Architekt: Werner Stücheli, Zürich
Baujahr: 1956-58
Bauherrschaft: Verein der Freundinnnen Junger Mädchen
Standort: Zähringerstrasse 36, Zürich
Bauvolumen: 5000m3
Baukosten: 1.1 Mio. (1958), 4.1 Mio. (Sanierung 2010)
Sanierung: 2010, W3Architekten Zürich
Der Zürcher Architekt Werner Stücheli (1916-1983) hat die Stadt Zürich wesentlich mitgeprägt und war mit seiner Art ein geschätzter Planer.
Das Martahaus hat eine Ost-West-Orientierung und befindet sich an zentraler Lage am Central in Zürich.
Die Situation der Baubewilligung von 1958 zeigt die Setzung des Gebäudes, welches mit zwei Fassaden an die angrenzenden Gebäude anschliesst. Für den Betrachter sind somit nur zwei Fassaden erlebbar.
Die Blockrandfront löst sich zur Zähringerstrasse auf. Der Bau ist in einen zweigeschossigen Sockelbau und einen siebengeschossigen zurückversetzten Hauptbau unterteilt.
Das Martahaus nach der Fertigstellung 1958. Die Lochfenster in den Obergeschossen lehnen sich in ihrer Form an jene der Nachbargebäude an und geben den Fassaden des Hauptbaus eine klare Struktur. Die aussen angeschlagenen Fenster mit Rahmenverkleidungen aus Weissaluminium lassen die Fassade flächig und ruhig wirken.
Zur Bauzeit nur einseitig von einer Brandmauer begrenzt, heute beidseitig, wird zusammen mit der zurückversetzten Hauptfassade ein privater Aussenraum gebildet.
Im Gegensatz zur gestaffelten Vorderfassade liegt die rückwärtige Fassade am Seilergraben auf der Baulinie, welche dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer folgt und bildet zusammen mit den Nachbarhäusern eine langgezogene Front zur Hauptstrasse.
Ausführungsplanung Sanierung von 2010 – Der Längssschnitt durch den Hauptbau und den zweigeschossigen Sockelbau.
Der Massivbau aus Beton wird im Hauptbau durch seine liegenden Lochfenster an der Fassade als solches ablesbar, während der zweigeschossige Sockelbau zur Zähringerstrasse zwar ebenfalls aus massiven Betondecken besteht, in seiner vertikalen Kraftabtragung mit wenigen Stützen und dadurch möglichen grosszügigen Verglasungen wesentlich leichter erscheint. Die Lastabtragung der zwei Fassadenversprünge wird mit je zwei Stützen pro Geschoss im Innern spürbar und zoniert die Räume.
Ausführungsplanung Sanierung von 2010 – Im Erdgeschoss werden die Lasten des massiven Hauptbaus durch Stützen und Unterzüge abgefangen.
Die Fassade des Sockelbaus wird sowohl im Erdgeschoss als auch im 1.Obergeschoss durch einen grossen Glasanteil geprägt, der durch die Setzung der Stützen im Innenraum ermöglicht wird.
Die aussen angeschlagenen Fenster mit Rahmenverkleidungen aus Weissaluminium sind dem ursprünglichen Bau Stüchelis nachempfunden.
Die Stützen reihen sich entlang der Fassade auf und werden mit dem Sturzbrett mit integrierter Vorhangschiene und der Ablage zusammengefasst.
Die Ablage versteckt die darunterliegenden Heizkörper und kann als Ausstellungs- oder Ablagefläche genutzt werden.
Der im 1.Obergeschoss liegende Ess- und Aufenthaltsraum war nach der Fertigstellung 1958 über eine Wendeltreppe mit der Dachterrasse verbunden. Die Wendeltreppe wurde bei den Sanierungsarbeiten von 2010 entfernt und durch ein Oblicht ersetzt.
Die entstandene Öffnung wurde mit einem Oblicht symbolisch ersetzt. Die Esssaalfront wurde analog dem Originalbau mit zeitgemässen Fenstern saniert.
Die Detailaufnahme der Esssaalfront mit Schiebefenster zeigt, dass die Stützen ebenfalls mit der Brüstungsabdeckung und einem darüberliegenden Sturzbrett zusammengefasst werden. Darin integriert sind sowohl die Verdunkelung als auch die Beleuchtung, darunter versteckt wieder die Heizung.
Zur Bauzeit nur einseitig von einer Brandmauer begrenzt, wird zusammen mit der zurückversetzten Hauptfassade ein privater Aussenraum gebildet. Der zweigeschossige Sockelbau, grossflächig verglast, wird durch ein auskragendes Dach über der Terrasse mit einem Pflanzentrog akzentuiert.
Der fast romantische Ausdruck ist eine Ausnahme in diesem Blockrandquartier und wird durch den schwebenden Sockel unterstützt.
Ausführungsplanung Sanierung von 2010 – 3.Obergeschoss. In den Obergeschossen des Massivbaus wurden die Mehrbettzimmer des Frauenwohnheims zu Hotelzimmern umgenutzt.
Der Entwurf der Hotelzimmer reduziert sich gänzlich auf das Fenster mit seinem Futterrahmen in Eiche.
Es ist das Hauptthema, ist Tisch, Ablage und beinhaltet Beleuchtung und Verdunkelung. Unterstrichen wird die Dominanz der liegenden Lochfenster durch die minimalistische Möblierung.
Der durch alle Geschosse durchgehende Lichthof wird nach oben durch ein Glasbausteindach abgeschlossen. Die darüberliegende Dachterrasse ist auf Brüstungshöhe im Schrägdach eingelassen und bietet eine prachtvolle Aussichtüber die Altstadt Zürichs.