Soziokultur

Ein Bachelor-Abschluss, um Cola auszuschenken?

Ein Bachelor-Abschluss, um Cola auszuschenken?

Ein Bachelor-Abschluss, um im Jugendtreff Cola auszuschenken? – nicht nötig, so lautet eine gängige Argumentation. Was eine Soziokulturelle Animatorin, ein Soziokultureller Animator können muss, dazu reichen gesunder Menschenverstand und die Erinnerung an die eigene Jugend. Eine kürzere und weniger anspruchsvolle Ausbildung ist ebenfalls ausreichend. Den Jugendlichen Getränke ausschenken, den Jugendtreff auf- und zuschliessen, vielleicht einmal für Ordnung rund um den Töggelikasten sorgen – dazu braucht’s ja wohl kein Hochschulstudium?

Wenn eine Ballerina im Schwanensee tanzt oder ein Jumbo-Jet sanft auf der Landepiste aufsetzt – sieht das nicht auch leicht und selbstverständlich aus? Natürlich wissen wir alle, dass dafür jahrelanges Training und stetige Perfektionierung vonnöten sind. Darüber hinaus braucht es individuelle Eignung, Leistungsbereitschaft und eine gute Ausbildung. In sozialen Berufen zeigt sich Professionalität vor allem in der Fähigkeit, eine Situation richtig einzuschätzen respektive analysieren zu können, das jeweils adäquate Handeln abzurufen sowie Situationen zu reflektieren und daraus zukünftiges Handeln abzuleiten. Die Soziokulturelle Animatorin, der Soziokulturelle Animator im Jugendtreff – um bei diesem Arbeitsfeld zu bleiben – schenkt vielleicht nur eine Cola ein. Aber auf der Hinterbühne  spielen sich vorher, während dem Einschenken und nachher noch ganz andere Prozesse ab:

  • Beobachtungen zur Gruppendynamik und die individuelle Entwicklung der beteiligten Jugendlichen
  • Reflexionen über die Auswirkungen von vorhandenen oder nicht vorhandenen anderen Räumen für Jugendlichen in der Gemeinde
  • Gedanken zur Positionierung der Jugendarbeit in der Gesellschaft
  • Zurechtlegen von Argumentationslinien, um die Interessen von Jugendlichen in Kommissionen und Arbeitsgruppen zu vertreten
  • Möglichkeiten der Einbindung von Jugendlichen in Projekte ausloten
  • Motivation der Jugendlichen, eigene Projektideen umzusetzen

All dies und noch viel mehr produziert und reproduziert eine unbestritten simple Handlung wie das Einschenken von Cola im Jugendtreff.

Wie bei einem Fliegenpilz ist der sichtbare, leuchtende Teil zwar offensichtlich, aber weder das Einzige noch das Wichtigste, um das System Fliegenpilz zu verstehen. So ist es auch im System Jugendarbeit. Nicht für das Einschenken einer Cola braucht es einen Bachelor-Abschluss, aber das Einschenken von Cola im Jugendtreff ist Teil eines komplexen Professionshandelns, zu welchem das Soziokultur-Studium eine solide Grundlage legt.

Die Studienrichtung Soziokultur des Bachelor-Studiums in Sozialer Arbeit
Als einzige Fachhochschule in der Deutschschweiz bietet die Hochschule Luzern im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit die Studienrichtung Soziokultur an. Soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren bauen Brücken zwischen Generationen und Kulturen. Sie arbeiten vielseitig, kreativ und selbstständig. Das Studium kann Vollzeit, Teilzeit oder berufsbegleitend absolviert werden.

Weitere Informationen: www.hslu.ch/soziokultur


von: Simone Gretler Heusser

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