Soziokultur

Panafrikanisches Filmfestival und (keine) Entwicklung

Panafrikanisches Filmfestival und (keine) Entwicklung

An der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit diskutieren wir im Modul «Entwicklungspolitik und NGO» über Fragen der Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit. Absolventen aller Studienrichtungen der Sozialen Arbeit müssen das «Mekano» der Globalisierung verstehen. Filme dokumentieren Realitäten, erzählen Geschichten und machen Träume transparent.

Wenn ich «FESPACO» – dies steht für Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou – höre, verspüre ich etwas Magisches in mir. Afrika – dieser Kontinent mit seinen Geschichten und Erzählungen bleibt grandios, faszinierend und für uns Europäer manchmal total unverständlich. Die ganze afrikanische Filmszene trifft sich seit 50 Jahren alle zwei Jahre in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Mit dem Filmgeschäft habe ich eigentlich gar nichts zu tun und trotzdem zieht mich das Filmfestival an. Diese Geschichten wecken meine Neugierde unendlich. Vor ein paar Wochen besuchte ich die 26. Auflage des Filmfestivals. Die Bedrohung durch mögliche terroristische Anschläge war spürbar. Das war unangenehm neu. Das Festivalgelände war breiträumig abgesichert, die Kontrollen verzögerten das Ankommen und die bewaffneten Militärs wirkten arg martialisch. In den letzten 20 Jahren habe ich das Filmfestival «FESPACO» in Ouagadougou drei Mal besucht. An der ziemlich chaotischen und trotzdem sympathischen Organisation hat sich aus meiner Sicht in all diesen Jahren kaum etwas verändert. Nur die grossartige festliche Stimmung wollte dieses Mal nicht richtig aufkommen; zum einen wegen der grossen militärischen Präsenz, zum anderen aber auch wegen der totalen Kommerzialisierung des Events. Um das Filmprogramm zu ergattern, brauchte ich Erfindergeist. Wo steht man überhaupt an, welche Kolonne ist die Richtige? So genau wusste das niemand.

Mit etwas Glück sass man im kühlen Ciné Burkina, im Ciné Neerwaya oder im grossen Saal des Institut Français und wurde von der Moderation freundlich für die Filmprojektion begrüsst. Leider funktionierte das Mikrofon nicht richtig. Die Vorstellungsrunden, sowie die Übersetzungen bleiben unverständlich. Eigentlich waren alle empört. Das war beim letzten Besuch vor vier Jahren so und vor vierzehn Jahren ebenfalls. Bereits damals echauffierte sich mein Freund Soziologieprofessor Jean-Godefroy Bidima und sagte: «Alle Fehler wiederholen sich bei jeder Durchführung, die Organisation ist einfach nicht fähig dazuzulernen». Noch heute bin ich ein wenig ratlos. Ich verstehe nicht wieso, wieso es immer so bleibt.

Zwei Filme haben mich beeindruckt und blieben mir in bester Erinnerung: «Rafiki», ein Film von Wanuri Kahui, aus Kenia. Er erzählt eine Geschichte von zwei jungen Frauen, die sich in einander verliebt haben. Auch im modernen Kenia ist das ein «No-Go». Der zweite Film hat der Kameruner François Woukoache gedreht. Er lebt seit 17 Jahren in Ruanda im Exil. In «Ntarabana» erzählt er die Geschichten von Opfern und Tätern des Genozids. Die porträtierten Frauen haben vergeben und versuchen trotz Schmerz, Hoffnung zu schöpfen um weiter zu leben. Die unheimlich grosse Überlebenskraft dieser afrikanischen Frauen beeindruckt mich immer wieder.

Für den Unterricht an der Hochschule Luzern habe ich ein paar neue Ideen bekommen. Die Realität hat mich wieder einmal erschüttert. Neben der allgemeinen Unsicherheit in der Region hat mich die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit vieler meiner Freundinnen und Freunde aus Burkina Faso eingeholt.

Zur Website des Filmfestivals «FESPACO»

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