Architekt: Gebrüder Pfister Architekten, Zürich
Baujahr: 1937–1940
Bauherrschaft: Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (Swiss Life)
Standort: General-Guisan-Quai 40, Zürich
Heutiger Hauptsitz des Lebensversicherungskonzerns SwissLife in Zürich.
Situationsplan. Das Verwaltungsgebäude des schweizerischen Lebensversicherungskonzerns Swisslife in Zürich präsentiert sich hinter dem Seeufer am General-Guisan-Quai als massiven Repräsentationsbau in einer einfachen kubischen Gestaltung.
Grundriss Erdgeschoss, ohne die Aufstockung beim rechten Gebäudeflügel.
Grundriss Bürogeschoss, ohne die Aufstockung beim rechten Gebäudeflügel. Das Tragwerk aus einem Eisenbetonskelett gewährleistete eine flexible Grundrissdisposition.
Querschnitt Bürotrakt. Die einfache kubische Gestaltung des Gebäudes wird durch das Zurücktreten des obersten Geschosses gesteigert.
Der sechsgeschossige Bau zeigt sich als rationeller Zweckbau mit steinerner Verkleidung. An der Ostfassade ist der repräsentative Ausdruck…
…und an der Westfassade die zweckorientierte Nutzung ablesbar.
Fassade von der General-Wille-Strasse als Tuschfederzeichnung. Die Fassaden zeichnen sich durch ein strenges Raster aus scharfgeschnittenen, relativ grossen Fensteröffnungen aus und differieren damit zu den geschlossenen Eckbereichen.
Die Fassadentektonik entspricht der traditionellen Mauerwerksbauweise: Geschichtete und gegeneinander versetzte Steine bestimmen das Fugenbild.
Die glatten, mit hellem Kalkstein verkleideten Fassaden sind mit dunklen Bändern aus Tessiner Granit ornamentiert.
Der Sonnenschutz des Bürogebäudes wird über graue Ausstellmarkisen gewährleistet.
Bild Bauphase. Die hellen Kalksteine werden vor dem Betonieren der Wände aufgemauert.
Deutlich zu erkennen ist die vertikale Armierung der Tragwand, welche nach dem Aufmauern der Kalksteine betoniert wird.
Im Unterschied zum konventionellen Mauerwerksbau werden die Blöcke hier von beträchtlicher Grösse vermauert, die das handliche Mass um ein vielfaches übertreffen.
Hauptsitz Rentenanstalt im Jahr 1940. Zur Erstellungszeit stiess die äussere Erscheinung der Rentenanstalt gemäss zeitgenössischen Kritiken auf eine breit abgestützte positive Resonanz. Die Fassade wurde in damaligen Publikationen mit «ausgesprochenem schweizerischen und zürcherischen Charakter» beschrieben. Sie galt als « noble Fassade in einheimischen Stein» und die «monumentale, ruhige Baukunst» wurde gelobt.
Traditionelle Motive wie das Hauptportal mit Säulen, Kapitellen und Löwenbasen spielen auf zentrale Versprechungen an wie Vertrauen und Unerschütterlichkeit, mit denen eine Versicherungsinstitution ihr Image prägen möchte.
Die kleinen, in den Eckbereichen gruppierten Fenster und ein Wappenfries aller schweizerischen Kantone an der Westseite des Gebäudes evozieren heimatliche Werte, welche in der Situation der Bedrohung und der Selbstbesinnung der Schweiz am Vorabend des Zweiten Weltkrieges wieder Aufwind erhielten.
Dies ist insbesondere erwähnenswert, da die Architektur des Nationalsozialismus in Deutschland mit ähnlichen Bauformen die Absicht der Machdemonstration verfolgte. Aus dem Historismus resultierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Reformarchitektur resp. der Heimatstil. Der Baustil fokussierte sich auf regionaltypische Gestaltelemente. Das Verwaltungsgebäude kann diesem sogenannten Heimatstil zugeordnet werden.
Vorschlag von Le Corbusier. Das Projekt wurde von der Jury nicht bewertet.
Hinter der massiv wirkenden Fassade liegt ein zweibündiges Eisenbetonskelett. Dank der Auflösung der Aussenwände in ein engmaschiges Stützenraster, sind grosse Fenster möglich.
Arbeitsraum. Der Einbau des damals sehr fortschrittlichen Deckenheizungssystems erlaubte eine minimale Fensterbrüstungshöhe und der freie Platz an den Fensterbrüstungen konnte mit Aktenregalen belegt werden. Alle Arbeitsräume liegen nach Osten, Süden und Westen, während auf der Nordseite die Registraturen untergebracht sind.
Das Innere ist schlicht und geschmackvoll. Die Böden und Treppen aus Kalkstein harmonieren mit dem naturfarbenen Verputz an Wänden und Decken der Hallen, den Korridoren und den Treppenhäusern. Die Garderobenkästen in den Korridoren sind mit gebürsteter Eiche verkleidet.
Empfangshalle im Erdgeschoss. Die unterzugslose Ständerkonstruktion führt ausserdem zu schattenlosen Deckenflächen und einer optimalen Belichtung.
Schalterhalle im Erdgeschoss.
Korridor im Dachgeschoss. Schwelle respektive Höhenversatz zur Dachterrasse.
Feine Fensterprofile aus Messing.
Sitzungssaal im 5. Geschoss. Täferungen in Eichen-, Nussbaum- und Kirschbaumholz in Kombination mit schweren Leinenvorhängen verleihen den Direktionszimmern im Loggiageschoss dezente Würde. Es widersprach der damaligen Gepflogenheit, die Direktionsetage im obersten Vollgeschoss unterzubringen.
Aussenraum der Chefetage.
Das homogen wirkende Verwaltungsgebäude nimmt sich in der Gebäudehülle stark zurück und zeigt seine Funktion durch eine selbstbewusste Volumetrie und edles Fassadenmaterial.
Der moderne Betonskelettbau wirkt als massiger homogener Kubus. Die Ambivalenz zwischen dem steinernen Ausdruck der Fassade und der modernen Bauweise, ist zum einen auf die Vorstellungen eines repräsentativen Gebäudes zurückzuführen.
Die Gebäudehülle bewegt sich in einem Spannungsfeld: Die vornehme Zurückhaltung gründet auf einer präzis ausgewählter Materialmischung und unprofilierter Fassadenausbildung. Das Bild eines gleichmässig beschaffenen Mauerwerks wird primär durch die oberflächenbündigen Fugen zwischen den einzelnen Steinen erzeugt.
Beim Geschäftshaus finden sich im ganzen Mauerwerk keine Profilierungen wie Fenstereinfassungen, die dem massiven Ausdruck entgegenwirken. Die kraftvolle Wirkung der Fassade beruht auf dem starken Kontrast zwischen den rohen Mauerblöcken und den fein detaillierten Fensterpartien.
Die Massnahmen zur angestrebten noblen Bescheidenheit bleiben jedoch doppelwertig: die helle Farbe des Steins mindert den Glanz, die Kraft der grossen Natursteine und deren sichtbare Fügung die Flächigkeit.
Die steinerne Oberfläche spiegelt die Wechselwirkung von Repräsentation und Zurückhaltung wider. Die Architekten die Gebrüder Pfister haben damals einen zeitgemässen klassizistischen Bau realisiert und der züricherische respektive der schweizerische Charakter, wie das Gebäude damals beschrieben wurde, wird deutlich.