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Tektonik HS 2014
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Geschäftshaus Neustadtstrasse 3, Luzern

In HS 14
Geschäftshaus an der Neustadtstrasse 3, Luzern
Das Gebäude wird von den meisten Personen als schön bezeichnet. Einige verwendeten es als Referenzgebäude im Entwurfsmodul, andere bezeichneten es gar als ihr „Lieblingsgebäude“ in Luzern. Uns interessierte weshalb dieses Stadthaus durchgehend – trotz seiner zurückhaltenden Erscheinung – als eine Schönheit angesehen wird.
Die genaue Konstruktion des Gebäudes war – auch den fehlenden Detailplänen geschuldet – schwierig zu eruieren. Der Vorschlag zur Zwischenkritik wirkte noch unglaubwürdig und der Erstellungszeit nicht gerecht.
In einem weiteren Schritt untersuchten wir den Bestand auf dessen Konstruktionsmaterial. Leider gaben die wenigen Stellen, an welchen der Putz abgefallen ist, keinen definitiven Aufschluss zur Konstruktion.
Die Suche nach Eisen in sämtlichen Aussenwandabschnitten gab Aufschluss über die Konstruktion und zeigte, dass das Gebäude von zwei ungleichen Gesten lebt. Es bestätigte sich zudem die Vermutung, welche sich in der Besprechung mit Thomas Wirz am Vortag herauskristallisiert hatte.
Zum einen geht es um die total authentisch umgesetzte Gestaltung der Konstruktion, welche der Nutzung als Lagerhaus entsprechend aus einer Stützen-Plattenkonstruktion besteht…
… sowie um den Ausdruck der zur Stadt hin gerichteten Fassade, welche diesen Ausdruck nicht ablichtet sondern spezifisch auf den Kontext reagiert. Die direkte Abbildung der Konstruktion würde das Gebäude nicht in seiner zurückhaltenden Schönheit – perfekt auf die ursprüngliche Strassensituation eingehend – wirken lassen. So wäre eine starre Haltung bezogen auf die Projektion der Tragkonstruktion architektonisch gesehen der falsche Ansatz. Die Qualität basiert auf einer konsequenten, feinen und unaffektierten Weiterführung der baukonstruktiven Logik, welche aus einer poetischen und wunderbar minimalistischen Fügung weniger Elemente besteht, die das Gebäude zu einem in sich stimmigen Ganzen macht. Die Gesammterscheinung kommt somit vor der visuellen Verständlichkeit, sowohl im robust wirkenden Innenraum wie auch in der Charakterfestigkeit der Fassaden.
Kleine aber konstruktiv aufwändige Details lassen darauf schliessen, dass der Beton als Material zu jener Zeit teuer war. So wurden die Decken zu deren Auflagern hin konisch abgeschrägt, um den Betonverbrauch möglichst gering zu halten – was gleichzeitig einen beträchtlichen schalungstechnischen Mehraufwand bedeutete. Auch wurde lediglich die Primärstruktur des Gebäudes in Beton ausgeführt. Obwohl es sich um eines der ersten Betonbauwerke in Luzern handelt, wurden die neuen Konstruktionsmöglichkeiten nicht darin manifestiert, sondern man baute zweckmässig und einem Lagerhaus entsprechend. Trotzdem wurde auch im Innenraum auf eine ansprechende Gesamterscheinung geachtet. So wurde jede zweite „Stütze“, der ruhigen Fassadenstruktur geschuldet, nichttragend – jedoch in der Erscheinung den Betonstützen kongruent – nachgemauert. Allerdings nicht bis unter die Decke, sondern nur so hoch, dass der Storenkasten aus Holz über der gemauerten Stützenachse durchgeführt werden konnte.
Das Gebäude erscheint trügerischerweise als ein massiv gebauter, homogener und monolithischer Körper, welcher allgemein als überaus ansprechend und schön wahrgenommen wird. Die Einfachheit des Sockels, der Fenster, des Daches sowie der Materialisierung in der Summe lässt diese klassische und unaufdringliche Eleganz der Fassaden entstehen. Die Lochfassade ist dem tektonischen Ausdruck geschuldet und dient nicht als erklärende Hülle des baukonstruktiven Gerüstes. Die Farbigkeit sowie die Beschaffenheit des grünen und rauen Putzes lassen das Gebäude einheitlich wirken.
Die Fenster dominieren die Fassaden durch ihre kachelartige Anordnung und erinnern an einen Mix aus den Fenstern von Taut’s Onkel Tom’s Hütte und schweizerischer Bauernhausromantik.
Die Proportionen der Fenster sowie das Verhältnis der Fenster- zur Wandfläche scheinen perfekt und selbstverständlich in der Fassade, was durch das Zusammenspannen der Öffnungen mittels dem Fensterbank als steinerner Gurt noch verstärkt wird. Die Fenster können trotz Lochfassade als abstraktes Band gelesen werden. Jedes Fenster wird mittels einer feinen farblichen Umrahmung zusätzlich gezeichnet, was nicht als Kontrast sondern viel mehr als harmonischer Eingriff erscheint. Zusätzlich wird die Fassade vom Fensterbank sowie den Fenstergrössen gegliedert.
Die grazile Gesamterscheinung wird durch den Sockel, welcher als einziges Element des Hauses im Kontrast zum gesamten Gebäude steht aber keineswegs als Fremdkörper wirkt, abgefangen. Der Sockel wirkt stimmig und statisch authentisch, da auf jede gemauerte Stütze verzichtet wird. Auch schweift der Sockel von der plastischen Einfachheit des Gebäudes ab, in dem seine Ecken zur Neustadtstrasse hin abgetragen wurden, so dass er wie ein Trichter den gesamten Baukörper auf den Boden bringt. Der verwendete Naturstein des Sockels vermittelt eine dezente Massivität, welche beim direkten Auftreffen mittels einem dunkleren Stein dem Asphalt angeglichen wird.
Situation
Grundriss Keller
Grundriss Parterre
Lagerhaus mit Garage & Reparaturwerkstätten
Bauherr: Rudolf Thöni, Luzern
Stadtratsbeschluss: 26.04.1930
Erstellungsjahr: 1931
Architekt: Theiler & Helber
Ingenieur: Hugo Scherer
Ansicht Norden
Ansicht Süden
Ansicht Osten
Schnitt A-B
Schnitt C-D

21. Oktober 2014

Bürohaus Sihlpapier

Geschäftshaus Zur Bastei, Zürich

Kantonale Verwaltung Walche

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