Architekt: Gebrüder Pfister
Bauherrschaft: Kanton Zürich
Baujahr: 1933-1935
Standort: Stampfenbachareal
Nutzung: Verwaltung und Büro
Die Kantonale Verwaltung Walche Zürich wurde 1933-1935 von den Architekten Gebrüder Pfister gebaut. Das Projekt gehört zu den Hauptwerken der Gebrüder.
Otto Pfister, Der sich mit seinem Bruder auch von Theodor Fischer inspirieren liess, dessen Entwurfs Prinzip war es eine behutsame Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen.
Werner Pfisters Hauptaugenmerk waren mit Vorliebe die handwerklichen und baukünstlerischen Aspekte der Projekte.
Der Bürokomplex Walche ist ein Beispiel für die moderate moderne Formsprache der Gebrüder Pfister, nach deren Bauten der 20er Jahre, welches trotzdem noch repräsentativ ist. Das 3-teilige Gebäude markiert den Brückenkopf beim Hauptbahnhof Zürich.
Die Kuben sind städtebaulich eine Verlängerung des Kaspar Escher-Hauses. Die grosszügige Anlage kontrastiert mit der vergleichsweise kleinteiligen Umgebung, wird jedoch nicht als Fremdkörper darin empfunden.
Das Walchegebäude nimmt die Krümmung der Stampfenbachstrasse auf und findet seinen Abschluss im zehngeschossigen Walcheturm.
Die entstandene Strassenschlucht zwischen den Komplexen öffnet sich zum Stampfenbachplatz hin und formt eine Torsituation am Gebäudekopf, welche in Richtung Hauptbahnhof oder davon hinweg leitet. Die Strassenschlucht erinnert an eine Triumphstrasse von Mussolini.
Die Obergeschosse ruhen auf einem verglasten Erdgeschoss aus schlanken Pfeilern. Die gleichmässig angeordneten, vierteiligen und querrechteckigen Fenster erzeugen einen grafischen Akzent und referenzieren an das Kaspar-Escher-Haus. Hier wird der Anspruch der Gebrüder sichtbar, eine Architektur zu schaffen, die sich in die jeweilige Umgebung anpasst und ihre gestalterischen Mittel daraus entwickelt. Das Gebäude soll nicht nur aus der Konstruktion und dessen Zweck heraus gestaltet werden, was zu Inkonsequenzen und Kompromissen im Bau führt. (1940)
Die Konstruktion und der äussere Ausdruck stehen in sich im Wiederspruch. Der Eisenbetonskelettbau ist sehr leicht und flexibel.
Die Kantonale Verwaltung Walche Zürich wurde 1933-1935 von den Architekten Gebrüder Pfister gebaut. Das Projekt gehört zu den Hauptwerken der Gebrüder.
Walchetor und Walcheturm Grundriss des zweiten Obergeschosses. Die flexiblen Grundrisse sind klar sichtbar.
Der äussere Ausdruck ist mit der 12cm dicke Verkleidung aus Muschelkalkplatten sehr schwer und massiv. Weiter trägt die Materialwahl zu einer deutlichen Romantisierung bei, obwohl eine klare, reduzierte und grafische Formensprache gewählt wurde.
Der Gedanke die materielle Beschaffenheit der Fassade als Textur zu bewahren hinter der Wahl des Materials, auch wenn sie auf die geometrischen Felder im Zuge der Moderne reduziert wurden.
Einen weiteren Kompromiss wurde beim Dach eingegangen, als dieses nicht flach sondern giebelförmig ausgeführt werden musste, aufgrund einer vorausgehenden Uneinigkeit im Wettbewerbsverfahren.
Am Walcheplatz finden wir den Neumühlequai-Komplex, welcher ebenso Widersprüche mit sich bringt. Grundsätzlich soll das Gebäude eine Verlängerung des Kaspar-Escher-Hauses sein, trotzdem bildet es auf dieser Seite einen abschliessenden Kopf zum Platz. Hierbei werden klassische Elemente verwendet. Eine unregelmässige Arkade wird ausgebildet, mit einer Treppe, um das Niveau beider Seiten auszugleichen.
Diese bricht die sonst sehr regelmässige Südfassade. Einerseits durch das Aufbrechen durch die Arkade, was mit einem Gitter zu kaschieren versucht wird, andererseits wird das klare Fensterraster unterbrochen und durch ein längeres Stück Wand beendet.
Eine Uhr ziert die obere Ecke, vermutlich, um auf diese Weise einen weiteren Akzent in Richtung des Hauptbahnhofes zu setzen.
Unter der Arkade befindet sich eine Bank, welche sich aus der Wand heraus entwickelt, was an den Palazzo Rucellai erinnert.
An verschiedensten Stellen des Komplexes, findet man Kunst am Bau. Dies referenziert an die Zeit der Architekten in Karlsruhe, als eine Kooperation mit Künstlern üblich war. So differenzieren sie sich von den Dogmatikern und widerspricht klar der Haltung der Ornamentlosigkeit der Moderne.
Abschliessend ist zu sagen, dass in diesem Bau deutlich zu spüren ist, dass die Gebrüder sich keiner Ideologie verpflichtet fühlten. (1940)