Architekt: André Eugène Bosshard
Baujahr: 1956
Das Gebäude an der Giesshübelstrasse 15 wurde 1956 vom Architekten André Eugène Bosshard entworfen.
Der dreieckige Utoplatz, geprägt vom ehemaligen Verwaltungsgebäude, markiert den Eingang zum Gelände und zum Giesshübelquartier.
Das repräsentative Verwaltungsgebäude mit der kräftig profilierten Rasterfassade und dem Attikageschoss mit klassisch wirkender Säulenstellung prägt den Ort und gehört städtebaulich zu einem modernen Ensemble.
Die Hauptfassade verfügt über eine klassische, durch subtile Mittel erreichte, Dreiteilung und einen markanten Knick.
Während die Fassadenpilaster im Erdgeschoss noch rechteckig ausgebildet sind, findet ab dem 1. Obergeschoss ein Wechsel auf ein halbiertes, regelmässiges Achteck mit konkav ausgebildeten Seiten statt. Im Attika sind die Säulen voll ausgebildet und freistehend.Es wird nur noch jede dritte Stütze ausgebildet. Die ermöglicht einen offeneren und leichteren Ausdruck.
Säulenordnung
Das Fügen der Kunststeinelemente teilt die Fassadenpilaster im Erdgeschoss und im Mittelteil zusätzlich in drei Teile.
Die Ausdifferenzierung und Gewichtung der horizontalen und vertikalen Elemente, einerseits durch die Formgebung, andererseits durch das leichte Hervorstehen der horizontalen Bänder, führt zu einem stimmigen Gleichgewicht der Rasterfassade.
Vorgefertigte Kunststeinelmente mit Aufbordung. Zwischen der Rasterstruktur, sowie den Brüstungen, welche ebenfalls in vorgefertigten Kunststeinelementen materialisiert werden, wird zusätzlich durch die Farbigkeit des Kunststeins eine Differenzierung geschaffen. Während der Kunststein der Brüstungselemente in weiss gehalten wird, verfügen die Rasterelemente zusätzlich über eine bläuliche-grau Marmorierung.
Der Mittelteil der Seitenfassade ist im Gegensatz zur Hauptfassade stark zurückgenommen. Die einzige Differenzierung in der Tiefenwirkung sind hier die von Kunststeinelementen gefassten, leicht hinauskragenden Fenster.
Die Fassadenstruktur, sowie die, durch das Fügen entstehende, Dreiteiligkeit der einzelnen Stützen zeichnet sich dennoch ab. Die Ausfachungen sind hier nicht mehr in Kunststein materialisiert, sondern verputzt, weisen jedoch die gleiche Farbigkeit auf.
Der Eingang des Gebäudes wird mittig an der prominenten Stelle des Knickes angeordnet. Das Vordach spielt mit der Geometrie des Gebäudes.
Die Tragstruktur des Gebäudes besteht aus einem Platten- /Stützensystem, was der inneren, räumlichen Organisation des Gebäudes viel Spielraum offen lässt.
Eingangshalle
Das repräsentative Treppenhaus des Gebäudes zieht sich spiralförmig nach oben.
Durch die Beleuchtung wird die Form der Treppe zusätzlich betont.
Der tektonische Ausdruck des Attikageschosses wird durch die freistehenden, ebenfalls mit oktogonalem Grundriss, sowie einem Kapitell versehenen, Stützen und das dünne, auskragende Vordach geprägt.
Irritationspunkte:
– Erdgeschoss
– Säulen- Stützenordnung
– Eckausbildung
– Attikageschoss
– Knick im Volumen
Untersuchung der typischen Strukturformen und Charakteristiken der 50er Jahre Architektur
Erdgeschoss:
Wieso wurde das Erdgeschoss nicht, wie oftmals bei Bauten zu dieser Zeit, mehr Aufgelöst und öffentlicher gestaltet?
Reicht die subtile, nur über die Stützen erreichte, Differenzierung zwischen Erdgeschoss und Mittelteil aus?
Durch das Abheben des Erdgeschosses, die abweisende, geschlossene Fassade, sowie die Stützenform erlangt der Eingang grössere Bedeutung. Des weiteren ist bei einem Verwaltungsbau eine öffentliche Nutzung nicht zwingen gewünscht.
Säulen- Stützenordnung:
Wieso wurden klassizistisch anmutende Motive bei der Säulengestaltung gewählt?
Die Detailierung und Feinheit der Stützen nimmt gegen oben zu und gipfelt in den Kapitellen des Attikageschosses. Die klassizistisch anmutenden Säulen sorgen beim Verwaltungsgebäude für einen repräsentativen und prunkvolleren Eindruck und brechen die Monotonie des Rasters.
Eckausbildung:
In den Ecken des Gebäudes treffen zwei unterschiedliche Systeme aufeinander. Der Konflikt zwischen Rasterstruktur und Ausfachung führt zu grösser dimensionierten Eckstützen. Durch die oktogonale Forme der Stützen ist ein direktes Anschliessen mit der Ausfachung nicht möglich. Durch das nötige Einführen einer zusätzlichen Eckstütze wird die Ecke stärker betont und gewichtet. Die Ecken werden auf der Haupt- und Seitenfassade gleich ausgebildet.
Attikageschoss:
Das Stützenraster wird im Attika ausgeweitet und nur noch jede dritte Stütze ausgebildet. Es wird eine Offenheit suggeriert, welche in der zurückversetzten Fassade jedoch nicht eingehalten wird. Es wird eine verputze Lochfassade ausgebildet.
Knick im Volumen:
Der Hintergrund des Knicks, welcher die Hauptfassade kennzeichnet, wird, anhand des Referenzobjektes „Geschäftshaus zur Bastei“ von Werner Stücheli, untersucht.
Der Knick im Volumen lässt sich nicht auf den Städtebau oder vorhandene Gebäudestrukturen zurückführen.
Eine mögliche Erklärung für die Ausbildung des Knicks könnte in der Gewichtung der Fassaden und eines gewollten Spieles in der strengen Rasterstruktur liegen. Ebenfalls könnte das Volumen aus eine innere Logik oder Struktur abgeleitet sein.