Soziokultur

Albanien und was seine Architektur über das Land verrät

Albanien und was seine Architektur über das Land verrät

Albanien hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Dies hätte ich vermutlich auch ohne mein Vorwissen schnell bemerkt. Nach der Ankunft im Hotel und einem kleinen kollektiven Rundgang durch die Stadt, beschloss ich noch ein wenig alleine umherzuschlendern. Was mir auffiel: Je nach Quartier von Tirana könnte man sich in einer alten James Bond-Kulisse befinden – Kommunisten gegen Kapitalisten. Die Strassen werden durch die Präsenz grosser eckiger sowjetischer Blockbauten schier erdrückt.

Um dem entgegenzuwirken, liess der ehemalige Bürgermeister von Tirana und Künstler, Edi Rama, einige dieser Bauten bunt bemalen. Der Versuch, den Gebäuden so ihre Tristesse zu nehmen, sorgt für ein charakteristisches Merkmal der Hauptstadt.

Tirana © Alain Schnetz

Der Skanderberg-Platz, der grosse Hauptplatz von Tirana, benannt nach dem albanischen Nationalhelden, ist im Gegensatz zu den Nebenstrassen überdimensional. Alles Grösse XL und monumental. Mit grossen Steinplatten ausgelegt, welche regelmässig von kleinen Speiern mit Wasser benetzt werden, ist er gesäumt von verschiedenen markanten Gebäuden, unter anderem dem Uhrenturm, der  Et’hem-Bey-Moschee oder dem Nationalmuseum. Letzteres fällt durch seinen ebenso kommunistischen Baustil auf. Das auf der Stirnseite angebrachte, riesige Mosaik zeigt verschiedene Personen, welche die Geschichte des albanischen Volkes repräsentieren sollen.

Skanderberg-Platz© Alain Schnetz

Zwei Strassen weiter: Schöne alte Cafés, italienischer Baustil und Verwaltungsgebäude, die für ihren Zweck fast zu schön sind. Architektur à la Süditalien. Dahinter ragt das Beton-Stahlgerippe eines noch nicht fertiggestellten, modernen Bürohochhauses in den mediterranen, goldenen Abendhimmel.

Tirana© Alain Schnetz

In den darauf folgenden Tagen fuhren wir mit einem Car in Richtung Norden in die Bergregion um Kruja. Der autoüberlastete Moloch Tirana wich weiten trockenen Ebenen und Häuser wurden rarer. Je näher wir den Bergen kamen, desto öfter sah man ältere Bauernhäuser mit Ziegeldächern und kalkweissen Wänden, wie ich es von Griechenland oder Kroatien kenne.

Kruja © Alain Schnetz

In den Bergen selber dominieren rustikale Häuser mit steinernen, unverputzten Mauern. Die Giebeldächer sind auffallend steil, vermutlich damit der viele Schnee im Winter abrutschen kann und so mit seinem Gewicht nicht zur Gefahr wird.

Kruja © Alain Schnetz

Auf dem Rückweg von den Bergen, fuhren wir an die albanische Westküste und erlaubten uns einen kurzen Sprung ins Meer. Die Küste ist überbaut mit Hotelblöcken, in etwas zeitgenössischere Bauart als die kommunistischen Bauten in Tirana. Aber nicht weniger hässlich und erdrückend. An dieser Küste hat der Massentourismus bereits zugeschlagen.

Westküste Albanien © Alain Schnetz

Die verschiedenen Baustiele sprechen für die vielen Einflüsse, welche das Land hinter sich hat: Die Besetzung durch das faschistische Italien, abgelöst von den Nazis, gefolgt von einer langen kommunistischen Diktatur und hin zu einem liberalen, kapitalistischen Wirtschaftsmarkt. Diese Einflüsse hinterliessen markante Spuren in der Architektur des Landes. Spuren, welchen man bei einem Besuch nachgehen sollte.


von: Alain Schnetz

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