Soziokultur

20 Rappen Hoffnung – Wenn aus Zwänzgerli Wohnungen werden und diese erst noch bezahlbar sind

20 Rappen Hoffnung – Wenn aus Zwänzgerli Wohnungen werden und diese erst noch bezahlbar sind

Kürzlich titelt der Tagesanzeiger «der Zwänzgerliverein wird 100». Grund des Artikels: Dieses Jahr feiert die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) ihr 100jähriges Bestehen. Es freute mich, die Gründungsgeschichte der ABZ dank des Artikels wieder aufzufrischen – sie ist für mich ein Zeichen der Hoffnung. Und auch Bestätigung, dass wir im Kleinen zu Grossem bewegen können.

Gegründet wurde die heutige ABZ von 15 Arbeiterfamilien, die ihre persönlichen Wohnverhältnisse verbessern wollten. In Zürich herrschte während des ersten Weltkrieges grosse Wohnungsnot und viele Arbeiterfamilien lebten in prekären Wohnverhältnissen. Deshalb gründeten sie eine Genossenschaft und bezahlten Monat für Monat 20 Rappen in die Kasse. Bereits nach 3 Jahren war diese auf 3’000 Mitglieder gewachsen. Vier Jahre später, 1920 konnten die Wohnungen bezogen und die erste Siedlung eingeweiht werden. Es braucht Menschen, die einen Traum haben, einen Veränderungswunsch und dann auch aktiv werden, diesen zu verwirklichen. Die Frage, die mich als Soziokulturelle Animatorin interessiert ist, wie wir als Gesellschaft zu diesem solidarischen Handeln kommen. Die Gründerinnen und Gründer des Zwänzgerlivereins versuchten nicht nur für ihre eigene Familie die Wohnqualität zu verbessern, sondern setzten sich dafür ein, dass angemessener Wohnraum für Viele möglich wird. Doch mit diesem Grosserfolg hatten sie wohl kaum gerechnet. Die ABZ ist heute eine wichtige Anbieterin von bezahlbarem Wohnraum im Raum Zürich. Heute leben über 11’000 Personen in der ABZ.

Dieses Beispiel zeigt klar auf, dass soziale Bewegungen und soziokulturelle Initiativen gesellschaftlichen Wandel mitprägen und dazu beitragen Veränderungen «in die richtige Richtung» anzustossen. Genau das ist es, was meiner Meinung noch weiter gestärkt werden muss. Otger Autrata, Leiter des Institut für subjektive Sozialforschung, RISS spricht von «verallgemeinernder Partizipation». Damit benennt er die solidarische Gestaltungskraft der Bevölkerung, Entwicklungsthemen zu erkennen und Veränderungen anstossen zu können und dadurch für Viele eine Steigerung der Lebensqualität zu ermöglichen. Heute sind das z.B. auch Initiativen wie jene eines Bildungsmotor.ch, welche einen Lernraum gegründet haben und Primarschülerinnen und -schüler Aufgabenhilfe anbieten.

Zurück zur ABZ: Die Genossenschafterinnen und Genossenschaftern werden unterstützt, damit sie sich für das nachbarschaftliche Zusammenleben in den jeweiligen Siedlungen engagieren können. In dem kurzen Dokumentarfilm «gemeinsam-engagiert» beleuchtet die ABZ das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner und würdigt dieses.

In den letzten fünf bis zehn Jahren arbeiten vermehrt auch Soziokulturelle Animatorinnen und Soziokulturelle Animatoren in genossenschaftlich organisierten Wohnsiedlungen. Sie unterstützen die Engagierten bei der Realisierung ihrer Projekte, sie vermitteln bei kleinen Streitigkeiten zwischen Nachbarinnen und Nachbaren und suchen zusammen mit der Bewohnerschaft nach geeigneten Lösungen. Zugleich haben sie die Nase im Wind, um missliche Entwicklungen früh zu erkennen und, wenn nötig, auch innovativ anzugehen.

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