1556 – 1564 | Bahnhofstrasse 15 | Domenico Solbiolo | Giovanni Pietro de Grilio | Pietro Lynzo
Hier sehen wir die heutige Situation von Luzern. Rot eingekreist der Standort des Ritterschen Palast auf der linken Seeuferseite.
Der Rittersche Palast wurde 1556 als Palazzo im Stil der italienischen Renaissance errichtet. Schultheiss Lux Ritter wollte ein besonderes repräsentatives Wohnhaus für sich erstellen. Nach dem Tod von Lux Ritter wurde der Palast 1577 den Jesuiten als Kollegiumsgebäude geschenkt. Heute ist der Rittersche Palast kantonales Regierungsgebäude von Luzern.
Der Bautyp des Renaissance-Palast besteht aus einem dreigeschossigen kubischen Baukörper mit einer oftmals mit Bossenwerk versehenen Fassade, das Gebäude ist auf den Innenhof ausgerichtet, dieser ist von schlanken Arkaden umgebenen. Die Stockwerke werden in der Fassade durch Gurtgesimse auf Fensterbankhöhe und durch unterschiedliche Formen des Rustikamauerwerks gegliedert. Das Parterre beherbergte Diensträume oder Läden, die Haupträume befanden sich im ersten Stock, dem sogenannten Piano Nobile. Der zweite Stock beherbergte die Schlafgemächer, im Dachgeschoss waren die Zimmer der Bediensteten angesiedelt. Durch die axialsymetrische Ausrichtung von Fenster und Türen resultiert eine Symmetrie für Baukörper und Fassade. Das stark profilierte Hauptgesims bildet einen klaren Abschluss des Baukörpers.Die je sieben hohen Rechteckfenster in den beiden oberen Geschossen scheinen gleich zu sein. Die Fenster im ersten Stock sind aber etwas grösser als jene im zweiten Stock. Alle Fenster sind in Ihren Teilen proportional gleich. Aber haben nicht die selben Kantenlängen.
Das Hauptgebäude mit dem halbrunden Anbau, erstellt 1840 mit den seitlichen Flügelbauten. Der westliche Flügelbau wurde 1695 gebaut, der östliche um 1756/57. Der halbrunde Anbau im Süden wurde für den Grossen Rat (heute Kantonsrat) in der Art eines antiken Theaters errichtet. Zusätzlich gibt es einen neuen Eingang ins Gebäude auf der Südseite. Für die bessere Erkennung sind die Trakte unterschiedlich eingefärbt und mit Jahreszahlen versehen.
Grundrisse vom Erdgeschoss und 1.Obergeschoss um 1828. Die Treppen liegen zentral. Diese wurden 1840 an die Innenwand verschoben und bilden annähernd das heutige Treppenhaus. Einzig die Trennwände wurden 1962 entfernt und der Raum wurde repräsentativer. Es entstand der heutige Eingangsbereich mit Vestibül.
2. Obergeschoss und Dachgeschoss um 1828. Nach innen auf den quadratischen, ungedeckten Innenhof geöffnet. Rundlaufend die Balustradengänge, ähnlich einer Loggia.
Nordfassade des Hauptportals ca. 1828. Dreiteilige Fassade mit sieben Fensterachsen und dem Hauptportal in der Mitte. Fensterbankgesimse mit Gurten im ersten und zweiten Obergeschoss gliedern die Fassade horizontal. Die beiden unteren Geschosse sind durchgehend mit Bossenmauerwerkssteinen gestaltet. Im obersten Stockwerk wurden die Bossen im 18. Jahrhundert abgemeisselt. Zur gleichen Zeit wurde der Giebel als Zwerchdach aufgesetzt. Um den Übergang von Fassade zu Dach nicht zu hart erscheinen zu lassen, wurden wahrscheinlich die Bossensteine entfernt. Die heutige Fassade erscheint fast identisch.
Südfassade um 1828. Innenhof offen mit den umliegenden Arkadengängen. Um 1840 wurde der Innenhof geschlossen und ein halbrunder Anbau erstellt, der den heutigen Kantonsratssaal bildet.
Längsschnitt vom Hauptgebäude mit den Seitenflügeln um 1828. Die Struktur des Gebäudes wurde bis heute nicht gross verändert. Die Treppen befinden sich am selben Ort aber wurden erneuert und ein wenig zurückgesetzt.
Querschnitt durch das Hauptgebäude um 1828 mit offenem Innenhof. Im Hintergrund sieht man die Durchgänge zum seitlichen Flügelbau. Die Türrahmen sind identisch. Das ist heute nicht mehr der Fall. Also folgt daraus, das eine Veränderung statt gefunden hat.
Eingang rundbogiges Hauptportal von aussen.
Umrahmt von Pilastern mit geschmücktem Gebälk. Die Wappentafeln oberhalb des Gebälks wurden 1798 abgemeisselt wie überall in der Stadt Luzern. Sehrwahrscheinlich durch die Trennung von Stadt und Kanton. Das Portal erscheint wie im Plan um 1828. Allerdings sind die Fresken im Gesims im alten Plan nicht ersichtlich.
Eingang Hauptportal von innen mit einem halbrunden Fenster oberhalb der Türe. Sehr schöner Eingangsbereich. Von der schmalen Strasse her öffnet sich ein hoher Raum.
