Odeon als Einziges einen Erker zur Rämistrasse sowie Torgasse auf.
Es distanziert sich jedoch von üppigem Schmuck, teuren Materialen und all zu romantisierenden Mitteln. Es setzt bewusst gewisse Akzente, welche von der Fassade bis in den Innenraum und den Möbeln wiederzufinden sind. Der grösste Teil des Mobiliars, die Metallverkleidungen der Heizkörper und sogar die Leuchten an der Decke sind von den Architekten eigenhändig entworfen worden. Die Designerstücke entsprechen der damaligen Kunst und zeigen das enorme Können der Architekten. Die Möbel sind liebevoll verarbeitet und verziert, ohne dabei jedoch den im Jugendstil üblichen Prunk auszustrahlen. Das Haus strahlt dadurch einen gewissen Charme aus.
Es wurde vor allem aber die Forderung nach der grossen Verschmelzung von „Kunst und Leben“ bedacht, der Wiedereinbeziehung der Kunst in das Alltägliche. Hier wurde die Kunst nicht rein auf die Architektur bezogen. Seit der Erbauung wurde das Caféhaus von bedeutenden Künstlern und Schriftstellern besucht. Zur Programmatik des Jugendstils gehörte auch die Forderung nach Funktionalität, dass zum Beispiel die Funktionen eines Gebäudes dessen Gestaltung sichtbar bestimmen sollten. Die Fassaden mussten nicht länger symmetrisch und von axialen Aufteilungen bestimmt sein, so konnten die Bauformen auch die ihrer Grundrisse bestimmt werden. Genau dieser Ansatz zeigt sich in den unterschiedlichen Geschossen des Odeon, welche unterschiedlich weit auskragen. Sie bilden unterschiedliche Ebenen und erzeugen eine Tiefe in der Fassadenanordnung. So wird zum Beispiel von aussen sichtbar, dass die unteren Geschosse öffentlich und die oberen Geschosse privaten Wohnraum bieten.
Seinen Charakter erhält es jedoch nicht nur aus ästhetischen Gründen. Es bildet die Verbindung zwischen seinen umliegenden Gebäuden. Die alten „Denzler Häusern“ an der Rämistrasse, in ihrer einfachen Bauart und Ausdruck, wurden zur damaligen Zeit als Spinnerei genutzt und dienten dem einfachen Bürger als Arbeitsstätte. Auf der gegenüberliegenden Seite am Limmatquai befindet sich seit jeher das Hotel Bellevue. Es ist wie das Odeon im Jugendstil erbaut worden, ist jedoch wesentlich vornehmer im Ausdruck. Als das zentral gelegenste Hotel im Herzen von Zürich beherbergt es seit jeher meist wohlhabende Gäste. Genau diese Konfrontation zweier Klassen weiss das Odeon auf seine Art zu verbinden. Das Haus strahlt eine Prominenz aus und zugleich auch eine Unkompliziertheit. Es präsentiert sich nicht zu vornehm, so hat man nie das Gefühl die feinste Garderobe tragen zu müssen um hinein zu gelangen, wenn es auch im ersten Hinblick eine noble Erscheinung hat. Alles zusammen macht das Odeon sehr sympatisch und einladend.
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