Soziokultur

Rassistische Diskriminierung in der Schweiz

Rassistische Diskriminierung in der Schweiz

Laut Bundesamt für Statistik (2019) teilten im Jahr 2018 rund 17% der Schweizer Wohnbevölkerung mit, dass sie Erfahrungen mit rassistischer Diskriminierung gemacht haben. Dies aufgrund von Eigenschaften wie Staatsangehörigkeit, Hautfarbe, Religion oder ethnischen Herkunft. Im Jahr 1978 wurde die Erklärung über «Rasse» und rassistischen Vorurteile durch die UNESCO verabschiedet. Eindrücklich ist, dass die verabschiedeten Grundsätze noch heute genauso bedeutend sind wie damals (S. 1). Auch heute noch ist die Thematik Rassismus und rassistische Diskriminierung präsent. 2017 untersuchte ein Team von Juristen der Zürcher Fachhochschule den Rassismus in der Schweiz. Die Studie hat gezeigt, dass in der Politik wenig Einsicht im Zusammenhang zwischen Kolonialgeschichte und rassistischer Diskriminierung bestehe. Gewisse Rassismusformen, beispielsweise institutioneller Rassismus, wurde dabei oftmals verharmlost, als Fehlwahrnehmung eingeschätzt oder gar infrage gestellt (Andrea Arezina, Elia Blülle, Anja Conzett & Carlos Hanimann, 2020).

Pauline Turuban (2020) erwähnt in ihrem Artikel, dass in der Schweiz häufig strukturelle Diskriminierung stattfindet. Beispielsweise Menschen mit einer dunklen Hautfarbe werden dabei viel öfter von der Polizei kontrolliert als Menschen mit einer weissen Hautfarbe. Bei der Schweizer Beratungsstelle für rassistische Vorfälle wurden im Jahr 2019 rund 50 Fälle im Bereich des Arbeitsplatzes gemeldet. Diese Diskriminierung am Arbeitsplatz wurde durch die Studie der Universität Neuenburg bestätigt (Turuban, 2020).

Kann nun davon ausgegangen werden, dass Rassistische Diskriminierung in der Schweiz oftmals strukturell stattfindet?

Ruth Daellenbach (2020) erwähnt im Interview mit Yuvviki Dioh, dass der strukturelle Rassismus vorwiegend in Machtungleichheiten zu erkennen ist. Des Weiteren sei der strukturelle Rassismus in den Denkstrukturen verankert, in die die Menschen hineinsozialisiert werden (S. 8). Erst im Sommer 2020 entstand eine antirassistische Bewegung, welche viele Menschen aufgewühlt hat. Der Vorfall in den USA, bei welchem ein afroamerikanischer Mann von der Polizei verhaftet und dabei getötet wurde, bewegte auch viele Schweizer*innen (Turuban, 2020). Der Rassismus wurde erneut thematisiert. Einmal mehr wurde bewusst, dass es vielmehr Rassismus in der heutigen Zeit gibt, als wahrgenommen werden möchte. Viele Länder wurden durch diesen Vorfall gedrängt, sich der Vergangenheit und dem anhaltenden Rassismus zu stellen. So auch die Schweiz. Beispielsweise in Zürich gingen Tausende Menschen gegen den Rassismus demonstrieren. Auch an der weltweiten Kampagne #BlackOutTuesday beteiligten sich viele Schweizer*innen (Turuban 2020).

An verschiedenen Orten sind die stillen Zeugnisse der kolonialen Verstrickungen der Schweiz wieder zu erkennen. Selbst in Kinderbüchern sowie Hörspielen zeigt sich eine verdeckte rassistische Haltung (Arezina, Blülle, Conzett & Hanimann, 2020). Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Haltungen in unserer Kultur verankert sind. Diese Denkstrukturen, wie es auch Dioh im Interview erwähnt hat, scheint unsere Gesellschaft unbewusst oder auch teils bewusst zu beeinflussen.

Avenir Social (2010) definiert unter Ziffer 5 Abs. 4 und 7, dass für soziale Probleme eine Lösung erfunden, entwickelt oder vermittelt werden muss sowie Veränderungen gefördert werden müssen, die die Menschen unabhängiger werden lassen (S.6). Daraus lässt sich ableiten, dass auch die soziale Arbeit einen Anteil leisten kann und den strukturellen Rassismus aufzudecken sowie zu minimieren hat. Dennoch ist dies ein scheinbar langer weg. Denn die vorhanden Denkstrukturen, in die wir hineinsozialisiert wurden, müssen erkannt und verändert werden. Ohne diese Veränderung wird wohl keine Umstrukturierung des Denkens stattfinden können. Die Schweiz scheint sich auf dem Weg dahin zu befinden, es wird aber noch eine Weile dauern, bis sie am Ziel ist.


von: Nathalie Mischler

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Meia Stahel

Danke für den Blogbeiitrag Genau deshalb macht die IG Binational eine Tagung zu JUNG BINATIONAL GENIAL, Sa, 27.2.2021 (online – Vernissage/Fest später, am 12.6. 21) Wie geht es den als "divers" wahrgenommenen jungen Schweizerinnen und Schweizern aus binationalen Familien? Tagung zu Potenzialen und Herausforderungen junger Erwachsener aus binationalen Familien Referat, Testimonials von 6 Jungen, Podium mit Stimmen aus verschiedenen Bereichen, Moderator Bernard Senn/SRF2, Corinna Bütikofer Nkhoma, Fatima El Amin, Dr. Uni Giessen, Wangdü de Silva, Second@s, Petra Sidler, NCCR – on the move, Stefan Mbiyavanga, UniNE Tagungskosten 40.– Fr. (unter 25 J. gratis) Anmeldung obligatorisch. Der Tagungsteil muss online stattfinden und die Feier an einem späteren Datum. Ticket https://eventfrog.ch/JungBinationalGenial Fachleute im Sozial-, Integrations- und Migrationsbereich sind herzlich eingeladen , an dieser Fachtagung teilzunehmen und den Anlass weiterzuleiten an mögliche Interessierte. Def. Programm www.ig-binational.ch/Veranstaltungen Auch Spenden mit Belohnungen sind willkommen: https://www.crowdify.net/de/projekt/jung-binational-genial

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