Architekt: Werner Stücheli, Zürich
Baujahr: 1955-56
Bauherrschaft: AG Heinrich Hatt-Haller, Zürich
Standort: Bärengasse 39, Zürich
Bausumme: 2.36 Mio.
Bauvolumen: 15 630 m3
Bauhöhe: 26.25 m
Architekt Werner Stücheli (1916-1983) Portrait. Werner Stücheli studierte von 1936 – 1941 Architektur an der ETH Zürich und war anschliessend Assistent bei Hans Hoffmann. 1946 gründete er sein eigenes Architekturbüro, das in den folgenden Jahren bis zu 65 MitarbeiterInnen beschäftigte. Abgesehen von wenigen Ausnahmen konzentrierte sich Werner Stüchelis Interesse und Engagement auf Zürich.
Die Bauverordnung der Stadt Zürich sah eine Blockrandbebauung vor. Doch Werner Stücheli setzte sein Konzept mit einem niedrigen Apartmenthaus und einem neungeschossigen Hochhaus durch und löste so den Blockrand auf.
Durch die leichte Abdrehung des Hochhauses aus der benachbarten Blockrandbebauung öffnet sich ein Platz. In der Verlängerung der Strasse führt ein Fussgängersteg über den Schanzengraben.
Die beiden Bauten sind vom Wasser zurückversetzt und öffnen so den für die Fussgängerpromenade benötigten Freiraum.
Baustelle 1955. Das erste Hochhaus der Zürcher Innenstadt setzt einen städtebaulichen Akzent und wirkt als Tor zur City.
1955 Bestandesplan Erdgeschoss. Der Grundriss des Hochhauses basiert auf einem regelmässigen Achsenraster. Während auf den Seiten das Tragwerk aus Scheiben besteht werden die Lasten dazwischen über ein Eisenbetonskelett nach unten geleitet. Das Erdgeschoss ist leicht zurückversetzt und durch die grossen Verglasungen sehr offen und leicht gestaltet und löst die aufgespannte Fassade zwischen den Scheiben vom Boden ab.
In der Flucht der Zugangsstrasse zum benachbarten Schulhaus liegt im Erdgeschoss der Durchgang vom Gebäude als Verbindung zur Schanzengrabenpromenade.
1955 Bestandesplan 1. – 7. Obergeschoss. Durch das reduzierte Tragwerk ermöglichen sich freie Grundrisseinteilungen. Das Segment zwischen den beiden Mittelachsen der Grundrissplatte verläuft orthogonal, und verjüngt sich gegen die Stirnseiten hin mit einem Winkel von 3.7 Grad.
Das Attikageschoss ist zurückversetzt und bildet so einen grosszügigen freien Aufenthaltsraum, die Dachterrasse. Sie ist teilweise überdeckt und verglast und bietet einen herrlichen Blick auf Stadt, See und Berge.
Die Fassadenhaut besteht ganz aus Glas und Leichtmetall. Die Aluminiumfenster mit grossem, festem Teil und kleinem Lüftungsflügel sind aus Polyglas, während die Brüstungsfelder aus dunkelblauem Carrara-Glas gefertigt sind. In der Fassade spiegeln sich Bäume, Gebäude, Wasser und der Himmel, wodurch dem Gebäude die Schwere genommen und es in die Umgebung eingebunden wird.
Die schwerelose Fassade aus den gleichen Materialien wie im Automobilbau: Chromstahl, Aluminium und Glas. Die Parallelen zwischen den Fügungen der Glas-/Metallfassaden und den Autoteilen der fünfziger Jahre sind eindeutig; sie sind aus dem gleichen Geist heraus entstanden: Ihre Formen repräsentieren nicht mehr die Kostbarkeit des Materials und die handwerkliche Leistung, sondern den Triumph der Technik und Fügung.
Gefalzte Peralumanbleche verdecken die unmittelbar hinter der Fassade liegenden Betonpfeiler und verbinden die Einzelfenster zu einem Fensterband. Durch die Profilierung entsteht ein differenziertes Licht- und Schattenspiel, welches den Pfeiler schmaler erscheinen lässt. Die Faltung dieser Bleche wirkt wie ein Faltenrock und unterstützt das textile Webemuster der Fassade.
Geometrie der Fassade. Betrachtet man das Verhältnis der Fassadenpartie, so macht der Fensteranteil zwei Drittel, die Brüstungspartie ein Drittel aus. Die Brüstungspartie wird in der Mitte des Fensters nochmals geteilt. Der Lüftungsflügel liegt im goldenen Schnitt zum Fenstermass.
Die Metallfenster sind aussen an der Betonbrüstung in einer Stahlrahmenkonstruktion angeschlagen. Innen an der Betonbrüstung sind 5 cm Kork, sowie 8 cm Beton mit eingebauter Strahlungsheizung und einem 1.5 cm dicken Strahlungsputz angebracht. Die Eisenbetonstützen sind mit gestrichenen Holzwerkstoffplatten eingekleidet.
Der Haupteingang zum Gebäude wird durch ein prägnantes Vordach gekennzeichnet. Das Gebäude lebt von vielen kleinen Details und Fügungen. So auch die Besonderheit des Eingangs; Die Glasumfassung der Türe besteht aus einer einzigen Glasscheibe.
Originale Büroeinrichtigung aus dem Jahr 1956. Die Räumlichkeiten wurden den Mietern im Rohbau übergeben. Der Ausbau der Büros wurde direkt von den Mietern gemacht.
Das Hochhaus zur Bastei mit dem Apartmenthaus als Gesamtkomposition. Das Apartmenthaus unterscheidet sich in Konstruktion, Materialien und Farbgebung deutlich vom Hochhaus. Während im Hochhaus die Horizontale durch die Fensterbänder dominiert , wird im Apartmenthaus aufgrund der markanten, über drei Geschosse führende Betonschotten, die Vertikale betont. Die Parallele der beiden Gebäude liegt darin, dass bei beiden eine leichte Glasfassade zwischen massiven Wandscheiben eingespannt ist.
Fertigstellung 1956. Die Fassadenhaut wirkt wie eine Seifenblase, die zwischen den Stirnseiten aufgespannt ist. Ein Hauch von Nichts, der durch die kaum greifbaren Materialien hervorgerufen wird. Die Verjüngung des Gebäudes zu den beiden Stirnseiten hin und das schmal auskragende Vordach verstärken den Ausdruck der Filigranität, der Eleganz und der Leichtigkeit des Gebäudes.
Das Geschäftshaus zur Bastei ist ein gelungenes Bauwerk in Bezug auf den Städtebau, die harmonische Wirkung der beiden Gebäude als Ensemble und die präzise Ausformulierung der Fassade.