Soziokultur

Egjiptians, eine Teilgruppe der Roma in Albanien

Egjiptians, eine Teilgruppe der Roma in Albanien

Die einwöchige Studienreise der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit im September führte uns nach Albanien. Shkodra, das Zentrum Nordalbaniens und über lange Zeit die grösste Stadt des ganzen Landes, war eines unserer Ziele. Wir besuchten in der Peripherie der Stadt eine Siedlung, die von Egjiptians bewohnt wird. Diese Balkanägypter/innen sind eine albanischsprechende Teilgruppe der südosteuropäischen Roma. Ihre Vorfahren, so der Stammesmythos, sollen dereinst aus Ägypten gekommen sein – daher der Name. Das Quartier ist recht klein und besteht überwiegend aus Reihenhäusern. Man sieht, dass die Bewohner/innen in sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnissen leben.

Shkodra © René Sägesser

Der Leiter der Siedlung gab uns interessante Einblicke in das Leben der ägyptischen Community: So gibt es mittlerweile auch Egjiptians, die den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft haben und mit akademischer Ausbildung und entsprechendem Einkommen heute in einer besseren Wohngegend leben. Alles in allem ist der Lebensstandard in der «Egyptian neighbourhood» besser, als von mir befürchtet. Es sieht hier überwiegend sauber und freundlich aus. Leider sind die Roma-Gemeinschaften, zu welchen die Egjibtians zählen, in Albanien seit dem Zusammenbruch des Kommunismus stark benachteiligt. So kommt es, dass die meisten Roma in grosser Armut leben und das Bildungsniveau tief ist. Die Regierung hat gesetzliche Rahmenbedingungen für die Verbesserung der sozialen Teilhabe von Minderheiten geschaffen, die Umsetzung ist aber schwierig. Viele NGOs – albanische wie ausländische – versuchen den Entwicklungsprozess im Land zu unterstützen und setzen sich auch für Minderheiten ein. Ein Beispiel hierfür ist Swisscontact, eine unabhängige Stiftung für internationale Entwicklungszusammenarbeit, welche in 134 Ländern, unter anderem Albanien, tätig ist.

Für Swisscontact hat die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit das Konzept «Coaching for Employment» erarbeitet, das die berufliche Integration von Jugendlichen aus Randgruppen in Albanien verbessern soll. Durch die Ausbildung von Coaches aus den regionalen Arbeitsämtern in Albanien soll den betroffenen Jugendlichen vor Ort – so auch den Balkanägypter/innen – der Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt erleichtert werden. Das Projekt verlief erfolgreich und wird jetzt selbstständig vor Ort fortgeführt.


von: René Sägesser

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