Seitlicher Aufgang ins 1. Obergeschoss als Vestibül ausgebildet. 1962 erhielt das Treppenhaus seine repräsentative Form. Rechts im Bild der Übergang in den westlichen Seitenflügel.
Eingangsbereich mit Vestibül. Drei Tritte bilden den Übergang vom Eingangsbereich zur Treppe. Rechts im Bild stehen die Türen offen in den Innenhof, der öffentlich Begehbar ist.
Blick nach draussen durch das Fenster mit Sprossen im Erdgeschoss. Die Strasse liegt tiefer als der Boden im Eingangsbereich. Es entsteht eine Privatsphäre obwohl das Gebäude öffentlich ist.
Durchgang durch den Innenhof der 1840 mit dem halbrunden Anbau als Atrium ausgebildet wurde. Am Ende des Gangs sieht man die Türe welche den südlichen Eingang bildet. Ebenfalls mit halbrunden Fenster oberhalb der Türe.
Innenhof mit rundherumlaufender Galerie und Balustraden. Zieht sich durch alle drei Geschosse hindurch.
Kuppel mit Fenster im Innenhof. Bildet den Mittelpunkt des Gebäudes und lässt eine gute Lichtstimmung für das Atrium enstehen.
Gang richtung südlicher Ausgang im halbrunden Anbau von 1840.
Sicht von der Treppe richtung Gang auf der Innenseite der Hauptfassade. Im Hintergrund die Türe zum östlichen Seitenflügel. Rechts die Treppen in das 2. Obergeschoss und die Türe in den Innenhof, welcher von jedem Stockwerk begehbar ist.
Innenansicht des Gangs mit den Pilasterartigen Elementen auf der Seite, wo die Deckenkonstrukton aufliegt. Rechts die überhohen Fenster mit den tiefen Laibungen und dem Absatz zum Boden.
Fensteransicht von Innen im 1. Obergeschoss mit dem überhohen Fenster das viergeteilt ist.
Massives Sandsteinmauerwerk mit Holzfenster das Innenangeschlagen ist. Links der relativ tiefe Fensterbank, der von Aussen in das horizontale Gurtgesims integriert ist.
Sicht von unten zur Galerie im 2. Obergeschoss mit dem seitlichen Aufgang auf die Galerie. Galeriegeschosshöhe erscheint niedriger als das 2. Obergeschoss. Ist erkennbar am Türrahmen im Hintergrund zum östlichen Seitenflügel.
Galerie im 2. Obergeschoss mit den überhohen Fenstern des darunterliegenden Geschosses. Führt direkt auf der selben Höhe in den Seitenflügel. Hier im Hintergrund die tiefere Decke. Diese ist eventuell für einen technischen Eingriff im Gebäude abgesenkt worden.
Recherche | Geschichtlicher Hintergrund
Das heutige Regierungsgebäude besteht aus mehreren, im Verlauf von 300 Jahren erstellten Bauten. Der Rittersche Palast, gilt als einer der frühsten Renaissancepaläste nördlich der Alpen. Er wurde 1556 als Wohnhaus für Schultheiss Lux Ritter gebaut. Nach seinem Tod, vollendete die Stadt den Bau und nutze Ihn auch als Rathaus. Die beiden seitlichen Erweiterungsflügel stammen aus der Zeit, als das Luzerner Jesuitenkollegium Ihren Sitz hier hatte. Der jüngste Teil des Palastes ist der halbrunde Anbau mit dem Parlamentssaal. Dieser wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, als die Liegenschaft Sitz der Kantonsbehörden wurde.
An diesem Bau waren unterschiedliche Baumeister und Steinmetzen beteiligt. Der Architekt Domenico Solbiolo aus Ponte Capriasca entwarf den ersten Bauplan und begann die Arbeiten mit Giovanni Pietro del Grilio, einem Werkmeister. In dieser Zeit arbeiteten sie zusammen mit zehn Steinmetzen. Als Lux starb übernahm die Stadtverwaltung den Fortbau mit den selben Angestellten bis 1573. Danach wurde der Werkmeister Uli Rot mit dieser Aufgabe beauftragt und er baute das Gebäude zu einem Rathaus um. Durch die kathlische Reform 1574 wurde drei Jahre später in diesem Rathaus ein Jesuitenkollegium eingerichtet.
1804 wurde aus dem Jesuitenkollegium ein Regierungssitz. Da man einen grossen Parlamentssaal errichten wollte, schlug der Architekt Louis Pfyffer ebenso wie Melchior Berri vor, mit deren Plänen einen grossen Teil des Ritterschen Palastes zu beseitigen. Schlussendlich wurde Plazidus Segesser damit beauftragt, Berris und Pfyffers Pläne so abzuändern, dass der Ritterscher Palast nicht unter der Einrichtung eines Saales zu leiden hatte. 1841 bis 1843 wurde jener Saal an den Palast angefügt. 1962 erhielt das Treppenhaus im Erdgeschoss seine repräsentative Form.
Vorgehen | Erstellen der Gebäudeanalyse
Nach Recherchen in Bibliotheken und Internet, wurde uns bewusst, dass es nicht einfach ist Pläne dazu zu erhalten. Der Rittersche Palast wurde 1556 geplant und immer wieder umgebaut. Da wir keine brauchbaren Pläne haben, machten wir eine Besichtigung und starteten mit Ausmessen der einzelnen Geschossen und Bauteilen. Wir machten Fotos und waren ziemlich begeistert, was dieses Bauwerk alles zu bieten hat.
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