Soziokultur

Sorgende Gemeinschaften – ein Potential auch in der Schweiz

Sorgende Gemeinschaften – ein Potential auch in der Schweiz

«Ich schlage vor, dass Vermieter, Krankenkasse und Gemeinde sich die Kosten für die Kümmerer zu je einem Drittel aufteilen», sagt der Mann auf dem Podium. Wir sind an der Präsentation des Siebten Altersberichts der deutschen Bundesregierung in Berlin. Menschen mit Demenz können länger selbständig wohnen und leben, wenn sie in einer sorgenden Gemeinschaft aufgehoben sind. In einem Umfeld also, in welchem die Menschen achtsam sind und zueinander schauen. Dazu gehören – in Deutschland werden sie so genannt – die Kümmerer, die sich in einem Quartier oder einem Dorf besonders um potentiell vulnerable Menschen kümmern. Deren Telefonnummer dem Bäcker, der Coiffeuse, der Verkäuferin im Supermarkt bekannt ist und die man anrufen kann, wenn beispielsweise eine an Demenz erkrankte Person im Pyjama im Laden auftaucht oder einen desorientierten Eindruck macht.

Jede sorgende Gemeinschaft hat ein individuelles Gesicht. In jedem Fall jedoch sind das Ineinandergreifen von cure und care, die Kombination von professionellen Diensten und freiwillig Engagierten sowie das Aufbauen und Pflegen tragfähiger Beziehungen im Quartier, im Dorf zentrale Elemente. Dazu braucht es Fachpersonen, welche beraten, unterstützen, verbinden, welche vorhandene Angebote kennen und koordinieren, Lücken erkennen und zwischen verschiedenen Organisationen und Akteuren vermitteln können. Diese Vermittlerrolle und Bewirtschaftung der Schnittstellen gehört zu den Kernkompetenzen der Soziokulturellen Animation.

Auch in der Schweiz gibt es Potential und Bedarf für die Entwicklung zukunftsfähiger Care-Modelle. Wie diese Vermittlerrolle konkret ausgestaltet werden kann und welche Erfahrungen es dazu in der Schweiz schon gibt, diskutieren wir unter anderem im neuen Fachkurs Generationen im Quartier. Dort vertiefen wir mit Praxisorganisationen wie dem Luzerner Kleintheater, der Fachstelle Spielraum und der Pro Senectute die Themen kulturelle Teilhabe, Gestaltung eines generationenfreundlichen Wohnumfelds und Partizipation im Alter.


Fachkurs Generationen im Quartier, der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit
Studienstart ist am 08. Juni 2017

von: Simone Gretler Heusser

Kommentare

0 Kommentare

Kommentar verfassen

Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.